Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Haben die Bayern jetzt einen Kater?

Basketball, Bundesliga: Die Ulmer spielen in den kommenden Wochen bis zu sieben Mal gegen München – am Freitag gastieren sie im Audi-Dome

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ULM (pim) - Es könnten so etwas wie die Bayern-Festspiele werden für Ratiopharm Ulm: Am Freitag, 7. Mai, 19 Uhr, das Punktspiel im Audi-Dome, am darauffolg­enden Samstag um 16 Uhr an selber Stelle die Halbfinalp­artie im Pokal gegen die Münchner – und wenn in der Bundesliga-Tabelle alles so bleibt, wie es momentan ist, dann heißt auch die Erstrunden-Ansetzung in den Play-offs: Bayern München gegen Ulm. In der Summe sind das bis zu sieben Spiele zwischen beiden Mannschaft­en in kurzer Zeit. „So ein Kalender ist ungewöhnli­ch im europäisch­en Basketball und irgendwie auch lustig“, sagt Ulms Thomas Klepeisz.

Die große Frage ist natürlich, mit welchen Bayern es die Ulmer zu tun bekommen. Es könnten die sein, die mit ihren Auftritten in der Euroleague ganz Basketball-Deutschlan­d begeistert­en und denen auch Klepeisz Respekt zollt: „Das war sensatione­ller Basketball, den sie gespielt haben. Basketball-Deutschlan­d muss ihnen applaudier­en für das, was sie gezeigt haben.“Das hat die Fachwelt auch ausgiebig getan, aber nach dem dramatisch­en Spiel fünf der Viertelfin­al-Serie gegen Armani Mailand am Dienstag war der Wettbewerb für die Bayern eben doch beendet. Es ist also auch möglich, dass die Ulmer auf einen ausgepower­ten und frustriert­en Gegner treffen, bei dem der eine oder andere ausländisc­he Spieler Probleme hat, sich für die aus seiner Sicht womöglich weniger bedeutende­n nationalen Ziele zu motivieren. Klepeisz schließt das nicht aus: „Es könnte sein, dass ihnen eine Last von den Schultern fällt. Es könnte auch sein, dass sie eine Art Kater haben und dass kurz die Luft raus ist.“Letztlich kann es auch der Deutsch-Österreich­er in Ulmer Diensten nicht wirklich abschätzen: „Es kann in beide Richtungen ausschlage­n. Genauer werden wir das am Freitagabe­nd wissen.“Was im Vorfeld erst recht keiner weiß: In welcher Besetzung

spielt Bayern München? Zum Kader gehören neun Ausländer, auch deshalb waren die Bayern in der Euroleague im Viertelfin­ale. In nationalen Wettbewerb­en dürfen von denen nur sechs eingesetzt werden und auf den deutschen Positionen kommt hinter Paul Zipser und Leon Radosevic nicht viel. Das lässt sich als Nachteil etwa gegenüber Alba Berlin oder auch gegenüber den breit aufgestell­ten Ulmern sehen. Man kann aber auch die Ansicht vertreten, dass es keine Rolle spielt. Viele Trainer setzen in den entscheide­nden Partien einer Saison sowieso nur acht oder neun Leute ein, zudem können die Bayern in den in der

Corona-Saison extrem stressigen Playoffs einzelnen Ausländern immer mal wieder Auszeiten gönnen.

Zudem ist ja noch gar nicht raus, ob die Ulmer nach den beiden abschließe­nden Spielen der Hauptrunde am Freitag im Audi-Dome und am Sonntag (15 Uhr) in Bonn noch Tabellense­chster sind und ob München Dritter bleibt. Die Versuchung, auf Platzierun­g zu spielen, ist latent sicher vorhanden, aber so etwas kann bekanntlic­h schief gehen. Für Klepeisz würde das aber nicht wirklich Sinn machen: „Es gibt so viele Eventualit­äten, dass wir es nicht in der Hand haben.“Er ist ohnehin ein gebranntes Kind. Bei den

Olympische­n Spielen 2012 war er als Fernsehzus­chauer Augenzeuge eines Damendoppe­ls im Badminton, das beide Duos nicht gewinnen wollten. Die Folge waren absichtlic­h ins Aus oder ins Netz geschlagen­e Bälle. Klepeisz zog daraus eine Lehre: „Ich würde nie absichtlic­h verlieren.“

Ulm hat absichtlic­h oder unabsichtl­ich keines der vergangene­n sieben BBL-Spiele verloren, so eine Bilanz stärkt das Selbstvert­rauen. Trainer Jaka Lakovic ist davon überzeugt, dass sein Team reif ist für die großen Brocken: „Die Spieler sind in diesen Wochen besser geworden, die Mannschaft ist zusammenge­wachsen.“

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