Schelle, Schell, Schelle(n)könig, schellig, schallare(n)
Die (hochdeutsche) Schelle (althochdt. scella , mittelhochdt. schelle; letztere führen zu althdt. scellan, mittelhdt. schellen – tönen, schallen; vgl. hochdt. Schall, schallen ) erfährt im Schwäbischen einige Sonderbedeutungen: (a) Wegen des schallenden Tones nennt man eine schallende Ohrfeige eine Schell/Schäll. – (b) Der Metzger bei Hausschlachtungen hat der zuvor gebrühten Sau mit einer Schelle/Schälla , d.h. einem schellenähnlichen Instrument, die Borsten (so gut wie möglich) abgeschabt. – (c) Die Schelle/Glocke am Hals einer Kuh gibt Anlass, den Kropf einer Frau als Schelle, Schälla zu bezeichnen. – (d) Von der schallenden, lauten Schwatzhaftigkeit her wird eine Verschwätzte , die viel Blödsinn redet, als
blöde Schell/bleeda Schell bezeichnet; ob schwatzhaft oder nicht, jedes angeblich dumme Weibsbild kann boshafterweise als bleeda Schell angesehen und so tituliert werden. – (e) Aufgrund des Schwingens der Schelle und der in der
Schelle sich befindlichen Klingel bezeichnet die Mundart den baumelnden (also nicht bei Katze, Hase oder dgl.) (Hoden-) Sack vor allem eines Tieres (z.B. Häge, Hammel ) als Schelle/Schälla – (f) Wer steif, affektiert, plump, leblos, unansprechbar dasitzt wie der König der
Schellen-farbe beim Gaigel, von dem sagt man, er hocked do wia Schälla-keenig. - Schellig : zur gleichen Wurzel wie Schelle gab es mittelhochdeutsch (ca. 1050 – 1350)
schellec, schellic (laut tönend, lärmend, aufgeregt, wild); dies erhalten im heutigen Schwäbisch als schellig – wild, aufgeregt (dies besonders von Tieren), zornig, nervös, erregt, böse (letzteres vor allem von Menschen). – Wie der Schelle eigentlich das Wort Schall zugrunde liegt, so auch dem schwäbischen schallare(n)/ schallara (vor allem von Frauen: laut tratschen, laut lachen, lärmen), dessen Endung an die italienische Verbendung -are erinnert. Eine, die schallared ist eine
Schallarere/Schallarare.