Durchaus eine Retourkutsche
Auch wenn Helga Reichert das so nicht sagt: Dass die bei ihrer Premiere in Biberach gefeierte Intendantin zusammen mit ihrem Mann Adrian Kutter, der 2020 zum Biberacher Ehrenbürger ernannt wurde, quasi vor der Biberacher Haustür und in zeitlicher Nähe zu den Filmfestspielen ein neues Festival aus der Taufe hebt, darf bei den hiesigen Organisatoren durchaus als Retourkutsche gesehen werden. Noch immer scheint die empfundene Kränkung bei beiden groß zu sein. Dass nun die bisherigen Biberacher Festivalmacher in Ravensburg neu starten wollen, während die in Ravensburg aufgewachsene Nathalie Arnegger in Biberach die Fäden zieht, verleiht dem Ganzen eine zusätzliche realsatirische Note.
Der Biberacher Filmfestverein tut gut daran, mit der Ankündigung des neuen Festivals in Ravensburg gelassen umzugehen und nicht erneut nachzutreten. Auch Helga Reichert scheint gewillt, das Geschehene hinter sich zu lassen und sich auf ihre neue Aufgabe konzentrieren zu wollen. Die Filmschaffenden wären ebenfalls gut beraten, sich nicht weiter in Zwistigkeiten verwickeln zu lassen. Nach rund eineinhalb Jahren gefühlter Corona-Pause sollte die Branche im Herbst jede Gelegenheit nutzen, sich und ihre Filme wieder vor Livepublikum zu präsentieren. Dass dies in der Region dann bei zwei Festivals passieren könnte, ist das Gute, das die ganze Sache für alle oberschwäbischen Cineasten hat.