Union macht sich selbst Mut
Es ist ernst, das versuchen die Spitzen von CDU und CSU nicht mehr zu beschönigen. Das wäre auch wenig glaubhaft in Anbetracht von Umfragewerten, die einen Monat vor der Bundestagswahl kaum desaströser sein könnten für eine Partei, die das Kanzleramt verteidigen will. Viel Zeit, ihre Zustimmungswerte aufzupolieren, bleibt der Union nicht mehr. Deshalb die Appelle maximaler Geschlossenheit bei der Wahlkampfveranstaltung in Berlin, die Beschwörung der eigenen Stärke und die demonstrativen Loyalitätsbekundungen an Unionskanzlerkandidaten Armin Laschet – selbst von CSU-Chef Markus Söder. Das klingt wie das sprichwörtliche Pfeifen im Walde. Die CDU macht sich Mut, was sollte sie auch sonst tun?
Es ist fast mitleiderregend, wie Laschet darum ringt, das Bild des zweitbesten Kanzlerkandidaten der Union loszuwerden. Doch so sehr er sich müht, so wenig glückt es ihm. Er hält in Berlin eine sehr passable Rede, aber die von CSU-Chef Markus Söder ist eben noch ein wenig besser. Laschet müsste, um von seinem Image des Zauderers wegzukommen, klare Kante zeigen, doch dann patzt er in der Hochwasser-Katastrophe. Und nun das Afghanistan-Desaster, auch das ist kein Thema, um vor der Wahl noch einmal ordentlich auf den politischen Gegner draufzuhauen und sich zu profilieren.
Dass Laschet im Wahlkampfendspurt durch Söder ersetzt wird, ist dennoch völlig abwegig, zumal der CSU-Chef kein Interesse daran haben kann, kurz vor knapp auf einen kippligen Kahn zu springen. Die Optionen, die der Union noch bleiben, sind folglich beschränkt. Vielleicht gelingt es ihr, die Wähler beim Haustürwahlkampf davon zu überzeugen, dass sie nicht nur einen Kanzlerkandidaten, sondern auch ein Programm und Abgeordnete wählen. Vielleicht kann Laschet noch von Fehlern der politischen Konkurrenz profitieren. Vielleicht bleiben am Ende auch Enttäuschte den C-Parteien treu, um eine linke Mehrheit zu verhindern. Aber auf all diese Faktoren hat die Union nur beschränkt Einfluss. Ihr bleibt im Rennen um das Kanzleramt das Prinzip Hoffnung.