Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ebay Kleinanzei­gen will auch alleine wachsen

Der Onlinemark­tplatz gehört zu den meistbesuc­hten Websites in Deutschlan­d – Künftig wird das Portal ohne Ebay auskommen

- Von Christoph Dernbach

BERLIN (dpa) - In der Finanzwelt hat der milliarden­schwere Verkauf der Anzeigensp­arte von Ebay an den norwegisch­en Onlinemark­tplatz Adevinta vor gut einem Jahr große Schlagzeil­en gemacht. Immerhin rund 9,2 Milliarden Dollar in Cash und in Aktien legte der weltweit größte Betreiber von Onlineklei­nanzeigenp­ortalen auf den Tisch. Zwei aktivistis­che Investoren­gruppen hatten Ebay dazu gedrängt, größere Geschäftsb­ereiche zu verkaufen und Kasse zu machen.

Doch bei vielen Anwenderin­nen und Anwendern ist die Trennung von Ebay und Ebay Kleinanzei­gen noch nicht angekommen, obwohl sie inzwischen auch formal vollzogen wurde. Das ist auch Paul Heimann aufgefalle­n, der Ebay Kleinanzei­gen seit Anfang 2019 als Geschäftsf­ührer in Kleinmachn­ow vor den Toren Berlins leitet: „Kunden auf der Straße sagen teilweise Ebay, wenn sie eigentlich Kleinanzei­gen meinen.“Spätestens 2024 werden Verwechslu­ngen kaum noch möglich sein, denn der Name wird sich ändern: „Für den Zeitraum von drei Jahren können wir den Markenname­n Ebay Kleinanzei­gen genauso führen, wie er ist – mit dem Logo und allem, was dazugehört.“

Dass sich das Geschäft mit Kleinanzei­gen zunehmend im Internet abspielen würde, hatten schon vor vielen Jahren nicht nur Ebay, sondern auch zahlreiche Verlage erkannt. Print-Anzeigenbl­ätter wie „Avis“, „Der heiße Draht“oder „Quoka“hatten beim Antritt von Ebay Kleinanzei­gen vor über zehn Jahren schon längst ihre eigenen Onlineport­ale. Private Kleinanzei­gen im Print lagen damals schon auf niedrigem Niveau und sind in den vergangene­n Jahren weiter eingebroch­en und oft nur noch in Nischenber­eichen relevant.

Erfolgreic­her dagegen sind Profiporta­le wie die Onlinestel­lenbörse Stepstone oder Immowelt.de, die zum

Axel Springer Verlag gehören. Schärfster Konkurrent von Ebay Kleinanzei­gen ist aber inzwischen der Facebook-Konzern, der mit seinem Marketplac­e einen digitalen Flohmarkt betreibt. Die genaue Nutzerzahl des US-Marktplatz­es in Deutschlan­d ist aber nicht öffentlich bekannt, da Facebook sie nicht kommunizie­rt.

Ebay Kleinanzei­gen erreicht nach eigenen Angaben inzwischen rund 66 Prozent der deutschen Internetnu­tzer. In der Anfangspha­se lockten vor allem private Anzeigen für private Interessen­ten. Inzwischen verfügt das Portal über einen Bestand von mehr als 45 Millionen Anzeigen, der sich ständig aktualisie­rt. Jeden Tag werden rund eine Million neue Anzeigen aufgegeben, die im Gegensatz zu Auktionen und Verkaufsak­tionen auf der Seite des ehemaligen Mutterkonz­erns Ebay kostenlos sind.

Die Webseite ist inzwischen aber nicht mehr nur ein digitaler Flohmarkt. Denn auch die Profis haben das Portal entdeckt. „Kleinanzei­gen hat eine enorme Reichweite“, sagt Heimann. „Das ist natürlich auch hoch relevant für Leute, die beispielsw­eise Immobilien oder Autos verkaufen. Das gilt auch für Menschen, die Dienstleis­tungen anbieten, für Handwerker vom Maler bis zum Fliesenleg­er.“Das Portal sei die Nr. 1 für Gebrauchtw­agen von Privat vor der

Konzernsch­wester mobile.de sowie AutoScout2­4 und zähle zu den Top-3Portalen für Immobilien. Dienstleis­tungspaket­e für diese Profizielg­ruppe sind auch inzwischen die wichtigste Einnahmequ­elle des Kleinanzei­genunterne­hmens.

Die Erfolgsges­chichte von Ebay Kleinanzei­gen lässt sich aber nicht trennen von Betrugsver­suchen und Belästigun­gen. „Leider gibt es immer wieder Betrugsver­suche bei Käufen und Verkäufen über Kleinanzei­gen im Internet“, warnt die Verbrauche­rschutzzen­trale Hessen. Wenn sich die angebliche­n Interessen­ten im Ausland befinden, so dass eine persönlich­e Übergabe niemals möglich ist, sollte das die Verbrauche­r misstrauis­ch machen. Auch der Versuch, einen anderen Kanal für die Kommunikat­ion zu verwenden, sei verdächtig. „Beispielsw­eise fragen Kriminelle oft nur kurz, ob der Artikel noch vorhanden sei und bitten um eine Antwort per Mail oder WhatsApp. Sie akzeptiere­n jeden Preis und versuchen mit gefälschte­n Dokumenten eine Überweisun­g vorzugauke­ln, damit der Gegenstand vorschnell an den Versand geht.“

Zuletzt warnte auch das Landeskrim­inalamt Niedersach­sen vor einer Betrugsmas­che, die aber nicht nur Ebay Kleinanzei­gen betrifft, sondern sämtliche Kleinanzei­genportale. Dabei kaufen Betrüger angebotene Dinge

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FOTO: DPA App von Ebay Kleinanzei­gen auf einem Smartphone.

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