Renaturierung bringt Erfolge
Fachleute zeigen sich bei einer Gewässerschau an der Donau zufrieden
● UNTERMARCHTAL/LAUTERACH Zu einer Gewässerschau an der Donau haben sich am Dienstag Vertreter des Regierungspräsidiums Tübingen, vom Landratsamt Alb-Donau-Kreis sowie der Gemeinden Untermarchtal und Lauterach getroffen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Renaturierung der Donau den erwarteten Erfolg erreicht und zum Teil sogar übertroffen hat. Beanstandungen gab es kaum. Vom Flussmeister beklagt wurde der geringe Wasserstand trotz des jüngsten Regens.
Was kaum bekannt ist, ist die Verpflichtung aus dem Wassergesetz Baden-Württemberg gegenüber den Trägern der Unterhaltslast, in regelmäßigen Abständen eine Gewässerschau an den in ihrer Verantwortung liegenden Gewässern zu machen. Träger der Unterhaltslast entlang der Donau ist das Land Baden-Württemberg. Deshalb führte Flussmeister Josef Woitzik vom Landesbetrieb Gewässer beim Regierungspräsidium in Lauterach und Untermarchtal am Dienstag eine Gewässerschau durch, begleitet von seinem Kollegen Mathias Weber sowie Projektplaner Julian Reichardt. Vom Landratsamt Alb-Donau-Kreis war Hannah Gerstlauer von der Abteilung Gewässernachbarschaft dazugestoßen. Bürgermeister Bernhard Ritzler und sein Stellvertreter Wolfgang Merkle aus Untermarchtal wurden vom Lauteracher Bauhofmitarbeiter Ottmar Kloker begleitet.
Flussmeister Josef Woitzik erwartete vor Beginn der Gewässerschau einen informativen Rundgang durch die beiden Naturschutzgebiete Donauwiesen, die er als naturnahe Gebiete bezeichnete. Bürgermeister Bernhard Ritzler erwähnte die marode Holzbrücke am Donau-Radwanderweg, den Biber und das ständige Thema Hochwasser.
Mit den Autos wurde der erste Halt am Donau-Radwanderweg bei der Lauteracher Holzbrücke angesteuert. Für Flussmeister Woitzik war weniger die Brücke Thema, vielmehr das Wasserkraftwerk in Richtung Obermarchtal. Er erläuterte, dass vor über 15 Jahren am Wehr in Obermarchtal eine Fischrampe eingerichtet wurde, die es Fischen ermöglicht, die Stelle in beiden Richtungen zu passieren. Allerdings habe man festgestellt, dass flussaufwärts nur wenige Fische dort ankämen. Das liege daran, dass Fische der größten Strömung folgten und dabei auf ihrem Weg flussaufwärts im Wasserkraftwerk landeten. Um dem entgegenzuwirken, habe die Fischereibehörde beim Regierungspräsidium verfügt, dass beim Wasserkraftwerk, konkret am Zusammenfluss von Donau und Donaukanal, eine so genannte „Buhne“einzubringen ist. Dabei handelt es sich um einen vor Ort zu errichtenden Steinriegel, durch den im Wasser eine Engstelle geschaffen wird. Hierdurch soll erreicht werden, dass die Fische nicht mehr im Kanal landen, sondern die Donau benutzen.
Da die Zufahrt für die Baumaßnahme vom Norden her stattfindet, wird der Betreiber zudem den Schotterweg nach Fertigstellung wieder in den ursprünglichen Zustand versetzen müssen. Terminlich ist die wichtige Maßnahme noch nicht festgelegt.
Ungefähr auf der Höhe des Wasserkraftwerks hat jemand Gemarkungsschilder und große Steine abgelegt. Der Bauhof wird die Schilder an ihre ursprünglichen Stellen zurückbringen. Das Regierungspräsidium wird die Steine entsorgen.
