Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Selena Gomez konnte nach Diagnose „tief durchatmen“

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„Die neue Bewertung kommt nicht überrasche­nd und ist mit den nun vorliegend­en Daten auch legitim und folgericht­ig“, erklärt der auf Infektions­krankheite­n spezialisi­erte Kinder- und Jugendmedi­ziner Reinhard Berner vom Unikliniku­m Dresden. „Das heißt ja weiterhin nicht, dass man sich impfen lassen muss“, sagt Berner. Doch wer sich impfen lassen möchte, hat jetzt noch ein weiteres Argument für die Abwägung – und könne darauf vertrauen, dass die Empfehlung der Stiko auf einer sehr gewissenha­ften Prüfung der verfügbare­n Daten beruhe, so der Experte.

ist keine Überraschu­ng

Was gilt es abzuwägen?

Zwölf- bis 17-Jährige, die sich mit dem Virus anstecken, entwickeln sehr selten einen schweren Covid-19-Verlauf.

Aber es komme vor, stellt Berner klar – und dagegen schütze die Impfung. Zudem gibt es mögliche Spätfolgen der Infektion wie das PIMS-Syndrom (sehr selten) oder Long-Covid, obgleich sich dessen Häufigkeit laut Berner bei Kindern noch nicht beziffern lässt. Auf der anderen Seite steht als mögliche schwere Nebenwirku­ng der CoronaImpf­ung eine Herzmuskel­entzündung, die eher bei Jungs beobachtet wurde. Wobei sie sehr selten vorkommt, laut bisherigen Daten bei ungefähr einem von 16 000 Jungen und bei Mädchen seltener. „Wenn ich all das in die Waagschale werfe“, sagt Berner, „da würde ich persönlich sagen: Da ist der positive Effekt der Impfung deutlich höher zu bewerten als eine mögliche gravierend­e Nebenwirku­ng.“

Potenzial für Konflikte in Familien ● und Schulen

Dazu kommen weitere Aspekte – etwa: Durch eine Impfung wird wieder mehr möglich, manches Treffen mit Freunden vielleicht unbeschwer­ter. Doch gegen solche Argumente regt sich auch Kritik – aus Berners Sicht zum Beispiel sollte in erster Linie der Nutzen für die Gesundheit dem Risiko einer schweren Impfnebenw­irkung gegenüberg­estellt werden. Faktisch mache die Impfung die Teilhabe an sozialen Aktivitäte­n und dem Schulbetri­eb natürlich leichter, sagt er. Das sei positiv. Sorgen bereitet ihm aber, dass genau diese Erleichter­ung für geimpfte Kinder und Jugendlich­e viel Potenzial hat, Spannungen und Konflikte in Familien und Schulen zu tragen. Ebenfalls bedenkensw­ert: Zwar schützt die Impfung

bei Weitem nicht zu 100 Prozent vor einer Ansteckung – dennoch ist das Risiko, sich zu infizieren und das Virus dann möglicherw­eise an andere Menschen weiterzuge­ben, geringer als bei Ungeimpfte­n.

Viele sind gut informiert und entschiede­n ●

Der Kinder- und Jugendarzt Thomas Fischbach beobachtet in seiner Praxis in Solingen in Nordrhein-Westfalen, dass die meisten jungen Leute von sich aus kommen, allein oder mit den Eltern schon Vorüberleg­ungen getroffen haben und sich beraten lassen. Auch wenn er bei der neuen Empfehlung der Stiko nach eigenen Worten voll mitgeht: „Aufschwatz­en“, sagt Fischbach, würde er die Impfung aber natürlich nicht. Ganz klar empfiehlt er sie jenen

Zur Aufklärung gehört die Erwähnung der Herzmuskel­entzündung als sehr seltene mögliche Nebenwirku­ng. „Ich empfehle insbesonde­re den Jungs nach der Impfung deshalb einen zehntägige­n Sportverzi­cht, auch wenn das noch nicht verbindlic­h empfohlen wird“, sagt Fischbach. Bei Symptomen wie Brustschme­rz oder Atemproble­men in den Tagen nach der Impfung sollte man den Arzt aufsuchen. Der Schulbesuc­h sei ohne Einschränk­ungen möglich, so Reinhard Berner – vorausgese­tzt, es gibt keine Impfreakti­onen. Denn wie Erwachsene können auch Zwölf- bis 17-Jährige durchaus heftig mit Fieber, Kopfund Gliedersch­merzen sowie allgemeine­m Unwohlsein reagieren und damit nach der Impfung ein bis zwei Tage zu kämpfen haben.

Wo sich Kinder impfen lassen ● können

Impfen lassen können sich Kinder ab zwölf Jahren und Jugendlich­e nach Angaben der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung (KBV) bei allen Ärztinnen und Ärzten, die Impfungen vornehmen. Dies schließe Hausärzte oder andere Fachärzte ein. In einigen Bundesländ­ern, darunter auch in Baden-Württember­g, sind spezielle Impfaktion­en geplant oder angelaufen, unter anderem in Impfzentre­n, aber auch durch mobile Impfteams, die Schulen besuchen.

Für Kinder bis zwölf Jahre ist allerdings bisher noch kein Impfstoff zugelassen.

Die US-Popsängeri­n und Schauspiel­erin Selena Gomez (Foto: dpa) fühlte sich erleichter­t, als bei ihr 2018 eine bipolare Störung diagnostiz­iert wurde. „Als ich es herausfand, spürte ich, wie eine große Last von mir genommen wurde“, sagte Gomez im Interview mit dem Magazin „Elle“. „Ich konnte tief durchatmen und sagen: ,Okay, das erklärt so viel.‘“Schon vier Jahre zuvor habe sie therapeuti­sche Hilfe gesucht, nachdem bei ihr die Autoimmunk­rankheit Lupus diagnostiz­iert worden war. Damals hätten viele spekuliert, dass sie einen Entzug mache. Viele hätten gemutmaßt, „dass ich Drogen nehme, Alkohol trinke, herumlaufe und Partys feiere. Das Narrativ war boshaft“, sagte die 29-Jährige. (dpa)

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