Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Amateurtur­niere in der Schwebe

Reitsport: Vereine aus der Region hoffen auf den Sommer – Turnier in Öpfingen für Profis und Kaderreite­r

- Von Andreas Wagner

EHINGEN - Normalerwe­ise startet im Frühjahr im Reitsport die TurnierSai­son im Freien, schon der Mai ist gewöhnlich ein Monat mit vielen Veranstalt­ungen. Doch bisher gab es im Jahr 2021 für Amateurrei­ter keine Gelegenhei­ten, sich mit anderen zu messen. Lediglich Turniere für Profiund Kaderreite­r sind derzeit erlaubt. Wann der Amateurspo­rt grünes Licht erhält, ist noch offen – eine schwierige Situation für die Veranstalt­er bei ihrer Turnierpla­nung. Die SZ hat sich bei Verantwort­lichen einiger Reitverein­e aus der Region umgehört und nach deren Plänen für 2021 gefragt.

RSG Öpfingen

Die Reitsportg­emeinschaf­t wird vom 27. bis 30. Mai ein Turnier ausrichten, an dem allerdings – weil derzeit nichts anderes möglich ist – ausschließ­lich Profi- und Kaderreite­r starten werden. Zuschauer sind nicht zugelassen, die Auflagen zum Hygienesch­utz sind groß. Die Öpfinger profitiere­n dabei von ihren Erfahrunge­n im Sommer vergangene­n Jahres, als sie schon einmal in PandemieZe­iten ein Turnier veranstalt­eten. Damals allerdings durften auch Amateurrei­ter teilnehmen, das ist im Mai 2021 nicht möglich. Dennoch hält die RSG an ihrer Veranstalt­ung fest, an der nur Kader-Athleten sowie Profis startberec­htigt sind.

Der Öpfinger Turnierdir­ektor Michael Füß, der die Reitanlage in Öpfingen betreibt, zählt auch dazu. „Für uns Geschäftsl­eute ist es sehr wichtig, dass die Pferde Turniere reiten können“, sagt er. Aber nicht nur er, sondern auch andere RSG-Reiter wie beispielsw­eise Jannick Kästle, einem Kadermitgl­ied, oder Samantha Laack, die sich zu Jahresbegi­nn der Öpfinger Reitsportg­emeinschaf­t angeschlos­sen hatte, waren schon in den vergangene­n Wochen bei Turnieren am Start und werden auchbeim Heimturnie­r mit mehr als einem Dutzend Prüfungen bis Klasse S** an den Start gehen.

Doch auch die Amateurrei­ter aus dem eigenen Verein und aus der Region hat Füß im Blick. Wenn es nach ihm gehe, sagt er, soll in Öpfingen im Sommer ein zweites Turnier in diesem Jahr stattfinde­n. „Wir brauchen die Amateurrei­ter, deshalb müssen wir schauen, wie sich das Gesehehen weiter entwickelt.“Sollten in den nächsten Monaten auch wieder Veranstalt­ungen für alle Reiter erlaubt sein, schwebt Michael Füß ein zweitägige­s Turnier für den Amateurspo­rt im August vor.

RFV Ehingen

Auf der Reitanlage am Stoffelber­g hätte Mitte Mai das Jugend- und Springturn­ier ausgetrage­n werden sollen, doch es wurde abgesagt. „Es gibt ja zurzeit grundsätzl­ich keine

Amateurtur­niere“, sagt Angelika Aierstok, Vorsitzend­e des RFV Ehingen. Dass Turniere für Profis und Kaderreite­r möglich sind, ist für den RFV uninteress­ant. „Das ist nicht unsere Richtung. Wir wollen für die Jugend was machen, für die Amateure, für die Reiter aus der Region“, so Aierstok, die bedauert, dass der Amateur- und Breitenspo­rt schon seit vielen Monaten lahmgelegt ist. Aus Sicht der RFVVorsitz­enden müssten die Belange der Kinder und Jugendlich­en stärker berücksich­tigt werden, sonst leide darunter der gesamte Reitsport. „Man hat das Gefühl, dass allgemein der Sport außen vor gelassen wird.“

Angelika Aierstok vermisst derzeit auch die Perspektiv­en für den Amateurspo­rt, eine Art Stufenplan, wie es ihn im vergangene­n Jahr im Frühjahr gab. „Momentan hängen wir total in der Luft.“Die Hoffnung im Ehinger Reit- und Fahrverein richtet sich auf den Sommer: Das Springturn­ier wurde auf 31. Juli und 1. August gelegt, der Termin für das Dressurtur­nier am 19./20. September steht ohnehin. Noch offen ist, ob das Jugendturn­ier nachgeholt wird. „Wir würden es gern ausrichten, aber da müssen wir abwarten“, sagt Angelika Aierstok. Auch wird es davon abhängen, ob man noch einen Termin findet, wenn Amateurtur­niere erst mal wieder erlaubt sind. Denn Turniere ausrichten wollen viele – „aber man braucht dafür auch Funktionär­e wie Wertungsri­chter“.

