Amateurturniere in der Schwebe
Reitsport: Vereine aus der Region hoffen auf den Sommer – Turnier in Öpfingen für Profis und Kaderreiter
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EHINGEN - Normalerweise startet im Frühjahr im Reitsport die TurnierSaison im Freien, schon der Mai ist gewöhnlich ein Monat mit vielen Veranstaltungen. Doch bisher gab es im Jahr 2021 für Amateurreiter keine Gelegenheiten, sich mit anderen zu messen. Lediglich Turniere für Profiund Kaderreiter sind derzeit erlaubt. Wann der Amateursport grünes Licht erhält, ist noch offen – eine schwierige Situation für die Veranstalter bei ihrer Turnierplanung. Die SZ hat sich bei Verantwortlichen einiger Reitvereine aus der Region umgehört und nach deren Plänen für 2021 gefragt.
RSG Öpfingen
Die Reitsportgemeinschaft wird vom 27. bis 30. Mai ein Turnier ausrichten, an dem allerdings – weil derzeit nichts anderes möglich ist – ausschließlich Profi- und Kaderreiter starten werden. Zuschauer sind nicht zugelassen, die Auflagen zum Hygieneschutz sind groß. Die Öpfinger profitieren dabei von ihren Erfahrungen im Sommer vergangenen Jahres, als sie schon einmal in PandemieZeiten ein Turnier veranstalteten. Damals allerdings durften auch Amateurreiter teilnehmen, das ist im Mai 2021 nicht möglich. Dennoch hält die RSG an ihrer Veranstaltung fest, an der nur Kader-Athleten sowie Profis startberechtigt sind.
Der Öpfinger Turnierdirektor Michael Füß, der die Reitanlage in Öpfingen betreibt, zählt auch dazu. „Für uns Geschäftsleute ist es sehr wichtig, dass die Pferde Turniere reiten können“, sagt er. Aber nicht nur er, sondern auch andere RSG-Reiter wie beispielsweise Jannick Kästle, einem Kadermitglied, oder Samantha Laack, die sich zu Jahresbeginn der Öpfinger Reitsportgemeinschaft angeschlossen hatte, waren schon in den vergangenen Wochen bei Turnieren am Start und werden auchbeim Heimturnier mit mehr als einem Dutzend Prüfungen bis Klasse S** an den Start gehen.
Doch auch die Amateurreiter aus dem eigenen Verein und aus der Region hat Füß im Blick. Wenn es nach ihm gehe, sagt er, soll in Öpfingen im Sommer ein zweites Turnier in diesem Jahr stattfinden. „Wir brauchen die Amateurreiter, deshalb müssen wir schauen, wie sich das Gesehehen weiter entwickelt.“Sollten in den nächsten Monaten auch wieder Veranstaltungen für alle Reiter erlaubt sein, schwebt Michael Füß ein zweitägiges Turnier für den Amateursport im August vor.
RFV Ehingen
Auf der Reitanlage am Stoffelberg hätte Mitte Mai das Jugend- und Springturnier ausgetragen werden sollen, doch es wurde abgesagt. „Es gibt ja zurzeit grundsätzlich keine
Amateurturniere“, sagt Angelika Aierstok, Vorsitzende des RFV Ehingen. Dass Turniere für Profis und Kaderreiter möglich sind, ist für den RFV uninteressant. „Das ist nicht unsere Richtung. Wir wollen für die Jugend was machen, für die Amateure, für die Reiter aus der Region“, so Aierstok, die bedauert, dass der Amateur- und Breitensport schon seit vielen Monaten lahmgelegt ist. Aus Sicht der RFVVorsitzenden müssten die Belange der Kinder und Jugendlichen stärker berücksichtigt werden, sonst leide darunter der gesamte Reitsport. „Man hat das Gefühl, dass allgemein der Sport außen vor gelassen wird.“
Angelika Aierstok vermisst derzeit auch die Perspektiven für den Amateursport, eine Art Stufenplan, wie es ihn im vergangenen Jahr im Frühjahr gab. „Momentan hängen wir total in der Luft.“Die Hoffnung im Ehinger Reit- und Fahrverein richtet sich auf den Sommer: Das Springturnier wurde auf 31. Juli und 1. August gelegt, der Termin für das Dressurturnier am 19./20. September steht ohnehin. Noch offen ist, ob das Jugendturnier nachgeholt wird. „Wir würden es gern ausrichten, aber da müssen wir abwarten“, sagt Angelika Aierstok. Auch wird es davon abhängen, ob man noch einen Termin findet, wenn Amateurturniere erst mal wieder erlaubt sind. Denn Turniere ausrichten wollen viele – „aber man braucht dafür auch Funktionäre wie Wertungsrichter“.
