Einsatz mit gewaltbereiten Jugendlichen sorgt für Gesprächsstoff
Die Stadt Ehingen und die Polizei ordnen dien Fall von Samstag ein – Auch in Blaustein wurden Beamten bedroht
EHINGEN (seli) - Die einen werden mit einem Messer bedroht, die anderen geschlagen. Gleich zwei Fälle auffälliger Gewaltbereitschaft von Jugendlichen gegenüber Polizisten sorgten in der Region am Wochenende für Gesprächsstoff. Sind rebellierende Jugendliche ein Problem in der Region? Polizei und die Stadt Ehingen geben eine klare Antwort.
Zwei Polizeieinsätze vom Wochenende fallen auf. In Blaustein hatte die Polizei eine Gruppe von zehn Personen auf einem Spielplatz kontrollieren wollen. Das Treffen wurde zwar aufgelöst, einer der jungen Erwachsenen jedoch blieb demonstrativ sitzen. Als die Beamten ihn aufforderten, sich auszuweisen, drohte er ihnen mit einem Cuttermesser. Als die Polizisten ihm das Messer aus der Hand schlugen, flüchtete der Mann. Verfolgen konnte die Polizei ihn jedoch nicht, da ein Freund ebenfalls auf die Beamten losging und mit einem Faustschlag angriff. Der 24Jährige wurde am Boden fixiert und gefesselt, versäumte es dabei aber nicht, die Beamten weiter zu beleidigen. Die Folge: Der junge Mann musste die Nacht in einer Zelle verbringen.
Gleiches galt für die jungen Mädchen, die am Samstagabend in Ehingen auffällig wurden. Am Groggensee hatten sich etwa 20 Jugendliche aufgehalten, bei einer Personenkontrolle schlugen drei junge Mädchen, die auch deutlich alkoholisiert waren, nach den Polizisten.
Wie ordnet das Polizeipräsidium Ulm derartige Fälle ein, Seltenheit oder Tagesgeschäft? Sprecher Wolfgang
Jürgens will und kann keine eindeutige Antwort darauf geben. „Die Zahl der Beleidigungen gegen Polizeibeamte wird statistisch nicht separat erfasst, insofern können wir keine Angaben zur Zahl solcher Beleidigungen machen. Auch Verstöße gegen die Corona-Verordnungen werden nicht so erfasst, dass recherchierbar wäre, wie viele durch junge Menschen begangen werden“, so der Polizeisprecher. Von einem Problem mit Jugendlichen, die uneinsichtig seien, könne man hier in der Region also nicht wirklich sprechen. Im Gegenteil: „Vielmehr ist eher davon auszugehen, dass auch junge Menschen den Argumenten der Polizei zugänglich sind.“Die vereinzelt gegen die Polizei gezeigte Gewalt und die Art und Weise, wie die Beamten damit umgehen, zeige, wie wichtig entsprechende Schulungen, Aus- und Fortbildungen für die Polizisten sind. „Dabei geht es bei weitem nicht nur um den Umgang mit der Waffe, sondern auch um das strategische Vorgehen und eine deeskalative Gesprächsführung. Dieses gelernte Vorgehen wissen unsere Beamtinnen und Beamten erfolgreich umzusetzen“, betont Wolfgang Jürgens.
Auch die Stadt Ehingen sieht kein generelles Problem mit rebellischen Jugendlichen. Dass aber auch sie unter den Folgen der Pandemie leiden, sei offensichtlich. „Die offene Kinderund Jugendarbeit lebt in hohem Maße vom direkten Kontakt und dem persönlichen Austausch“, sagt Stadtsprecherin Bettina Gihr. Nur so könne eine Vertrauensebene geschaffen werden, die es Jugendlichen ermöglicht, sich zu öffnen und auch bei schwierigen persönlichen Situationen sich an das Fachpersonal, beispielsweise im Jugendzentrum oder bei der Schulsozialarbeit, zu wenden.
„Diese niederschwelligen Kontaktmöglichkeiten sind durch den Lockdown weitgehend weggefallen. Auch ist der Einblick in das soziale Umfeld der Jugendlichen ist sehr stark eingeschränkt“, betont Bettina Gihr. Um in dieser schwierigen Gesamtsituation trotzdem für die Jugendlichen da zu sein, gebe es deshalb verschiedene digitale Angebote. Auch werden ihr zufolge Einzelfallhilfen angeboten wie etwa über das Telefon. „All die Aktivitäten erfolgen selbstverständlich im Rahmen der gültigen Corona-Verordnung“, so die Stadtsprecherin, die mit Blick auf den Einsatz am Samstag am Groggensee aber abschließend auch betont: „Derartige Gewalt, wie sie in der Schwäbischen Zeitung geschildert wurde, ist bei Kontrollen des städtischen Ordnungsamtes bisher nicht vorgekommen.“