Sie haben Zeichen gesetzt in allen Epochen
Sonderausstellung „Frauen im Judentum“in Laupheim öffnet, sobald die Pandemie es zulässt
Die Sonderausstellung „Frauen im Judentum“ist Teil des bundesweiten Festjahres „2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Sie erinnert auch an die 1895 in Laupheim geborene Hertha Nathorff-Einstein. Sie war das erste Mädchen auf der hiesigen Lateinschule, studierte Medizin und wurde leitende Ärztin einer Berliner Kinderklinik. 1923 heiratete sie Erich Nathorff und führte mit ihm eine gemeinsame Praxis. Als Jüdin musste sie Deutschland 1939 mit ihrer Familie verlassen. Im Exil konnte sie ihren Beruf nicht mehr ausüben und schrieb unter anderem „Das Tagebuch der Hertha Nathorff“. Im hohen Alter starb sie 1993 in New York.
Vor diesem Hintergrund nimmt die Sonderausstellung das Thema Frauen im Judentum künstlerisch und biografisch auf. Drei Künstlerinnen und ein Künstler aus Deutschland sowie drei Künstlerinnen aus Jerusalem vermitteln ihre eigene Geschichte und die verschiedener, bedeutender jüdischer Frauen.
Nikolaus Mohr erinnert in seinen ● Arbeiten an zahlreiche Gedichte Hertha Nathorffs. Die kaum veröffentlichten Texte werden in kleinformatigen Aquarellen veranschaulicht. Ulla Mross geht in ihren Werken
● direkt auf das Tagebuch von Hertha Nathorff ein und hat die Technik des Holzschnitts dafür gewählt.
Marianne Hollenstein stellt Gedanken
● von Hannah Arendt malerisch und räumlich dar.
Chana Cromer arbeitet überwiegend
● mit Textilien. Diese stellen Verbindungen zu biblischen Geschichten und Frauenfiguren her, aber auch zu ihrer eigenen Biographie mit ihren Vorfahren, ihrer Mutter Leah und den Opfern der Shoa.
Bei Ruth Schreiber liegt der Fokus
● auf der Bedeutung biblischer Frauenfiguren in Tora und Talmud. Durch aktuelle Foto-Inszenierungen mit realen Personen provoziert sie Nähe zu ihnen und bewirkt damit Betroffenheit oder auch Befangenheit.
Im Zentrum ihrer Arbeiten
●
sieht Riva Pinsky-Awadish die in Gebeten und Liedern gesprochene oder gesungene Zeile von Generation zu Generation (hebräisch: l’dor va’dor).
Marlis E. Glaser zeigt gemalte ●
Portraits jüdischer Frauen aus verschiedenen Jahrhunderten und Ländern, die als Frauenrechtlerinnen, Wissenschaftlerinnen, Dichterinnen und Politikerinnen agiert haben – darunter auch ein Bildnis Hertha Nathorffs.
In der vielfältigen Ausstellung werden mehr als 100 Arbeiten gezeigt. „Sie geben einen höchst lebendigen Eindruck unterschiedlichster Frauenfiguren von der Bibel bis in die Gegenwart. In allen Epochen haben sie starke und nachwirkende Zeichen im jüdischen Leben ihrer Zeit gesetzt“, heißt es im Ankündigungstext des Museums. Bis zum 5. September kann man sich im Laupheimer Museum zur Geschichte von Christen und Juden ein Bild davon machen – sobald das Infektionsgeschehen es zulässt.