Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Container statt Zelte: Impfzentru­m hat sich verändert

In Neu-Ulm wurde groß umgebaut, die Kapazitäte­n verdoppelt – Darauf müssen sich Impfwillig­e einstellen

- Von Michael Kroha

NEU-ULM - Das Impfzentru­m in NeuUlm auf dem Nuvisan-Gelände wurde schon heftig kritisiert. Impflinge sprachen von einem „Blechconta­iner“und dass man sich als Neu-Ulmer dafür schämen müsse. Über Ostern wurde umgebaut. Zwar seien Beschwerde­n berücksich­tigt worden, sagt Dr. Christian Reh, Ärztlicher Leiter des Impfzentru­ms. Vor allem aber sei es darum gegangen, die Kapazitäte­n zu erweitern. Was sich vor Ort verändert hat, berichten er und Karlheinz Hebeler, zuständig für Personal und Logistik, bei einem Rundgang.

Die Fakten: Waren bislang bis zu 180 Impfungen pro Tag möglich, können jetzt in einer Schicht bis zu 350 Menschen immunisier­t werden. Zwar wäre ein Zwei-Schicht-Betrieb denkbar, doch das mache derzeit keinen Sinn, meint Reh. Weiterhin fehle es an Impfstoff – und das bleibe der große Knackpunkt. Dazu kommt, dass seit Sonntag in Neu-Ulm nicht mehr das Präparat von AstraZenec­a verabreich­t wird. Das steht nun den Hausarzt-Praxen zur Verfügung. In den staatliche­n Impfzentre­n gibt es nur noch die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna.

So standen am Mittwoch in NeuUlm nur 262 Personen auf der ImpfListe. Ohnehin würden lediglich ein Viertel aller Impfungen im Kreis in der Donaustadt stattfinde­n, ähnlich wie in Illertisse­n. Die meisten, gut die Hälfte, in Weißenhorn. Bis einschließ­lich Dienstag waren es 44 619 Impfungen im gesamten Kreis. Davon entfallen 33 812 auf Erst- und 10 807 auf Zweitimpfu­ngen. Mittlerwei­le sei man bei der Prio-Stufe zwei angelangt. Wann die nächste drankommt, ist unklar. Vier bis sechs Wochen werde es mindestens dauern, so Kerstin Weidner, Sprecherin des Landratsam­tes. Registrier­en sollen sich aber am besten jetzt schon alle.

Wer dann beim Impfzentru­m in Neu-Ulm ankommt, den erwarten nicht mehr die Partyzelte, die im Winter im Fokus der Kritik standen. Sie wurden ersetzt durch zwei hintereina­ndergestel­lte Container, sodass Wartende nicht mehr im Regen stehen müssten. Jedoch standen am Mittwoch wieder Menschen, auch höheren Alters, im Freien in der Schlange. Ein Senior mit Stock suchte Schutz vor der Sonne im Schatten eines Buschs neben der Einfahrt. Ein Großteil des Container-Gangs blieb hingegen frei. Wer die Anmeldung erfolgreic­h passieren konnte – und das schaffen laut Reh rund fünf Prozent derer, die einen Termin haben, nicht, weil sie die Nachweise für ihre Priorisier­ung nicht vorlegen können –, gelangt in einen vergrößert­en Warteberei­ch mit 20 Stühlen.

Wo bislang auf gleicher Fläche das aufklärend­e Gespräch mit dem Arzt und die Impfung stattfande­n, läuft nun auf zwei größeren Bildschirm­en ein Film zu Impfen und Corona. Eingericht­et wurde auch eine „Fast Lane“– eine Überholspu­r vor allem für die, die zum zweiten Mal da sind. Von dort geht es wenige Meter im überdachte­n Außenberei­ch in den eigentlich­en Ort des Geschehens, der im Normalfall der zeitlich kürzeste im gesamten Prozess ist. In drei separaten Räumen finden die Aufklärung­sgespräche mit den Ärzten statt, anschließe­nd erfolgt in einer der vier Impfkabine­n, die mit einem Vorhang verschleie­rt sind, der Piks. Nach dem Impfen geht es in den neu errichtete­n Ruhebereic­h, wo der Impfpass aktualisie­rt wird.

Insgesamt ist das Impfzentru­m von zehn auf 28 Container gewachsen. Auch das Personal wurde nahezu verdoppelt. Waren es anfangs zwei Ärzte sind es jetzt vier. Hinzu kommen vier Mitarbeite­r des medizinisc­hen Personals, das die Impfungen durchführt, sowie sechs für die Verwaltung. Alle sind bei der Forschungs­klinik Nuvisan angestellt. Deren Vertrag mit dem Freistaat läuft bis Ende Juni, mit der Option ihn bis September zu verlängern. „Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstan­ge“, sagt Reh. Wohl auch deshalb, weil womöglich aufgrund der Mutanten eine Auffrischu­ng notwendig werden könnte.

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FOTO: MICHAEL KROHA Dr. Christian Reh zeigt nach dem Umbau die Veränderun­g.

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