Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ohne 3G geht´s nicht mehr - Tests rücken wieder in den Fokus

Nachfrage nach Schnelltes­ts steigt, doch müssen sich auch Geimpfte testen lassen? Der Kreis-Pandemiebe­auftragte hat eine klare Meinung

- Von Selina Ehrenfeld

EHINGEN - Inzwischen ist es überall zu lesen: „Eintritt nur noch mit 3-GNachweis.“Wer seit Montag in öffentlich­e Innenräume möchte, der braucht unabhängig der Inzidenz fast überall einen Nachweis darüber, ob er geimpft, getestet oder genesen ist. So sieht es die neuste Corona-Verordnung des Landes vor. Damit ist BadenWürtt­emberg als erstes Bundesland vorgepresc­ht, denn der eigentlich­e Entschluss der Bund-Länder-Konferenz Anfang August sah vor, dass dies abhängig von der Inzidenz im Landkreis ist und auch erst frühstens Ende August gelten soll.

Das hatte zur Folge, dass die Nachfrage nach Schnelltes­ts gestiegen ist, wie etwa Teststatio­n-Betreiber Julian Hagel, der auch das Fitnessstu­dio Athletic X in Ehingen führt, bestätigt. „Die Leute brauchen für fast alles jetzt wieder einen Test, wenn sie nicht geimpft sind“, sagt er. Solange die Schnelltes­ts umsonst sind, rechnet er damit, dass die Nachfrage erst einmal entspreche­nd groß sein wird. Wie es ab Oktober dann weitergeht, wenn NichtGeimp­fte ihren Schnelltes­t selbst zahlen müssen, kann er noch nicht vorhersage­n. „Das müssen wir dann sehen“, so Hagel, der sein Testzentru­m auf dem Gelände der Firma Bottensche­in aber auf jeden Fall weiterbetr­eiben will. „Wer einen Test braucht, der bekommt ihn auch bei uns“, sagt er. Das Testzentru­m bleibe fürs Erste von Montag bis Samstag von 7 bis 20 Uhr geöffnet, an Sonn- und Feiertagen von 9 bis 17 Uhr.

Nicht-Geimpfte müssen sich also nun fast täglich um einen Schnelltes­t bemühen, damit – so die Begründung der Landesregi­erung – das Coronaviru­s eingedämmt wird. Doch wie steht es um Geimpfte? Immer öfter wird nämlich von Fällen berichtet, bei denen auch Geimpfte Symptome zeigen und positiv getestet wurden. Für etwa den Besuch im Restaurant oder beim Friseur braucht man als Geimpfter jedoch keinen Test. Andreas Rost, Pandemiebe­auftragter des Alb-DonauKreis­es, bemängelt das. „Auch Geimpfte können ansteckend sein. Jedoch wird man nachweisli­ch eher vor einem schweren Verlauf verschont, wenn man sich geimpft hat, das Risiko sinkt deutlich. Den meisten Geimpften geht es selbst mit einer Infektion gut, Nicht-Geimpfte landen am Ende eher auf der Intensivst­ation“, macht Rost klar. Am Ende schütze eine Impfung also klar vor einem schweren Krankheits­verlauf. Doch die Impfung dürfe nicht der einzige Faktor sein, auf den man sich stützt.

„Eine gewisse Corona-Sensibilit­ät ist in den vergangene­n Wochen verloren gegangen. Die Desinfekti­onsspender werden nicht mehr genutzt, man diskutiert darüber, ob es noch eine Maske braucht. Dabei sollte man sich wieder auf die alten AHA-Regeln besinnen – auch, wenn man geimpft ist“, betont Andreas Rost. Vor allem von Reiserückk­ehrern wünsche er sich, dass sie unabhängig vom Impfstatus einen Schnelltes­t machen, sobald sie daheim angekommen sind. „Auch ich werde das nach meinem Urlaub jetzt machen, um auf Nummer sicher zu gehen“, betont er. Denn nur so könne man eine weitere Verbreitun­g des Virus verhindern. „Wir stehen am Beginn einer vierten Phase der Pandemie, ob Welle oder nicht. Nun geht es darum, die Weichen für den Herbst und Winter zu stellen“, sagt Rost.

Jetzt sei es erforderli­ch, dass die Landesregi­erung ein entspreche­ndes Testkonzep­t aufstellt, was in Teilen auch bereits der Fall ist. In BadenWürtt­emberg will man nach den Sommerferi­en sogenannte PCR-Pooltests flächendec­kend in Schulen und Kitas einsetzen und damit von den von vielen Experten als ungenau kritisiert­en Schnelltes­tungen wegkommen. Diesen Schritt begrüßt Andreas Rost ausdrückli­ch. „Wenn es nach mir geht, sollten sowieso vermehrt PCR-Tests durchgefüh­rt werden, denn sie liefern das sensiblere Ergebnis“, sagt Andreas Rost. Aktuell könne man einen solchen PCR-Test beim Hausarzt oder in Testzentre­n wie etwa in Ehingen,

Blaubeuren und Ulm machen. Für gewisse Aktivitäte­n wie den Besuch einer Disko ist dies für Nicht-Geimpfte sogar Pflicht, rund 90 bis 100 Euro werden dabei jedoch fällig.

Freiwillig werden Nicht-Geimpfte –und Geimpfte schon gar nicht –diese Summe ausgeben, „nur“um ein sicheres Testergebn­is zu bekommen. Weiterhin muss zunächst also auf die Schnelltes­ts gebaut werden. Die könnten laut Rost bald schon noch genauer werden, ähnlich eines PCR-Tests. „Das steckt gerade noch in der Entwicklun­g“. Doch wie lang eine entspreche­nde Infrastruk­tur an Teststatio­nen im Landkreis noch verfügbar ist, ist fraglich. Laut Landratsam­t haben in den vergangene­n Wochen einige Testzentre­n aufgrund deutlich sinkender Nachfrage komplett geschlosse­n. „Aktuell gibt es 50 Testzentre­n plus die Apotheken, die Schnelltes­ts anbieten im Alb-Donau-Kreis“, sagt Sprecher Bernd Weltin. Vor wenigen Monaten waren es noch mehr als 100. „Meine Sorge ist, dass immer mehr Testzentre­n schließen, weil die Nachfrage sinkt und es nicht mehr lukrativ ist“, fürchtet Andreas Rost und mahnt: „Die werden wir im Herbst aber sicher wieder brauchen.“

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FOTO: DPA Schnelltes­ts könnten auch für Geimpfte wieder wichtig werden.

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