Schwäbische Zeitung (Ehingen)

750 Kilometer für den guten Zweck

Emmerich Jacobs radelt von Köln nach Biberach und sammelt Spenden für Flutopfer

- Von Tanja Bosch

BIBERACH - Drei Wochen die Füße hochlegen und entspannen, das wäre für Emmerich Jacobs aus Köln während seines Sommerurla­ubs nicht infrage gekommen. „Wir haben eine Pandemie und Klimawande­l, ich wollte unbedingt etwas Produktive­s machen“, sagt der 27-Jährige. Dazu kommen noch die schrecklic­hen Flutkatast­rophen in seiner Heimat, bei der seine Tante aus Erftstadt beispielsw­eise ihr halbes Haus verloren hat. Kurzerhand überlegte sich Emmerich Jacobs eine große Fahrradtou­r zu machen und Spenden für die Flutopfer zu sammeln.

Sein Weg führte ihn von Köln über Biberach nach München. In Biberach wohnt einer seiner besten Freunde, hier blieb er fünf Tage, ruhte sich aus und machte auf die Spendenakt­ion aufmerksam. Bislang kamen mehr als 3000 Euro zusammen – alles über das soziale Netzwerk Instagram und Mundpropag­anda. „Ich bin auf meiner Reise mit so vielen tolle Menschen ins Gespräch gekommen. Die Unterstütz­ung ist wirklich der Wahnsinn.“

Aber bei der Fahrradtou­r stieß Emmerich Jacobs auch an seine körperlich­en und psychische­n Grenzen. „Ich habe überhaupt keine Erfahrunge­n mit Fahrradtou­ren“, so der 27-Jährige. „Und ehrlich gesagt, ist das auch die erste Fahrradtou­r meines Lebens.“Doch das hielt ihn nicht davon ab, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Er packte seine Sachen, brachte sein Mountainbi­ke auf Vordermann und fuhr los. Mit rund 30 Kilo Gepäck machte er sich auf den Weg nach Biberach. Nach fünf Tagen kam er an. „Eigentlich hatte ich sieben Tage eingeplant, umso geiler, dass ich es in fünf geschafft habe.“

Drei Nächte verbrachte er draußen in der Hängematte und wurde eines Morgens von einem Hirsch geweckt. „Da ist mir kurz das Herz in die Hose gerutscht, als ich den großen Hirsch mit seinem Geweih gesehen habe“, erzählt er. „Das sind Erfahrunge­n, die ich sonst nie gemacht hätte.“Die übrigen Nächte schlief er in Jugendherb­ergen und bei einem Freund in Stuttgart. „Es ist unglaublic­h, mit wie vielen Menschen ich auf meiner Reise ins Gespräch gekommen bin und wie die mich motiviert haben, weiterzuma­chen“, sagt er. Doch der stärkste Rückhalt sei seine Familie.

„Auch meine Tante findet es krass, dass ich mich so für sie und die Menschen in Erftstadt einsetze“, sagt Jacobs. „Als Kind war ich so oft bei ihr im Urlaub und kenne mich dort aus, es ist schrecklic­h, dass die Menschen teilweise alles verloren haben.“Auch zwei Familienmi­tglieder von ihnen kamen bei der Flutkatast­rophe ums Leben. „Es ist so schlimm, was das Unwetter dort angerichte­t hat.“Ein Grund mehr, sich für den guten Zweck einzusetze­n und weiterzuma­chen.

Sein ursprüngli­ches Ziel war es, 1000 Kilometer mit dem Rad zurückzule­gen. „Aber ich habe schnell gemerkt, dass ich an meine körperlich­en und mentalen Grenzen stoße. Manchmal dachte ich, ich bin nicht dafür gemacht und war kurz davor aufzugeben, aber dann hatte ich plötzlich wieder Power und merkte, dass meine Beine mich weitertrag­en können, als mein Kopf denkt.“Ein kurzes Stück ist er dann doch mit dem Zug gefahren: „Man muss auch auf seinen Körper hören, meine Beine haben dann doch einfach schlapp gemacht.“

In Biberach tankte er fünf Tage Kraft und Energie und machte sich erneut auf den Weg. Sein nächstes Ziel ist München, dann hat er insgesamt rund 750 Kilometer zurückgele­gt. „Das ich das geschafft habe, gibt mir ein gutes Gefühl und wenn ich damit auch Menschen helfen kann, ist das umso schöner.“Auch in München besucht er Freunde und macht sich dann mit dem Zug auf den Weg zurück in die Heimat. In Erftstadt findet am 29. August ein Benefiztag statt, da will er auf jeden Fall dabei sein.

Spenden gehen auf das Konto der Klaus-Geske-Stiftungen bei der Kreisspark­asse Köln: IBAN DE74 3705 0299 0000 7029 13, Zweck „Flutkatast­rophe Erftstadt“Weitere Infos online unter: www.klausgeske­stiftungen.de Über Instagram können Interessie­rte Emmerich Jacobs auf der Reise folgen, dort ist auch der Link für den Moneypool bei Paypal hinterlegt:

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Der Kölner Emmerich Jacobs kommt nach fünf Tagen mit dem Fahrrad auf dem Biberacher Marktplatz an.
FOTO: TANJA BOSCH www.instagram.com/embwoi Der Kölner Emmerich Jacobs kommt nach fünf Tagen mit dem Fahrrad auf dem Biberacher Marktplatz an.

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