Südwesten fällt bei Bildungsranking zurück
Eine Studie attestiert dem Land nur geringe Verbesserungen – Experten sehen Potenzial in zwei Bereichen
BERLIN/STUTTGART (dpa) - Bei der Bildung gehört Baden-Württemberg nicht mehr zu den Musterschülern. In einem Ländervergleich rückt der Südwesten aus Sicht der wirtschaftsnahen „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“(INSM) weiter nach hinten. Beim jährlichen Bildungsmonitor landete der Südwesten nur noch auf Platz sechs – nach Platz fünf im Vorjahr. Die CoronaKrise habe in allen Bundesländern Schwachpunkte der Bildungssysteme offengelegt, hieß es am Mittwoch. Wie groß der entstandene Schaden sei, werde erst in den kommenden Jahren in vollem Umfang erkennbar werden. Trotz leichter Verbesserung sieht die vom Institut der deutschen Wirtschaft erstellte Studie BadenWürttemberg mittlerweile in einer schlechteren Position im bundesweiten Ländervergleich.
Stärken: Exzellent schneidet der ●
Südwesten vor allem bei der dualen
Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule ab. Deren Absolventen im Land haben demnach mit 94,1 Prozent die höchste Erfolgsquote aller Bundesländer. Der Bundesschnitt beträgt 90,5 Prozent. Zudem sei die Abbrecherquote unter den Auszubildenden in Baden-Württemberg mit 26,2 Prozent die geringste in ganz Deutschland (Bundesdurchschnitt: 30 Prozent). Auch das Durchschnittsalter der Erstabsolventen eines Studiums ist mit 25,1 Jahren hierzulande so gering wie in keinem anderen Bundesland (Bundesdurchschnitt 25,9).
Potenzial: Verbesserungsbedarf ● sehen die Bildungsexperten vor allem bei der Förderinfrastruktur. Auch wenn sich das Land im Vergleich zum Vorjahr im Bereich der Förderung verbessern konnte, sei der Anteil der Kinder zwischen drei und sechs Jahren in einer Ganztagsbetreuung in Baden-Württemberg (25,2 Prozent) der niedrigste in ganz Deutschland (Bundesschnitt: 47,6 Prozent). Potenzial hat der Südwesten demnach auch beim Fremdsprachenunterricht für Berufsschüler. Deren Anteil lag zuletzt mit 21,2 Prozent deutlich unter dem bundesweiten Schnitt von 35,3 Prozent.
Ranking: Primus beim jährlichen ●
Vergleich der Bildungssysteme in
Deutschland bleibt Sachsen. Der Freistaat landet aus Sicht der INSM wie in den Vorjahren auf Platz eins, vor Bayern und Hamburg. Schlusslicht in der Rangliste ist Bremen.
Corona: Die Pandemie wird auch ● weiterhin ihre Spuren hinterlassen, schätzen die Macher der Studie – die Aussichten seien eher schlecht. Wegen der Bundesnotbremse hätten die Schulschließungen die Kreise im Südwesten hart getroffen. Eine Befragung von Lehrkräften zeige, dass bundesweit jeder zweite von ihnen gravierende Lernrückstände bei über der Hälfte der Schülerinnen und Schüler feststellt. Die Eltern waren in Baden-Württemberg „alles in allem“in ähnlichem Maße wie der Bundesdurchschnitt mit den Lernangeboten im Schuljahr 2020/2021 zufrieden. Im Verhältnis Angebot und Nachfrage sei das Ausbildungsjahr 2020/2021 im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert gut gewesen.