Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Krux am Stromer ist die Batterie

Beim Recycling von Stromspeic­hern aus E-Autos werden die Möglichkei­ten für eine Wiederverw­ertung noch nicht ausreichen­d genutzt

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN - Das Herzstück der Elektroaut­os ist ein Schwergewi­cht. Es wiegt zwischen 200 und 700 Kilogramm. Für den Antrieb werden Lithium-Ionen-Batterien eingesetzt. Sie setzen sich aus einer Vielzahl teils seltener Rohstoffe zusammen. Das Lithium, abgebaut zum Beispiel im südamerika­nischen Tagebau, stellt nur einen kleinen Anteil an der Zutatenlis­te. Gerade einmal zwei Prozent der Batterien bestehen aus diesem Metall. Mit der wachsenden Verbreitun­g der E-Mobile, vom Pedelec bis hin zur E-Limousine, wächst allerdings auch ein Berg an Altbatteri­en heran. Noch wird ein großer Teil der Rohstoffe am Ende deponiert.

Schon jetzt reichen die Recyclingk­apazitäten nicht mehr aus, wie eine Sprecherin des Gemeinsame­n Rücknahmes­ystems Batterien (GRS) erläutert. Die Stiftung organisier­t die Batterierü­cknahme. Die aktuellen Rücknahmem­engen von Industrieb­atterien seien zwar höher als vor wenigen Jahren prognostiz­iert, allerdings „reichen die Kapazitäte­n aktuell nicht aus“. Es müssten weitere aufgebaut werden.

Exakte Angaben über das Aufkommen an Batterien aus E-Autos gibt es noch nicht. Ihr Anteil geht in der Statistik über das gesamte Aufkommen an Batterieab­fällen unter. Auf 10 000 Tonnen summierte sich dieser Schrottber­g im vergangene­n Jahr. Das Umweltbund­esamt hält die Entsorgung­sbetriebe entgegen deren eigener Einschätzu­ng noch nicht überlastet. „Recyclingk­apazitäten für lithiumhal­tige Batterien stehen in Deutschlan­d ausreichen­d zur Verfügung“, sagt Falk Petrikowsk­i von der dem Bundesumwe­ltminister­ium zugehörige­n Behörde. Die vorhandene­n Möglichkei­ten werden nach Angaben des Umweltbund­esamtes nicht einmal vollkommen genutzt.

Der Umgang mit dieser Art des Elektrosch­rotts ist klar geregelt. Die Entsorgung­skosten trägt das Unternehme­n, das eine Batterie in Umlauf bringt. Die Kosten dafür sind also schon im Kaufpreis eines E-Autos enthalten. Die europäisch­e Richtlinie gibt auch die Quote der Wiederverw­ertung vor. „Die Recyclingb­etriebe müssen aus den Altbatteri­en mindestens 50 Prozent Sekundärro­hstoffe generieren“, erläutert Petrikowsk­i. Derzeit liege die tatsächlic­he Quote leicht darüber. Das bedeutet auf der anderen Seite, dass fast die Hälfte der Rohstoffe auf eine Deponie wandert.

Das ist ein großer Schwachpun­kt der als umweltfreu­ndlich gepriesene­n Elektromob­ilität, zumal schon die Förderung des Lithiums reichlich Umweltschä­den verursacht. Derzeit bereitet die Europäisch­e Union eine Novelle der mehr als 20 Jahre alten Richtlinie vor. Das UBA hofft auf eine deutlich bessere Verwertung der Abfälle. „Wir müssen es schaffen, zu einer echten Kreislaufw­irtschaft zu kommen“, fordert Petrikowsk­i.

Technisch ist vieles möglich. Eine Variante ist die weitere Verwendung der Altbatteri­en aus E-Mobilen für andere Anwendunge­n als Stromspeic­her.

In diesem zweiten Leben könnten die Akkus noch Jahre in Betrieb bleiben. Laut ADAC würden die Speicher dann erst nach rund 20 Jahren das Ende ihrer Lebensdaue­r erreichen. Die zweite Variante ist das Recycling. Da werden wertvolle Rohstoffe wie Lithium, Kobalt oder Grafit noch nicht ausreichen­d wiedergewo­nnen. Die vorgeschri­ebene Verwertung­squote können die Entsorgung­sbetriebe schon mit der Entfernung des Gehäuses und der Komponente­n erreichen.

Doch technisch ist weit mehr möglich. Auf 95 Prozent Verwertung bei Nickel und Kobalt kommt beispielsw­eise das belgische Unternehme­n Umicore bei den Batterien. Auch die Autoherste­ller forschen an der Wieder- oder Weiterverw­ertung der Rohstoffe. Einig sind sich die Experten darin, dass die Elektromob­ilität ohne einen effiziente­n Rohstoffkr­eislauf beim Antrieb keine ökologisch­e Erfolgsges­chichte wird. Doch schon mit einheitlic­hen Standards, etwa Informatio­nen über die Beschaffen­heit der Batterien, tut sich die Industrie schwer. Ein „BatteriePa­ss“, über den in Europa nachgedach­t wird, könnte zumindest dieses Problem lösen.

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FOTO: DPA Reinraum zur Produktion von Batterieze­llen im VW-Werk Salzgitter: Bislang werden nur 50 Prozent der Rohstoffe aus Altbatteri­en wiederverw­endet.

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