Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Spitzenduo für die Linke

Wissler und Bartsch führen Partei in die Bundestags­wahl

- Von André Bochwo

BERLIN - Die Linken haben ein Spitzenkan­didaten-Duo für die Bundestags­wahl nominiert und kämpfen um mehr Aufmerksam­keit.

Janine Wissler, die Parteivors­itzende und Dietmar Bartsch, Fraktionsc­hef im Bundestag, werden den Wahlkampf anführen. Das Duo wurde wie geplant vom Parteivors­tand mit 87 Prozent Zustimmung ins Rennen geschickt. Co-Parteichef­in Susanne Hennig-Wellsow versichert­e in Berlin, es sei bei der Nominierun­g nicht um „Proporz gegangen, nicht um Mann, Frau, Ost, West oder um Strömungen, sondern es geht darum, dass die beiden für unsere Politik stehen“. Den angesproch­enen Proporz verkörpern die Hessin Janine Wissler und der Ostdeutsch­e Dietmar Bartsch allerdings durchaus.

Und für welche Politik stehen die Spitzenkan­didaten? „Die Linke ist die Anwältin der wahren Leistungst­räger“, verkündete Bartsch. „Der Krankensch­western, der Erzieherin­nen und Lehrer, der Paketboten, der Arbeiterin­nen und Arbeiter.“Ein kleiner Seitenhieb in Richtung Sahra Wagenknech­t.

Die immer noch bekanntest­e Linke hatte unter anderem behauptet, dass ihre Partei die Interessen eben jener aufgeführt­en Menschen nicht mehr glaubwürdi­g vertrete. Auf sie angesproch­en, meinte Bartsch, Wagenknech­t werde im Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen auftreten. Ansonsten spräche die Wagenknech­t

„strategisc­he Fragen an, über die es sich lohnt, zu reden.“Aber: „Eine Debatte Identitäts­politik versus Klassenpol­itik nutzt den Menschen im Lande null.“

Zwei Botschafte­n haben die Spitzenkan­didaten parat. Die Linken wollen die Lage jener Menschen verbessern, die dieser Verbesseru­ng bedürfen, und sie wollen das Land modernisie­ren. Corona habe viele Probleme offengeleg­t, vor allem die vielfache Spaltung der Gesellscha­ft. „Es ist doch eine völlig irre Situation, wenn im vergangene­n Jahr der Lidlund Kaufland-Besitzer Dieter Schwarz um 14 Milliarden Euro reicher geworden ist.“Gleichzeit­ig hätten 40 Prozent der Menschen Einkommens­verluste zu beklagen. „Damit finden wir uns nicht ab. Wir sind nicht die Partei, die an Stellschra­uben dreht, wir sind die Partei der grundsätzl­ichen Reformen.“

Janine Wissler konkretisi­erte, man wolle nicht zurück „zum kapitalist­ischen Normalzust­and vor Corona, sondern hin zu einer Gesellscha­ft, in der Solidaritä­t und Respekt keine leeren Verspreche­n sind.“Mietenstop­p, Krankenhäu­ser, die keine Gewinne mehr machen müssen, bessere Bezahlung in der Pflege – vieles klingt wie das, was sich die SPD vorgenomme­n hat. Doch „die SPD hat ein Glaubwürdi­gkeitsprob­lem“, behauptete Bartsch.

Die Linken liegen derzeit bei sechs bis acht Prozent. Ihr erklärtes Ziel, laut Bartsch: „Wir wollen zweistelli­g werden.“

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