Hochprozentiges statt Hochexplosives
Die Finch Destillerie möchte auf einem ehemaligen Militärgelände in Ingstetten bald Whisky produzieren
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INGSTETTEN - Sie zählt zu den erfolgreichsten Whisky- und Gin-Produzentinnen in der Republik: die Finch Whiskydestillerie mit Sitz in Heroldstatt. Bis Ende vergangenen Jahres destillierte Agraringenieur Hans-Gerhard Fink noch in Nellingen, da er dort die Kündigung erhielt, lagern derzeit die Apparaturen in Breithülen.
Genauer gesagt gegenüber dem Remontedepot in zwei der insgesamt elf ehemaligen Bundeswehrblechhallen, die inzwischen im Eigentum der Gemeinde Heroldstatt sind. Dort befinden sich zudem 2000 volle Holzfässer, in denen zwischen 200 und 500 Liter Whisky lagern. Auch wenn aktuell nicht produziert wird, geht der Nachschub nicht aus. „Wir haben, nachdem wir wussten, dass wir Nellingen verlassen müssen, Tag und Nacht produziert, um genügend Vorrat zu haben“, erklärt Fink.
Wie geht es weiter? Fink wird konkret und bestätigt Gerüchte, die seit fünf Jahren die Runde machen. Seine Firma hat Interesse am ehemaligen französischen Munitionsdepot, das auf Ingstetter Markung liegt. Nach wie vor gehört das einstige Dépôt d’armée 61 der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Ein Verkauf der ehemaligen militärischen Liegenschaft ist nur im Einvernehmen mit Schelklingen möglich, das Rathaus selbst hat ein Vorkaufsrecht, macht davon aber kein Gebrauch, da die finanziellen Vorstellungen der BImA laut Rathauschef
Ulrich Ruckh „zu hoch sind“. Sowohl er, sein Gemeinderat und der Ingstetter Ortschaftsrat unterstützen die Finch Whiskydestillerie, die in nicht öffentlicher Sitzung ihre Planungen bereits vorgetragen hat. Das Recht der Bauleitplanung liegt nämlich schon heute bei der Stadtverwaltung.
Fink weiß, dass sie das Gelände, wenn der Preis akzeptabel ist, kaufen würde, um es dann wenig später an ihn weiterzuverkaufen. Das hat den Vorteil, dass man das Gelände nicht europaweit ausschreiben muss und die Stadt sich seinen neuen Eigentümer aussuchen kann.
Dieser kluge Schachzug wurde bereits vor einem Jahrzehnt beim rund 500 Meter entfernten Remontedepot Breithülen schon einmal angewandt, das bis 2004 ein Mobilmachungsstützpunkt der Bundeswehr war. Die Gemeindeverwaltung Heroldstatt kaufte das ausrangierte Militärgelände, um es kurz danach an die Schuhfabrik Vitaform zu veräußern.
Fink plant, in den ehemaligen erdüberdeckten Bunkern und Munitionshäusern, von denen er bereits zwei von der BImA gemietet hat, Teile seiner Brennerei „als Gläserne Produktion“wieder aufzubauen. Außerdem möchte er auf dem Gelände seine rund 5000 Whisky- und GinFässer, die sich derzeit noch an verschiedenen Standorten stapeln, zentral lagern.
Dem ist nicht genug. Seine Vision ist, dort in Zukunft schottische Highlandrinder weiden zu lassen, den Menschen in einer Ausstellung die Land- und Forstwirtschaft näherzubringen, regionale Produkte aller Art anzubieten, Stellflächen für Wohnmobile einzurichten und Einkehrmöglichkeiten für Wanderer und
Radfahrer zu schaffen. Dass das keine Hirngespinste sind, zeigt sich daran, dass der Investor bereits auf eigene Kosten ein entsprechendes Bebauungsplanverfahren für rund 100 000 Euro angeschoben hat.
Fink macht kein Geheimnis daraus, dass er noch bis Herbst dieses Jahres wartet. Sollte bis dahin keine politische Entscheidung zwischen der BImA und der Stadtverwaltung Schelklingen gefallen sein, zieht er sich vom Projekt Dépôt d’armée 61 zurück und geht anderen Plänen nach.
Unabhängig davon hat der Brennmeister, im Anschluss an das umzäunte Gelände mit den elf ehemaligen Bundeswehrblechhallen, ein knapp 2700 Quadratmeter großes Grundstück in Breithülen gekauft. Dort steht die ehemalige, rund 500 Quadratmeter große Raufutterscheune des 1898 eingeweihten Remontedepots. Fink wird an diesem historischen Ort die Brennerei mit Verkostungsraum und Verkaufsshop einrichten. Außerdem liegt schon ein Plan für einen 400 Quadratmeter großen Anbau im Süden vor, den er im Mai dem Heroldstatter Gemeinderat zur Genehmigung vorlegen wird. Dort sieht Fink das Fertigwarenlager und die Technik vor.