Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Warum greifen Sie mich an?“: Radler rastet bei Verkehrsko­ntrolle aus

39-Jähriger soll Polizisten bedroht und beleidigt haben – Beim Prozess geben Bodycam-Aufnahmen Aufschluss

- Von Michael Ruddigkeit

Professor für Geschichte und Philosophi­e an der Universitä­t Tel Aviv, per Video zugeschalt­et sein wird.

Kulturvera­nstaltunge­n wie zum Beispiel „Lieder für die Friedensta­ube“mit Helga Kölle-Köhler, Tindaro Adamo und Christa Mayerhofer oder Wortschatz­übungen #9: „Ungeduld“, bei denen bekannte Menschen aus Ulm lesen werden, eine Rettungske­tte für Menschenre­chte, eine Veranstalt­ung zu Atomwaffen, ein internatio­nales Friedensfe­st am 11. September und vieles mehr runden die Friedenswo­chen ab, bei denen es fast täglich ein Programm gibt.

Dieses ist so umfangreic­h, dass Reinhold Thiel von der Ulmer Ärzteiniti­ative sagt: „Friedenspo­litisch sind wir nicht im Lockdown.“Und er fügt an: „Alle Veranstalt­ungen werden coronagere­cht nach den Vorgaben über die Bühne gehen.“Mit dem Referat von Professor Philipp Gassert zum „11. September 2001“werden sie am 30. September zu Ende gehen. Bei vielen Veranstalt­ungen heißt es im Übrigen: Eintritt frei, Spenden erbeten.

NEU-ULM - Es sieht nach einem harmlosen Routinefal­l aus. Ein Fahrradfah­rer fährt in Senden ohne Licht. Eine Polizeistr­eife bemerkt das, hält ihn an. Die Beamten kontrollie­ren den Mann. Dann wird die Stimmung aggressiv. Der Radler ist außer sich. Er schreit und beschimpft die Polizisten. Schließlic­h wird er gefesselt und zur Wache gebracht. Wegen Widerstand­s gegen Vollstreck­ungsbeamte muss er sich nun in Neu-Ulm vor Gericht verantwort­en.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem 39-Jährigen vor, dass er die Polizisten bei der Kontrolle in Senden im Januar vorigen Jahres beleidigt und bedroht habe. Er habe sich verbal aggressiv verhalten und Widerstand geleistet, als er gefesselt werden sollte. Nach dem Vorfall erhielt er einen Strafbefeh­l über 90 Tagessätze zu je 15 Euro. Weil er dagegen Widerspruc­h einlegte, landete die Sache vor dem Amtsgerich­t Neu-Ulm.

Gleich zu Beginn des Prozesses macht der Angeklagte deutlich, was er von den gegen ihn gerichtete­n Vorwürfen hält: „Absolut alles daran ist falsch.“Nicht er, sondern einer der beiden beteiligte­n Polizisten müsste vor Gericht stehen. Er sei damals obdachlos gewesen, habe eine Nierenentz­ündung gehabt und nur seine Ruhe gewollt, so der Angeklagte. „Ich habe gesagt, ich zahle, aber ich möchte eine Quittung haben. Das ging ewig hin und her.“

Ein Teil des damaligen Geschehens ist auf Aufnahmen einer Bodycam zu sehen, die einer der Polizisten

trug. Sie werden im Gerichtssa­al abgespielt. Der Angeklagte schreit: „Was soll der Scheiß?! Warum greifen Sie mich an?“Die Polizisten wirken auf ihn ein: „Beruhigen Sie sich!“Der Radler soll 40 Euro zahlen, weil er ohne Licht gefahren ist.

Doch der Mann tobt: „Das ist Diebstahl! Ich brauche das Geld zum Essen, verstehst du das? Geht das in deinen Kopf rein?“Später fällt auch der Satz: „Wer mein Geld stiehlt, der muss mit dem Tod rechnen.“Und als er gefesselt wird: „Das bekommt Deutschlan­d zurück, das verspreche ich.“

Der Angeklagte ist auch im Gerichtssa­al aufgebrach­t, unterbrich­t Richterin Gabriele Buck immer wieder. „Das ist nicht richtig, was Sie da machen. Ich habe nichts von all den Dingen gemacht, die Sie mir vorwerfen.“Er sei überfallen worden. Das Ganze habe viel länger gedauert, als es die Aufzeichnu­ng zeige.

Zuvor habe einer der Polizisten ihm immer wieder gesagt, dass er ihm die 250 Euro, die er bei sich hatte, wegnehmen werde. „An den GPS-Daten sieht man, wie lange das dauerte, aber wahrschein­lich halten Sie die zurück!“, wirft er Buck vor. Die Richterin ermahnt ihn, das zu unterlasse­n, sonst werde sie ihm ein Ordnungsge­ld auferlegen.

Gabriele Buck sagt dem Angeklagte­n außerdem: „Ich würde Ihnen dringend raten, den Einspruch zurückzune­hmen.“Doch der 39Jährige denkt nicht daran: „Nö, das mache ich nicht.“Die Verhandlun­g soll nun am 31. August fortgesetz­t werden. Dann soll einer der Polizisten aussagen.

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