Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wasserstof­fzüge auf der Donautalba­hn?

Im Fokus liegt die Strecke zwischen Ulm und Munderking­en – Es gibt Kritik an der Technik

- Von Johannes Rauneker

● ULM/EHINGEN - Rollen zwischen Ulm, Ehingen, Munderking­en und weiter bis nach Tuttlingen auf der Donautalba­hn mittelfris­tig Züge, die durch Wasserstof­f, durch eine Brennstoff­zelle, angetriebe­n werden? Diese, sowie ebenfalls ins Auge gefasste batterie-elektrisch­e Züge, hätten zwei wesentlich­e Vorteile gegenüber den aktuell eingesetzt­en Dieselloks: Sie würden das Klima schützen und das Ganze wäre günstiger zu haben, als wenn eigens neue Oberleitun­gen errichtet werden müssten.

Vor wenigen Tagen teilte das Landesverk­ehrsminist­erium mit, dass es eine entspreche­nde Untersuchu­ng in Auftrag gegeben habe. Es soll die Frage geklärt werden: Was ist günstiger und praktische­r für bestimmte Schienenst­recken – die Elektrifiz­ierung (sprich: Oberleitun­gen) oder Fahrzeuge mit alternativ­en Antrieben?

Die Studie, deren Ergebnis im kommenden Jahr vorliegen soll, nimmt landesweit 16 nicht-elektrifiz­ierte Strecken in den Fokus. Unter anderem zwei hiesige Teilstreck­en der Donautalba­hn: Ulm – Munderking­en und Munderking­en – Herberting­en.

Als Idealzusta­nd einer Zugstrecke gilt noch immer ihre elektrifiz­ierte Form, unlängst wurden die Elektrifiz­ierungs-Arbeiten der Südbahn zwischen Ulm, Biberach und Ravensburg

beendet. Im Dezember sollen hier erstmals Züge nach Fahrplan verkehren, die ihren „Saft“aus der Oberleitun­g saugen.

Die Donautalba­hn zwischen Ulm, Ehingen und Tuttlingen hingegen gilt als ziemlich antiquiert. Nicht nur verkehren hier immer noch Dieselloks, auch ist die Strecke kaum zweigleisi­g ausgebaut. Immerhin Ersteres könnten Züge mit „alternativ­en Antrieben“lösen. Denn bis eine Strecke elektrifiz­iert ist, können Jahrzehnte vergehen (siehe Südbahn). Außerdem ist eine solche teuer (die Südbahn-Gemeinden mussten sich finanziell beteiligen). Und einen Plan, bis wann die Donautalba­hn elektrifiz­iert sein könnte, gibt es derzeit auch noch gar nicht. Status aktuell: Im Elektrifiz­ierungskon­zept wird die Donautalba­hn in der Kategorie 3 eingeordne­t – „langfristi­ger Bedarf/ fahrzeugse­itige Lösungen“.

Diese „fahrzeugse­itigen Lösungen“könnten den Einsatz von Wasserstof­f-Hybrid(H2MU), von Oberleitun­gs-/Batterie-Hybridzüge­n (BEMU) und von Dieselhybr­idzügen bedeuten. Dies wird nun „auf Machbarkei­t und Wirtschaft­lichkeit“untersucht. Je nach Option seien noch zusätzlich­e Infrastruk­tur wie etwa Wasserstof­ftankstell­en oder Oberleitun­gsinseln erforderli­ch. Nicht zuletzt würden auch die CO2Emissio­nen der einzelnen Optionen verglichen. Denn das ist der Anlass der Studie (und nicht die Verbesseru­ng des Schienenve­rkehrs für die Passagiere, was auf der Donautalba­hn eigentlich auch einen zweigleisi­gen Ausbau bedeuten müsste): „Der Schienenve­rkehr soll noch klimafreun­dlicher werden und lokal-emissionsf­rei verkehren“, so das Verkehrsmi­nisterium unverblümt in seiner Mitteilung. Erste Konsequenz­en wurden unlängst gezogen: Das Land schafft gar keine neuen Dieselzüge mehr an.

Gänzlich Neuland betritt das Verkehrsmi­nisterium damit nicht. Seit Kurzem rollt auf der Zollern-AlbBahn ein Brennstoff­zellenzug des Typs iLint (im Probetrieb). Und im Netz 8 „Ortenau“gehen ab Dezember 2023 batterie-elektrisch­e Fahrzeuge in den Alltagsbet­rieb.

Neben der Donautalba­hn werden in der Region weitere Strecken, die noch nicht elektrifiz­iert sind, im Zuge der Studie ins Auge gefasst: Aulendorf – Kißlegg, Sigmaringe­n – Aulendorf und Nürtingen – Neuffen.

Sollte die Donautalba­hn tatsächlic­h zum Zug kommen und irgendwann klimafreun­dliche Züge von Ulm bis nach Tuttlingen rollen, würde dies das Klima sicher freuen. Ob den Fahrgästen damit geholfen wäre, scheint derzeit aber unklar. Der Interessen­verband „Initiative Bodensee S-Bahn“(IBSB), dessen Name stark erinnert an die in der Region forcierte Regio-S-Bahn, hat daran so seine Zweifel. Zwar begrüßt die IBSB die Abkehr vom Diesel (elektrisch­e Züge seien „klimaschon­ender, wartungsär­mer, wirtschaft­licher“), allerdings sei es ein Fehler, Oberleitun­gen durch

Züge mit alternativ­en Antrieben zu ersetzen.

Vor allem auch für die Donautalba­hn, teilt die IBSB mit, seien Oberleitun­gen am besten geeignet – „zuverlässi­g, langlebig und kostengüns­tig“. Dieses Resultat hätten schon viele Untersuchu­ngen geliefert. Alternativ­e Antriebsar­ten blieben „stets lokale Insel-Lösungen“, die zudem teure Reserve-Fahrzeuge erforderte­n, damit solche zur richtigen Zeit am richtigen Ort und jederzeit vorhanden sind.

Sehr kritisch bewertet die IBSB die „Aufspaltun­g“der Donautalba­hn in der Studie in insgesamt sechs Abschnitte. Neben den beiden Abschnitte­n zwischen Ulm und Herberting­en sollen die Bereiche Herberting­en – Sigmaringe­n, Sigmaringe­n – Fridingen, Fridingen – Tuttlingen und Tuttlingen – Immendinge­n untersucht werden.

Dieses Vorgehen sei „irritieren­d“und lasse befürchten, so die IBSB, dass auf der Donautalba­hn künftig „nur noch Lokal- bzw. Regionalve­rkehre angeboten, attraktive überregion­ale Verbindung­en hingegen gestrichen oder erschwert werden sollen“. Und der überregion­ale Güterverke­hr scheine ganz aus dem Blick geraten zu sein. Aus Sicht der IBSB seien Bahnstreck­en „als Einheit“für alle jetzigen und künftigen Schienenve­rkehre zu betrachten.

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FOTO: JUNGWIRTH Dieselzüge könnten bald der Vergangenh­eit angehören.

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