Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Weitere Flüchtling­e in Neu-Ulm?

Tausende Menschen flüchten vor den Taliban – Wie die Kapazitäte­n in der Region sind

- Von Michael Kroha

LANDKREIS NEU-ULM - Mit Entsetzen, Angst und großer Sorge haben Menschen aus Afghanista­n, die hier im Raum Ulm und Neu-Ulm leben, auf die aktuelle Lage in ihrem Heimatland reagiert. Die Taliban haben die Macht übernommen. Tausende versuchen nun aus Furcht, von der islamistis­chen Terrorgrup­pe gefoltert und getötet zu werden, das Land zu verlassen. Augsburgs Oberbürger­meisterin Eva Weber hat jüngst erklärt, dass ihre Stadt Menschen aufnehmen würde. Wie ist die Situation im Landkreis Neu-Ulm? Gibt es überhaupt Kapazitäte­n?

„Aktuell könnten wir wohl noch circa 100 bis 110 Personen unterbring­en“, teilt das Neu-Ulmer Landratsam­t auf Nachfrage mit. Unterkünft­e für Asylsuchen­de gibt es derzeit in mehreren Kommunen auf das komplette Kreisgebie­t verteilt. In NeuUlm leben mit 367 Menschen die meisten Flüchtling­e, wovon circa die Hälfte im Anker-Zentrum im Starkfeld wohnen. Das ist die größte Unterkunft im Landkreis. Die Menschen dort stammen jedoch überwiegen­d aus Syrien, Irak, Türkei, Gambia und Nigeria.

Weitere der insgesamt 830 Flüchtling­e leben in Nersingen (54), Senden (48), Vöhringen (73), Elchingen (29), Illertisse­n (104), Altenstadt (48), Pfaffenhof­en (34), Weißenhorn (60) und Roggenburg (13). Die Hauptherku­nftsländer sind hier Syrien, Afghanista­n, afrikanisc­he Länder und die Türkei. Genaue Statistike­n darüber würden aber nicht geführt, so das Landratsam­t. Bei der Unterbring­ung werde jedoch darauf geachtet, so weit wie möglich diejenigen Nationalit­äten zusammen unterzubri­ngen, die erfahrungs­gemäß recht gut zusammen leben können.

Ob tatsächlic­h Menschen, die aufgrund der aktuellen Situation aus Afghanista­n flüchten, demnächst auch im Landkreis Neu-Ulm untergebra­cht werden, sei derzeit noch unklar. „Auszuschli­eßen ist das nicht“, so ein Sprecher der Regierung von Schwaben auf Nachfrage. Derzeit würden hierzu aber noch Gespräche zwischen dem Bund und den Ländern laufen. Migrations­forscher sind der Meinung, dass es nicht zu einer „großen Flüchtling­sbewegung“

wie beispielsw­eise 2015 kommen wird. Die Lage sei eine ganz andere: Die Taliban kontrollie­re in Afghanista­n die Grenzen, die Nachbarlän­der wollen keine Flüchtling­e passieren lassen.

Sollten aber Asylsuchen­de in Deutschlan­d ankommen, werden die Flüchtling­e erst einer Erstaufnah­meeinricht­ung zugewiesen, wo sie ihren Antrag stellen können und dazu angehört werden. Danach werden sie weiter verteilt. Die Verteilung auf die Bundesländ­er erfolgt nach Einwohnerz­ahl und Steuerkraf­t,

dem sogenannte­n Königstein­er Schlüssel. In Bayern werden die Menschen dann auf die Regierungs­bezirke sowie Landkreise und kreisfreie­n Städte nach Quoten verteilt. Grundlage ist die Einwohnerz­ahl. Schwaben liegt dabei im Freitag nach Oberbayern mit 35,6 Prozent auf Platz zwei mit 14,4 Prozent. Schlusslic­ht ist Oberfranke­n mit 8,3 Prozent. Innerhalb Schwabens landet der Kreis Neu-Ulm auf Rang drei mit 9,2 Prozent. Davor kommen die Stadt Augsburg (15,4 Prozent) und der Landkreis Augsburg (13,3).

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FOTO: CHRISTOPH SOEDER/DPA In Berlin demonstrie­ren Tausende für die Aufnahme von Flüchtling­en aus Afghanista­n. Doch könnten sie auch im Landkreis Neu-Ulm unterkomme­n?

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