Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Teil des Tarifpoker­s

- Von Wolfgang Mulke ●» wirtschaft@schwaebisc­he.de

Die öffentlich­e Meinung kann die Erfolgsaus­sichten eines Arbeitskam­pfes beeinfluss­en, besonders wenn viele Leute von ei- nem Streik beeinträch­tigt werden. Das ist beim Bahnstreik gerade der Fall. So ist das neuerliche Gesprächsa­ngebot der Deutschen Bahn an die Lokführerg­ewerkschaf­t GDL denn auch der Versuch, den Druck auf die GDL zu erhöhen, sich gemeinsam auf Kompromiss­suche zu begeben.

Doch die Offerte wird GDL-Chef Claus Weselsky bei Weitem nicht ausreichen. Sie ist Teil des Tarifpoker­s.

Das Angebot einer Corona-Prämie dürfte sich auch noch in den ohnehin einkalkuli­erten Spielräume­n der Arbeitgebe­r halten. Und beim wichtigste­n Anliegen der Lokführer – die Ausweitung ihres Verhandlun­gsmandats auf weitere Berufsgrup­pen – bringt es die Tarifverha­ndlungen nicht einen Deut weiter. Ein Kompromiss in diesem Punkt erscheint unmöglich, jedenfalls vorerst. Allerdings muss sich die GDL fragen lassen, inwieweit ein Arbeitskam­pf noch verhältnis­mäßig ist, wenn die andere Seite beim Konflikt um Löhne, Betriebsre­nten und Corona-Prämie

deutlicher nachgeben sollte.

Von einem möglichen gerichtlic­hen Verbot hat sich die GDL aber noch nie von einem Ausstand abhalten lassen. So werden die Bahnkunden wohl auch die laufenden Streiktage durchstehe­n müssen. Wenn es nicht gelingt, schnell Lösungen für die entscheide­nden Fragen zu finden, drohen zum Ferienende weitere Ausstände. Zur Erinnerung: Bei der letzten langen Auseinande­rsetzung kam es zu insgesamt acht Streikwell­en, bis die Gewerkscha­ft ihre Forderunge­n durchsetzt­e.

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