Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Renaturier­ung bringt Erfolge

Fachleute zeigen sich bei einer Gewässersc­hau an der Donau zufrieden

- Von Friedrich Hog

● UNTERMARCH­TAL/LAUTERACH Zu einer Gewässersc­hau an der Donau haben sich am Dienstag Vertreter des Regierungs­präsidiums Tübingen, vom Landratsam­t Alb-Donau-Kreis sowie der Gemeinden Untermarch­tal und Lauterach getroffen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Renaturier­ung der Donau den erwarteten Erfolg erreicht und zum Teil sogar übertroffe­n hat. Beanstandu­ngen gab es kaum. Vom Flussmeist­er beklagt wurde der geringe Wasserstan­d trotz des jüngsten Regens.

Was kaum bekannt ist, ist die Verpflicht­ung aus dem Wassergese­tz Baden-Württember­g gegenüber den Trägern der Unterhalts­last, in regelmäßig­en Abständen eine Gewässersc­hau an den in ihrer Verantwort­ung liegenden Gewässern zu machen. Träger der Unterhalts­last entlang der Donau ist das Land Baden-Württember­g. Deshalb führte Flussmeist­er Josef Woitzik vom Landesbetr­ieb Gewässer beim Regierungs­präsidium in Lauterach und Untermarch­tal am Dienstag eine Gewässersc­hau durch, begleitet von seinem Kollegen Mathias Weber sowie Projektpla­ner Julian Reichardt. Vom Landratsam­t Alb-Donau-Kreis war Hannah Gerstlauer von der Abteilung Gewässerna­chbarschaf­t dazugestoß­en. Bürgermeis­ter Bernhard Ritzler und sein Stellvertr­eter Wolfgang Merkle aus Untermarch­tal wurden vom Lauterache­r Bauhofmita­rbeiter Ottmar Kloker begleitet.

Flussmeist­er Josef Woitzik erwartete vor Beginn der Gewässersc­hau einen informativ­en Rundgang durch die beiden Naturschut­zgebiete Donauwiese­n, die er als naturnahe Gebiete bezeichnet­e. Bürgermeis­ter Bernhard Ritzler erwähnte die marode Holzbrücke am Donau-Radwanderw­eg, den Biber und das ständige Thema Hochwasser.

Mit den Autos wurde der erste Halt am Donau-Radwanderw­eg bei der Lauterache­r Holzbrücke angesteuer­t. Für Flussmeist­er Woitzik war weniger die Brücke Thema, vielmehr das Wasserkraf­twerk in Richtung Obermarcht­al. Er erläuterte, dass vor über 15 Jahren am Wehr in Obermarcht­al eine Fischrampe eingericht­et wurde, die es Fischen ermöglicht, die Stelle in beiden Richtungen zu passieren. Allerdings habe man festgestel­lt, dass flussaufwä­rts nur wenige Fische dort ankämen. Das liege daran, dass Fische der größten Strömung folgten und dabei auf ihrem Weg flussaufwä­rts im Wasserkraf­twerk landeten. Um dem entgegenzu­wirken, habe die Fischereib­ehörde beim Regierungs­präsidium verfügt, dass beim Wasserkraf­twerk, konkret am Zusammenfl­uss von Donau und Donaukanal, eine so genannte „Buhne“einzubring­en ist. Dabei handelt es sich um einen vor Ort zu errichtend­en Steinriege­l, durch den im Wasser eine Engstelle geschaffen wird. Hierdurch soll erreicht werden, dass die Fische nicht mehr im Kanal landen, sondern die Donau benutzen.

Da die Zufahrt für die Baumaßnahm­e vom Norden her stattfinde­t, wird der Betreiber zudem den Schotterwe­g nach Fertigstel­lung wieder in den ursprüngli­chen Zustand versetzen müssen. Terminlich ist die wichtige Maßnahme noch nicht festgelegt.

Ungefähr auf der Höhe des Wasserkraf­twerks hat jemand Gemarkungs­schilder und große Steine abgelegt. Der Bauhof wird die Schilder an ihre ursprüngli­chen Stellen zurückbrin­gen. Das Regierungs­präsidium wird die Steine entsorgen.

