Weitere Flüchtlinge in Neu-Ulm?
Tausende Menschen flüchten vor den Taliban – Wie die Kapazitäten in der Region sind
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LANDKREIS NEU-ULM - Mit Entsetzen, Angst und großer Sorge haben Menschen aus Afghanistan, die hier im Raum Ulm und Neu-Ulm leben, auf die aktuelle Lage in ihrem Heimatland reagiert. Die Taliban haben die Macht übernommen. Tausende versuchen nun aus Furcht, von der islamistischen Terrorgruppe gefoltert und getötet zu werden, das Land zu verlassen. Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber hat jüngst erklärt, dass ihre Stadt Menschen aufnehmen würde. Wie ist die Situation im Landkreis Neu-Ulm? Gibt es überhaupt Kapazitäten?
„Aktuell könnten wir wohl noch circa 100 bis 110 Personen unterbringen“, teilt das Neu-Ulmer Landratsamt auf Nachfrage mit. Unterkünfte für Asylsuchende gibt es derzeit in mehreren Kommunen auf das komplette Kreisgebiet verteilt. In NeuUlm leben mit 367 Menschen die meisten Flüchtlinge, wovon circa die Hälfte im Anker-Zentrum im Starkfeld wohnen. Das ist die größte Unterkunft im Landkreis. Die Menschen dort stammen jedoch überwiegend aus Syrien, Irak, Türkei, Gambia und Nigeria.
Weitere der insgesamt 830 Flüchtlinge leben in Nersingen (54), Senden (48), Vöhringen (73), Elchingen (29), Illertissen (104), Altenstadt (48), Pfaffenhofen (34), Weißenhorn (60) und Roggenburg (13). Die Hauptherkunftsländer sind hier Syrien, Afghanistan, afrikanische Länder und die Türkei. Genaue Statistiken darüber würden aber nicht geführt, so das Landratsamt. Bei der Unterbringung werde jedoch darauf geachtet, so weit wie möglich diejenigen Nationalitäten zusammen unterzubringen, die erfahrungsgemäß recht gut zusammen leben können.
Ob tatsächlich Menschen, die aufgrund der aktuellen Situation aus Afghanistan flüchten, demnächst auch im Landkreis Neu-Ulm untergebracht werden, sei derzeit noch unklar. „Auszuschließen ist das nicht“, so ein Sprecher der Regierung von Schwaben auf Nachfrage. Derzeit würden hierzu aber noch Gespräche zwischen dem Bund und den Ländern laufen. Migrationsforscher sind der Meinung, dass es nicht zu einer „großen Flüchtlingsbewegung“
wie beispielsweise 2015 kommen wird. Die Lage sei eine ganz andere: Die Taliban kontrolliere in Afghanistan die Grenzen, die Nachbarländer wollen keine Flüchtlinge passieren lassen.
Sollten aber Asylsuchende in Deutschland ankommen, werden die Flüchtlinge erst einer Erstaufnahmeeinrichtung zugewiesen, wo sie ihren Antrag stellen können und dazu angehört werden. Danach werden sie weiter verteilt. Die Verteilung auf die Bundesländer erfolgt nach Einwohnerzahl und Steuerkraft,
dem sogenannten Königsteiner Schlüssel. In Bayern werden die Menschen dann auf die Regierungsbezirke sowie Landkreise und kreisfreien Städte nach Quoten verteilt. Grundlage ist die Einwohnerzahl. Schwaben liegt dabei im Freitag nach Oberbayern mit 35,6 Prozent auf Platz zwei mit 14,4 Prozent. Schlusslicht ist Oberfranken mit 8,3 Prozent. Innerhalb Schwabens landet der Kreis Neu-Ulm auf Rang drei mit 9,2 Prozent. Davor kommen die Stadt Augsburg (15,4 Prozent) und der Landkreis Augsburg (13,3).