Stemmen gegen den Abwärtstrend
Glacis-Galerie, Blautalcenter, Ex-Möbel-Mahler, Iller-Center – Einkaufszentren in Coronazeiten
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REGION ULM - Firmenpleiten, Ladenschließungen, begrenzte Öffnungszeiten: die Pandemie hat in den Einkaufscentern der Region deutliche Spuren hinterlassen. Nur vier Center-Neueröffnungen in ganz Deutschland wurden in die nun veröffentlichte Statistik des „EHI Retail Institute“, einem Forschungs- und Bildungsinstitut für den Handel, aufgenommen. Für die nächsten Jahre erwarten die Experten eine Welle an Veränderungen. Laut dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel wuchs der Markt im zweiten Halbjahr 2020 um 16,5 Prozent. Prozente, die im stationären Handel fehlen. Ein Blick auf die Center der Region.
Blautal-Center Das Einkaufszentrum an der Blaubeurer Straße in Ulm wurde bereits 1997 eröffnet und bietet 37 500 Quadratmeter Verkaufsfläche. Der Anteil an Handel beträgt 91,9 Prozent, 0,8 Prozent Dienstleistungen und 7,3 Prozent Gastronomie. Der Centermanager kann einen neuen Mieter verkünden: Je nach Lage der Pandemie werde im Mai oder Juni „Burger & Steak“auf die Fleischkarte setzen. Guido Reuter glaubt grundsätzlich weiter an das Konzept der Einkaufstempel – sofern die Pandemie bald ein Ende hat. „Man kann nicht sagen: Einkaufscenter funktionieren nicht.“Nur habe Corona Trends beschleunigt, die schon vor Corona da waren.
„Wenn ich meine Lieblingsturnschuhe kenne, muss ich die nicht im Geschäft einkaufen. Das geht auch online.“Und so vermutet Reuter, dass es in Zukunft in Einkaufszentren weit weniger Textil- und Schuhläden geben wird. Dafür aber andere Angebote: „Alles, was ich nicht so gut im Internet einkaufen kann, wird verstärkt in die Center kommen.“Brillen etwa. So werde im Blautal-Center etwa der Optiker „Eyes and More“seine Ladenfläche verdoppeln. Und auch der Konkurrent „Apollo Optik“habe Umbauarbeiten angekündigt.
Reuter findet: Einkaufscenter müssten als Erlebnispaket funktionieren, weil der bloße Einkauf zunehmend weniger genüge, um Menschen aus dem Haus zu locken. Dazu gehöre ein gutes gastronomisches Angebot und auch zusätzliche Ausstellungen. Wie zuletzt im Blautalcenter etwa die Terrakotta-Armee oder davor die Körperwelten, die sich deutlich positiv auf die Umsätze ausgewirkt hätten. Für einen Nachfolger gebe es bereits Ideen. Die Glacis-Galerie setzte in der Vergangenheit etwa auf Oldtimer-Schauen oder Auftritte von Promis.
Sedelhöfe Das Einkaufsquartier wurde 2020 eröffnet und bietet 18 000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Der Anteil an Handel liegt bei 88,5 Prozent, Dienstleistungen bei 0,4 und Gastronomie bei 11,1 Prozent. Zu den bisherigen Mietern der Einzelhandelsflächen gehören unter anderem TK Maxx (noch nicht eröffnet), Edeka, Dm-Drogeriemarkt, Snipes, Zalando Outlet, JD Sports, McDonalds (beide noch nicht eröffnet) und Five Guys. Ebenso bezieht der Fitnessstudiobetreiber Topfit 2500 Quadratmeter.
Nach Überzeugung der Autoren des EHI-Reports stehen die Sedelhöfe für einen deutschlandweiten Trend: In Anlehnung an die Idee des Marktplatzes sollen die Center künftig viel mehr sein als nur Orte zum Shoppen und Essen. Das Stichwort heißt Nutzungsmischung: Genau wie im urbanen Quartier können die Shoppingcenter neben dem üblichen Einkaufsund Gastronomieangebot auch Ärzte, Büchereien oder andere Bildungsund Gesundheitsangebote beherbergen. Eine Bücherei gibt es in den Sedelhöfen zwar noch nicht, doch die
Nutzungsmischung wird hier sehr deutlich.
Glacis-Galerie Das Einkaufszentrum wurde 2015 eröffnet. Die Verkaufsfläche beträgt 27 800 Quadratmeter, der Anteil an Handel laut EHI 94,1 Prozent, Dienstleister 1,4 Prozent und Gastronomie 1,4 Prozent. Gerade in Sachen Essen und Trinken tut sich etwas in der Glacis-Galerie. Wie Centermanager Torsten Keller auf Anfrage sagt, werde im ehemaligen Thai Curry jetzt definitiv ein neues Konzept angesiedelt. Der Vertrag mit dem bisherigen Mieter werde aufgelöst. Ein „Salatkonzept“soll folgen.
Den Namen könne Keller erst nach Vertragsunterzeichnung nennen, diese sei aber soweit nur noch eine Formsache. Andere neue Gastronomen haben nun unterschrieben: der argentinische Imbiss „Rincon Argentina“, das Teehaus „Machhia Tea“und eine „Chocobar“. Trotz der alles andere als planungssicheren Rahmenbedingungen durch Corona konnten die Mietverträge abgeschlossen werden.
Neu ist auch, dass mit der Bäckerei Bühr ein Ersatz für Sternenbäck an der „Grünen Brücke“gefunden wurde und der Vertrag mit der „Cafébar Milano“unterschrieben wurde. Keller: „Durch die unsichere Situation – keiner weiß, wann wir wieder normal öffnen können – werden die neuen Mieter leider erst etwas später an den Start gehen, als wir gemeinsam geplant hatten. Hier kommen wir den Mietern entsprechend entgegen.“Auch wenn sich der Franchisenehmer des Modelabels Camp David zurückgezogen habe: Nun sei sicher, dass die Muttergesellschaft hinter Camp David, die Clinton Großhandels-GmbH mit Sitz im brandenburgischen Hoppegarten, das Geschäft nach der Pandemie in Eigenregie weiterbetreiben werde.
Iller-Center