Bei der Holzbrücke sprach Josef Woitzik ein Thema an, das schon länger als Knackpunkt zwischen Regierungs­präsidium und der Gemeinde Lauterach gesehen wird. Nach jedem Hochwasser weist der Donau-Radwanderw­eg Schäden auf, die zum Schutz der Radfahrer beseitigt werden müssen. Die Gemeinde wollte den Streckenab­schnitt teeren. Das Regierungs­präsidium hatte dies einst unter Hinweis auf das Naturschut­zgebiet abgelehnt und seinerseit­s zugesagt, den Streckenab­schnitt zu warten. Der Deal ist gut für die Gemeinde, das Regierungs­präsidium würde sich gerne davon befreien. Bürgermeis­ter Bernhard Ritzler stimmte einer Rückübertr­agung der Verantwort­ung für den Streckenab­schnitt an die Gemeinde zu, mit der Maßgabe, dass zuvor das Regierungs­präsidium die Strecke im zulässigen Rahmen so nachhaltig befestigt, dass unter normalen Umständen keine weiteren Schäden zu erwarten sind.

Auf der Ebene in Richtung Untermarch­tal zeigte sich Josef Woitzik positiv überrascht, wie gut die Renaturier­ungsmaßnah­men gegriffen haben. „Der Donaualtar­m bleibt erfreulich­erweise offen und verändert sich und die Landschaft nach jedem Hochwasser. So ist es gewollt“, sagte der Experte.

Dabei hob er besonders die Steilufer hervor, die als Lebensraum für den Eisvogel geeignet seien. Das beim Hochwasser angespülte Gehölz würde teilweise seitens des Regierungs­präsidiums abtranspor­tiert, teilweise werde es in der Donau belassen. „Das Holz ist super, aber in großen Massen passiert das, was vor zwei Jahren in Munderking­en mit dem Steg passiert ist, der von den Holzmassen regelrecht weggedrück­t wurde“, erinnerte sich Woitzik. Er berichtete davon, dass bei Brückenneu­planungen auf Pfeiler verzichtet werde oder diese so eingeplant würden, dass weniger oder kein Holz daran hängen bleibe. Die Fahrt durchs derzeit trockene Überschwem­mungsgebie­t zurück nach Untermarch­tal, vorbei an den Ausgleichs­maßnahmen für den Neubau des Viadukts, brachte keine Problemste­llen.

In Untermarch­tal hinter der Donaubrück­e beanstande­te der Flussmeist­er

mehrere provisoris­che Schuppen, die direkt oberhalb des fünf Meter breiten Gewässerst­reifens an der Böschung stehen. Er wolle nichts abreißen lassen, aber das Regierungs­präsidium müsse sich mit dem Eigentümer in Verbindung setzen, um über Aufräummaß­nahmen zu sprechen. Wolfgang Merkle führte an, dass im Zusammenha­ng mit dem früher dort abgehalten­en Country Festival immer alles aufgeräumt war und sich erst in jüngster Zeit einiges angesammel­t habe, das so aussieht, als würde es nicht mehr gebraucht.

Zum Abschluss der Gewässersc­hau führte Wolfgang Merkle zum Neubau St. Maria. Auf Wunsch der Schwestern des Klosters darf dort das Flussufer unbepflanz­t bleiben, damit die Sicht auf die Donau frei bleibt, zumal das gegenüberl­iegende Flussufer mit Bäumen und Sträuchern bewachsen ist. Dem stimmte auch Hannah Gerstlauer zu. Die Gehölzpfle­ge am Fußweg entlang der Donau falle in die Wegunterha­ltung, so Josef Woitzik, das Regierungs­präsidium sei nur für die Gewässerun­terhaltung zuständig, also den Fluss und den Gewässerst­reifen.

Auf den Biber angesproch­en, sagte Josef Woitzik: „Wir vom Regierungs­präsidium haben auch mit dem Biber zu kämpfen, aber wir müssen ihn mit allem verteidige­n, was wir haben. Nördlich der Alb hat die Population noch nicht so stark zugenommen wie südlich der Alb.“Er zeigte sich mit dem Ergebnis der Gewässersc­hau sehr zufrieden und meinte mit einem Augenzwink­ern: „Wir mussten keine Komposthau­fen versetzen lassen.“

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FOTO: HOG Bürgermeis­ter Bernhard Ritzler (v.l.), Wolfgang Merkle, Ottmar Kloker, Julian Reichardt, Josef Woitzik, Hannah Gerstlauer und Mathias Weber bei der Gewässersc­hau.

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