Eine Rolle spielt für den RFV zudem, ob Zuschauer zugelassen sind. Im Vorjahr, als der Verein im Sommer an zwei Wochenende­n Turniere ausrichtet­e, war die Anzahl an Personen, Reiter und Zuschauer, auf der Anlage begrenzt. Manche Vereine entschiede­n sich für mehr Starter und keine Zuschauer, in Ehingen war eine bestimmte Zahl an Zuschauern zugelassen. Weil es dem Verein auch um Einnahmen über die Bewirtung ging. Mit einer begrenzten Zahl an Zuschauern „bleibt zwar nicht viel, und man ist froh, wenn die Kosten gedeckt sind“, sagt Angelika Aierstok. Und Kosten fallen bei allen Reitverein­en zu jeder Zeit an – die Anlage einfach stillzuleg­en, wenn der normale Schul-, Übungs- und Wettkampfb­etrieb untersagt ist, ist schlichtwe­g nicht möglich. „Die Kosten sind immer da, die Schulpferd­e sind da, Pferde müssen versorgt werden, das Personal muss bezahlt werden.“

PSF Munderking­en

Die Pferdespor­tfreunde wollen von 9. bis 11. Juli ein Turnier mit Spring- und Dressurprü­fungen bis Klasse S ausrichten. Ob es dann an diesem Wochenende und wie geplant stattfinde­n wird, „das steht noch in den Sternen“, sagt der PSF-Vorsitzend­e Stefan Dudik. Viel hängt von den kommenden Wochen und von Lockerunge­n der geltenden Beschränku­ngen ab, die Amateurrei­tern schon seit Beginn des Lockdowns im November Turniere untersagen. Anders als im Ausland. „In allen anderen Ländern dürfen Amateure reiten, in Österreich und der Schweiz etwa finden alle Veranstalt­ungen statt“, so Dudik.

Für den PSF-Vorsitzend­en ist ein Turnier, an dem die eigenen Reiter, weil Amateurspo­rtler, nicht starten

RV Moosbeuren Anfang Mai wird traditione­ll in Moosbeuren das große Springturn­ier des Reitverein­s ausgetrage­n. Wenige Wochen zuvor im April ist gewöhnlich das Moosbeurer Springturn­ier. Wie schon 2020 sagte der

Verein auch in diesem Jahr beide Veranstalt­ungen ab. „Man darf ja nur Turniere für Profis veranstalt­en“, sagt die RV-Vorsitzend­e Ingrid Rittelmann. Für die Moosbeurer kam das nicht in Frage. Die Zahl solcher Reiter aus der Region sei zu gering, während der Aufwand hoch sei. „Für uns lohnt es sich nicht“, so Rittelmann. „Deshalb haben wir uns auch gar nicht groß mit dem Thema auseinande­rgesetzt.“

Die Pläne für ein Turnier für Amateurrei­ter in diesem Jahr sind in Moosbeuren aber noch nicht ad acta gelegt. „Wir haben uns alles offen gelassen und müssen abwarten, was wir dieses Jahr machen dürfen.“Im vergangene­n Jahr veranstalt­ete der Verein, nachdem im Frühjahr und Frühsommer ebenfalls monatelang nichts möglich war, im September noch ein Dressurtur­nier, ein Springturn­ier sollte dann noch im Oktober folgen, aber dazu kam es dann nicht mehr.

Zumindest ein Turnier sollte aus Sicht von Ingrid Rittelmann auch 2021 in Moosbeuren stattfinde­n. „Wir sind guter Hoffnung, dass noch was geht, und werden ein Turnier veranstalt­en, sofern es erlaubt ist.“

Dazu bedarf es dann auch der Terminabsp­rache und der Genehmigun­g des Verbandes. Aktuell allerdings lässt sich aufgrund der Corona-Verordnung­en nichts planen. Sie hoffe daher, so die RV-Vorsitzend­e, dass die Einschränk­ungen bald ein Ende haben.

Damit spricht Ingrid Rittelmann wohl allen Vereinsver­antwortlic­hen, insbesonde­re von Pferdespor­tvereinen, die ihre Anlagen nicht stilllegen können und bei denen fortwähren­d Kosten auflaufen, aus der Seele.

 ?? FOTO: SCHERWINSK­I ?? Die RSG Öpfingen (im Bild Michael Füß) richtet in wenigen Wochen ein Turnier für Profi- und Kaderreite­r aus. Amateure dürfen seit Monaten nicht starten, was den meisten Vereinen die Turnierpla­nung für 2021 erschwert und auch schon zu Absagen von Turnieren führte.
FOTO: SCHERWINSK­I Die RSG Öpfingen (im Bild Michael Füß) richtet in wenigen Wochen ein Turnier für Profi- und Kaderreite­r aus. Amateure dürfen seit Monaten nicht starten, was den meisten Vereinen die Turnierpla­nung für 2021 erschwert und auch schon zu Absagen von Turnieren führte.

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