Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kampls dritter Griff nach dem Cup

Zweimal platzte der Pokaltraum des früheren Aaleners – Nun greift er mit Leipzig an

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LEIPZIG (SID) - Es sind stressige Tage für Kevin Kampl, kaum Familienle­ben, keine Zeit zum Angeln. Mitten im packenden Bundesliga-Finale tritt der Mittelfeld­spieler am Donnerstag mit RB Leipzig zum Pokalfinal­e gegen Borussia Dortmund (20.45 Uhr/ARD und Sky) an. Gegen seinen Ex-Club soll es endlich mit einem Titel klappen. „Das wäre das i-Tüpfelchen“, sagte Kevin Kampl.

Zweimal schon hatte der Antreiber und Ballvertei­ler den Pokaltrium­ph dicht vor Augen. 2015, noch in Diensten von Borussia Dortmund, brachte er sich durch eine Gelb-Rote Karte im Halbfinale gegen die Bayern um den Lohn. Vor zwei Jahren kassierte er mit Leipzig gegen die Bayern im Endspiel eine 0:3-Niederlage. „Jetzt möchte ich endlich mal gewinnen“, sagt der mit 30 Jahren älteste RB-Feldspiele­r.

Seit 2017 gehört die Passmaschi­ne aus dem zentralen Mittelfeld zum Leipziger Kader, zählt mittlerwei­le zu den Führungssp­ielern und kann sich mit dem nicht überall geschätzte­n Club total identifizi­eren. Das Image vom neureichen Emporkömml­ing treffe bei RB nicht zu. „Es ist ja nicht so, dass wir jedes Jahr Spieler holen, die einen Einzelwert von 70 oder 80 Millionen Euro haben. Sondern das sind junge, talentiert­e Spieler, die hier wachsen“, sagt Kevin Kampl. Deshalb wäre es „wunderschö­n“und „verdient“, wenn sich der Verein nach dem steilen Aufstieg seit 2009 endlich auch mal Silberware in die Vitrine stellen könnte. Auch Trainer Julian Nagelsmann habe zum Abschied den Titel verdient. „Er hat zwei Jahre lang hier überragend­e Arbeit geleistet“, sagt Kampl. Seit Bekanntwer­dens seines Wechsels zu Bayern München

„arbeitet er hier genauso akribisch weiter, gibt weiter Gas und versucht, alle mitzureiße­n“.

Dass einige Spieler vielleicht einen Gang zurückscha­lten, weil sie wissen, dass der Trainer im kommenden Jahr nicht mehr da ist, kann sich der in Solingen geborene Slowene auch nicht vorstellen. „Wenn du in einem Finale stehst und einen Titel gewinnen kannst, da wärst du als Spieler nicht sehr clever, wenn du die Zügel schleifen lässt“sagt der zweifache Familienva­ter, der keinem eine Finalniede­rlage wünscht: „Wir haben ja vor zwei Jahren gemerkt, wie schlecht sich das anfühlt.“

Vor dem BVB hat Kampl großen Respekt, er behielt nach seiner Zeit dort Verantwort­liche und Mitspieler in bester Erinnerung. Dass RB Leipzig in den letzten sieben Spielen gegen die Borussia nicht mehr gewinnen konnte, wurmt auch Kampl, sei aber kein Nachteil vor dem Pokalfinal­e. „Wir sind Zweiter in der Bundesliga, müssen uns vor keinem verstecken“, sagt der Musik-Fan (Deep House) und weiß: „Im Pokal kann in jedem Spiel eine verrückte Geschichte passieren.“So oder so, Leipzig hat zum Saisonschl­uss noch viel vor, in der Liga wollen die Sachsen noch ihre Rekordsais­on (67 Punkte) toppen.

Dafür bleibt anderes auf der Strecke – auch Kevin Kampls Angelleide­nschaft. Normalerwe­ise kann er beim Angeln bestens relaxen, wie der Mann einst verriet, der 2012 auch kurz für den VfR Aalen am Ball war (drei Zweitligas­piele, zwei Tore, zwei Vorlagen): „Ich sitze dann da mit meinen Kumpels, von vier, fünf Uhr morgens bis nachmittag­s um zwei, drei Uhr, und man kommt runter, man redet über andere Dinge als Fußball.“Demnächst vielleicht doch über Fußball. Falls der Coup mit dem Cup klappt.

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FOTO: CARMEN JASPERSEN/DPA Durchgeset­zt: Kevin Kampl (am Ball) behauptet sich gegen Bremens Joshua Sargent. Das 2:1 n. V. bei Werder brachte RB ins Pokalfinal­e.

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