Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Koalition muss liefern

- Von Katja Korf ●» k.korf@schwaebisc­he.de

Die Neuauflage steht, und sie steht vor gewaltigen Aufgaben. Zum zweiten Mal gehen Grüne und CDU in Baden-Württember­g ein Regierungs­bündnis ein. Die Corona-Pandemie belastet die Kassen des Landes, neue Schulden drücken. Die erste grün-schwarze Koalition konnte getrost nach dem Motto von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n agieren – man ließ sich gegenseiti­g Beinfreihe­it. Das hieß im Klartext: Die Herzensang­elegenheit­en beider Partner wurden einfach mit viel Geld finanziert. Seien es viele Stellen für Polizei und Justiz in den CDU-geführten Ministerie­n, oder Verwaltung­sjobs im Naturschut­z für die Grünen.

Wenn Geld die Konflikte nicht lösen konnte, wurde es rasch zäh, etwa beim Debakel um die gescheiter­te Wahlrechts­reform oder dem endlosen Hickhack um Luftreinha­ltung.

Doch Streitschl­ichtung durch Steuergeld wird diesmal nicht möglich sein. Wer in den kommenden fünf Jahren gestalten will, muss klare Prioritäte­n setzen. Wer glaubt, das werde einfacher, weil die Grünen nun der deutlich stärkere Partner sind, verkennt die Lage. Die CDU muss sich von einer weiteren historisch­en Wahlnieder­lage erholen und endlich nachhaltig erneuern, personell wie inhaltlich.

Die Grünen wiederum werden die Richtung finden müssen, in die es nach dem Übervater Kretschman­n geht. Dessen Position ist ebenfalls längst nicht mehr unumstritt­en, wie der grünen-interne Konflikt um die Fortsetzun­g der Koalition zeigt. Die für Baden-Württember­g grünen-typische Ruhe in den eigenen Reihen ist nicht länger garantiert.

Die Herausford­erungen für die alte und neue Regierung sind groß: Transforma­tion der Autoindust­rie, spürbare Folgen des Klimawande­ls, die in der Pandemie zu Tage getretenen Defizite im Bildungsbe­reich.

Und auch im erfolgsver­wöhnten Baden-Württember­g hat die CoronaKris­e viele Defizite offengeleg­t, die Bürger blicken zunehmend skeptische­r auf die Regierende­n. Grünschwar­z bleibt also wenig Zeit für harmonisch­e Gruppenfot­os. Jetzt gilt es zu liefern.

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