Eine Rolle spielt für den RFV zudem, ob Zuschauer zugelassen sind. Im Vorjahr, als der Verein im Sommer an zwei Wochenenden Turniere ausrichtete, war die Anzahl an Personen, Reiter und Zuschauer, auf der Anlage begrenzt. Manche Vereine entschieden sich für mehr Starter und keine Zuschauer, in Ehingen war eine bestimmte Zahl an Zuschauern zugelassen. Weil es dem Verein auch um Einnahmen über die Bewirtung ging. Mit einer begrenzten Zahl an Zuschauern „bleibt zwar nicht viel, und man ist froh, wenn die Kosten gedeckt sind“, sagt Angelika Aierstok. Und Kosten fallen bei allen Reitvereinen zu jeder Zeit an – die Anlage einfach stillzulegen, wenn der normale Schul-, Übungs- und Wettkampfbetrieb untersagt ist, ist schlichtweg nicht möglich. „Die Kosten sind immer da, die Schulpferde sind da, Pferde müssen versorgt werden, das Personal muss bezahlt werden.“
PSF Munderkingen
Die Pferdesportfreunde wollen von 9. bis 11. Juli ein Turnier mit Spring- und Dressurprüfungen bis Klasse S ausrichten. Ob es dann an diesem Wochenende und wie geplant stattfinden wird, „das steht noch in den Sternen“, sagt der PSF-Vorsitzende Stefan Dudik. Viel hängt von den kommenden Wochen und von Lockerungen der geltenden Beschränkungen ab, die Amateurreitern schon seit Beginn des Lockdowns im November Turniere untersagen. Anders als im Ausland. „In allen anderen Ländern dürfen Amateure reiten, in Österreich und der Schweiz etwa finden alle Veranstaltungen statt“, so Dudik.
Für den PSF-Vorsitzenden ist ein Turnier, an dem die eigenen Reiter, weil Amateursportler, nicht starten
RV Moosbeuren Anfang Mai wird traditionell in Moosbeuren das große Springturnier des Reitvereins ausgetragen. Wenige Wochen zuvor im April ist gewöhnlich das Moosbeurer Springturnier. Wie schon 2020 sagte der
Verein auch in diesem Jahr beide Veranstaltungen ab. „Man darf ja nur Turniere für Profis veranstalten“, sagt die RV-Vorsitzende Ingrid Rittelmann. Für die Moosbeurer kam das nicht in Frage. Die Zahl solcher Reiter aus der Region sei zu gering, während der Aufwand hoch sei. „Für uns lohnt es sich nicht“, so Rittelmann. „Deshalb haben wir uns auch gar nicht groß mit dem Thema auseinandergesetzt.“
Die Pläne für ein Turnier für Amateurreiter in diesem Jahr sind in Moosbeuren aber noch nicht ad acta gelegt. „Wir haben uns alles offen gelassen und müssen abwarten, was wir dieses Jahr machen dürfen.“Im vergangenen Jahr veranstaltete der Verein, nachdem im Frühjahr und Frühsommer ebenfalls monatelang nichts möglich war, im September noch ein Dressurturnier, ein Springturnier sollte dann noch im Oktober folgen, aber dazu kam es dann nicht mehr.
Zumindest ein Turnier sollte aus Sicht von Ingrid Rittelmann auch 2021 in Moosbeuren stattfinden. „Wir sind guter Hoffnung, dass noch was geht, und werden ein Turnier veranstalten, sofern es erlaubt ist.“
Dazu bedarf es dann auch der Terminabsprache und der Genehmigung des Verbandes. Aktuell allerdings lässt sich aufgrund der Corona-Verordnungen nichts planen. Sie hoffe daher, so die RV-Vorsitzende, dass die Einschränkungen bald ein Ende haben.
Damit spricht Ingrid Rittelmann wohl allen Vereinsverantwortlichen, insbesondere von Pferdesportvereinen, die ihre Anlagen nicht stilllegen können und bei denen fortwährend Kosten auflaufen, aus der Seele.