Bei der Holzbrücke sprach Josef Woitzik ein Thema an, das schon länger als Knackpunkt zwischen Regierungspräsidium und der Gemeinde Lauterach gesehen wird. Nach jedem Hochwasser weist der Donau-Radwanderweg Schäden auf, die zum Schutz der Radfahrer beseitigt werden müssen. Die Gemeinde wollte den Streckenabschnitt teeren. Das Regierungspräsidium hatte dies einst unter Hinweis auf das Naturschutzgebiet abgelehnt und seinerseits zugesagt, den Streckenabschnitt zu warten. Der Deal ist gut für die Gemeinde, das Regierungspräsidium würde sich gerne davon befreien. Bürgermeister Bernhard Ritzler stimmte einer Rückübertragung der Verantwortung für den Streckenabschnitt an die Gemeinde zu, mit der Maßgabe, dass zuvor das Regierungspräsidium die Strecke im zulässigen Rahmen so nachhaltig befestigt, dass unter normalen Umständen keine weiteren Schäden zu erwarten sind.
Auf der Ebene in Richtung Untermarchtal zeigte sich Josef Woitzik positiv überrascht, wie gut die Renaturierungsmaßnahmen gegriffen haben. „Der Donaualtarm bleibt erfreulicherweise offen und verändert sich und die Landschaft nach jedem Hochwasser. So ist es gewollt“, sagte der Experte.
Dabei hob er besonders die Steilufer hervor, die als Lebensraum für den Eisvogel geeignet seien. Das beim Hochwasser angespülte Gehölz würde teilweise seitens des Regierungspräsidiums abtransportiert, teilweise werde es in der Donau belassen. „Das Holz ist super, aber in großen Massen passiert das, was vor zwei Jahren in Munderkingen mit dem Steg passiert ist, der von den Holzmassen regelrecht weggedrückt wurde“, erinnerte sich Woitzik. Er berichtete davon, dass bei Brückenneuplanungen auf Pfeiler verzichtet werde oder diese so eingeplant würden, dass weniger oder kein Holz daran hängen bleibe. Die Fahrt durchs derzeit trockene Überschwemmungsgebiet zurück nach Untermarchtal, vorbei an den Ausgleichsmaßnahmen für den Neubau des Viadukts, brachte keine Problemstellen.
In Untermarchtal hinter der Donaubrücke beanstandete der Flussmeister
mehrere provisorische Schuppen, die direkt oberhalb des fünf Meter breiten Gewässerstreifens an der Böschung stehen. Er wolle nichts abreißen lassen, aber das Regierungspräsidium müsse sich mit dem Eigentümer in Verbindung setzen, um über Aufräummaßnahmen zu sprechen. Wolfgang Merkle führte an, dass im Zusammenhang mit dem früher dort abgehaltenen Country Festival immer alles aufgeräumt war und sich erst in jüngster Zeit einiges angesammelt habe, das so aussieht, als würde es nicht mehr gebraucht.
Zum Abschluss der Gewässerschau führte Wolfgang Merkle zum Neubau St. Maria. Auf Wunsch der Schwestern des Klosters darf dort das Flussufer unbepflanzt bleiben, damit die Sicht auf die Donau frei bleibt, zumal das gegenüberliegende Flussufer mit Bäumen und Sträuchern bewachsen ist. Dem stimmte auch Hannah Gerstlauer zu. Die Gehölzpflege am Fußweg entlang der Donau falle in die Wegunterhaltung, so Josef Woitzik, das Regierungspräsidium sei nur für die Gewässerunterhaltung zuständig, also den Fluss und den Gewässerstreifen.
Auf den Biber angesprochen, sagte Josef Woitzik: „Wir vom Regierungspräsidium haben auch mit dem Biber zu kämpfen, aber wir müssen ihn mit allem verteidigen, was wir haben. Nördlich der Alb hat die Population noch nicht so stark zugenommen wie südlich der Alb.“Er zeigte sich mit dem Ergebnis der Gewässerschau sehr zufrieden und meinte mit einem Augenzwinkern: „Wir mussten keine Komposthaufen versetzen lassen.“