Schauspieler und mehr
Herr Gnann, Sie sind einer von 50 Prominenten, die an der Aktion #allesdichtmachen teilgenommen haben. Wie kamen Sie dazu?
Wie viele andere der Beteiligten bin ich „Tatort“-Mensch. Ich habe selbst in einigen Folgen mitgespielt, und viele der „Kommissare“sind Freunde von mir. Auch Mitinitiator Dietrich Brüggemann kenne ich persönlich. Als die Videos online gingen, habe ich das gemeinsam mit den Stuttgarter „Tatort“-Darstellern Richy Müller und Felix Klare verfolgt. Wir kannten die Videos der anderen Beteiligten nicht und waren selbst gespannt.
Seit diesem Zeitpunkt haben die Videos für jede Menge Aufmerksamkeit, positive wie negative, gesorgt. Haben Sie mit dieser Resonanz gerechnet und wie gehen Sie mit der Kritik um?
Überhaupt nicht. Ich hätte niemals erwartet, dass die Aktion so einschlägt. Als Schauspieler habe ich gelernt, mit Kritik umzugehen. Solange sie normal und sachlich bleibt, höre ich gerne zu und weiß sie zu schätzen. Vieles kann ich auch nachvollziehen. Dass es jetzt aber anonyme Hassmails gibt und wohl auch Morddrohungen, geht gar nicht. Ich hoffe sehr, dass die Urheber in diesen Fällen angezeigt werden. Ich habe aber auch über 1600 E-Mails von Menschen bekommen, die hinter mir stehen. Das sind für mich ernst zu nehmende Reaktionen.
Es gab aber auch sachliche Kritik. Menschen, die zum Beispiel Angehörige verloren haben oder selbst erkrankt waren, fühlten sich verletzt. Stehen Sie weiter zur Aktion und zu Ihrem Video?
Ich kann nur für mich selbst sprechen. Ich stehe weiter hinter meiner Teilnahme, meinem Video und zu differenzierter Meinungsäußerung. Ich wollte aber auch niemanden verletzen und ich weiß, dass Menschen in der Krise furchtbar leiden mussten, was mir für sie unheimlich leidtut. Dass manche der Videos Menschen verletzt haben, kann ich im Nachhinein nachvollziehen. Auch Schauspieler machen mal etwas falsch. Dann muss man aber auch zugestehen, dass sich jemand wie Richy Müller hinterher entschuldigt und die Entschuldigung akzeptieren.
Manche Kritiker haben Sie in die Nähe der „Querdenker“-Bewegung gerückt. In der Szene wurde die Aktion tatsächlich gefeiert. War das so geplant?
Wir bestätigen nicht die „Querdenker“,
Bernd Gnann, 1973 in Aulendorf geboren, wuchs in einer Landwirtsfamilie mit sieben Geschwistern auf und besuchte das Gymnasium in Blönried. Nach seiner Schauspielausbildung an der Stuttgarter Hochschule für Musik und Theater war er ab 1995 für zehn Jahre Ensemblemitglied am Staatstheater Stuttgart. Seit dieser Zeit ist er auch immer wieder in Fernsehrollen zu sehen, so im „Tatort“und anderen Serien. 2009 übernahm er die
In Ihrem Video haben Sie mit den Begriffen „Angst“und „Schiss“und mit Stilmitteln wie Sarkasmus gearbeitet. Wie lautet Ihre Botschaft ganz ohne Ironie oder Sarkasmus?
Wenn ich mit meinen Kindern so umgehen würde, wie derzeit mit der Gesellschaft umgegangen wird, würden sie krank werden. Wenn einem Kind gesagt wird: „Du darfst nicht zu deinen Großeltern, weil sie das umbringen könnte“, ist das für mich Angstmache. Sagt den Menschen doch einfach: „Bleibt zu Hause, besucht eure Angehörigen erst einmal nicht.“Das würde reichen. Die Kommunikation über Angstmache funktioniert nicht, das muss auch sachlich gehen.
Dazu kommen falsche Versprechen zur Impfgeschwindigkeit, Maskendeals und Ähnliches. Pflegerinnen und Pfleger werden mit 1500 Euro Corona-Bonus abgespeist, wo sie doch mindestens 5000 Euro brauchen würden. Das ist für mich wirklich Sarkasmus. Aerosolforscher sagen, dass man sich draußen nicht ansteckt, und wir reagieren mit Ausgangssperren. Das ist falsch. Die Politik macht Fehler, und das ist auch okay. Aber wir müssen darauf hinweisen dürfen.
Leitung des Karlsruher Kammertheaters. Zudem ist er als Hörspielsprecher tätig. (sz)