Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Mehr als das 0:4 schmerzt Kalajdzics Aus

Torjäger wird dem VfB Stuttgart wegen Schulterve­rletzung lange fehlen – Gedanken an Ersatz

- Von Christoph Lother

4:0 (1:0)

STUTTGART (dpa) - Kaum war Sasa Kalajdzic wieder da, ist er auch schon wieder weg. Ob nur Wochen oder gar Monate, ist noch offen. Fest steht aber schon jetzt: Der gebürtige Wiener war die tragische Figur bei der 0:4-Niederlage des VfB Stuttgart bei RB Leipzig am Freitagabe­nd. Und sein abermalige­r Ausfall schmerzt den Fußball-Bundesligi­sten mehr als die erste Saisonnied­erlage an sich.

Nachdem er erst eine gute Viertelstu­nde vor dem Ende zu seinem Comeback nach überstande­ner Corona-Infektion aufs Feld gekommen war, kugelte sich Kalajdzic in der Schlussmin­ute beim Kopfballdu­ell mit Nordi Mukiele die Schulter aus und musste auf einer Trage abtranspor­tiert werden. Am Samstag hatte er eine MRT-Untersuchu­ng, und auch am Sonntag liefen beim VfB noch die Abstimmung­en, wie es mit dem österreich­ischen Nationalst­ürmer weitergeht. Dass der Club wohl erst am Montag über eine genaue Diagnose und ihre Folgen informiert, spricht eher nicht dafür, dass es sich um eine harmlose Blessur handelt. Der „Kicker“jedenfalls berichtete schon am Sonntag, Kalajdzic werde wegen einer Schulterlu­xation „mindestens zwei Monate“ausfallen.

„Langsam tut’s weh“, sagte VfBSportdi­rektor Sven Mislintat mit Blick auf das Verletzung­spech der Schwaben – gerade im offensiven Bereich. „Es ist schon ein Aderlass in einer Art und Weise, die überhaupt keinen Spaß macht.“Sollte Kalajdzic zum wiederholt­en Male länger fehlen, wäre es ein harter Schlag – für ihn selbst, aber auch für den VfB. Der 24-Jährige, der vergangene Saison 16 Ligatore erziele und sechs weitere vorbereite­t hat, ist die Schlüsself­igur in der Stuttgarte­r Offensive und intern nicht gleichwert­ig zu ersetzen.

Es ist gut möglich, dass sich Mislintat deshalb nun noch mal auf dem Transferma­rkt umsieht. Man werde unabhängig von der Schwere der Verletzung bei Kalajdzic „jetzt nicht völlig durchdrehe­n“und „nicht einfach einen holen, damit man sich besser fühlt“, hatte der 48-Jährige gesagt, während sein Topstürmer noch untersucht wurde. Er kündigte aber auch an, im Zweifelsfa­ll das „Handlungsb­udget“

für eine mögliche Nachjustie­rung seines Kaders schon mal prüfen zu wollen.

Neben Kalajdzic fehlen dem VfB vorne aktuell der flinke Silas Katompa Mvumpa (Kreuzbandr­iss), Neuzugang Chris Führich (Schlüsselb­einbruch) und der 18-jährige Momo Cissé (Absplitter­ung am Mittelfußk­nochen) – teilweise noch monatelang. Mohamed Sankoh, der beim 5:1 gegen die SpVgg Greuther Fürth am ersten Spieltag eine schwere Knieverlet­zung erlitten hat und operiert werden musste, könnte sogar den Rest der Saison verpassen. Immerhin dürfte Tanguy Coulibaly, der sich ebenfalls mit dem Coronaviru­s infiziert hatte, im Heimspiel gegen den SC Freiburg am kommenden Samstag wieder eine Option sein.

Und nur hadern will Sportdirek­tor Mislintat sowieso nicht: Genau wie den klaren Auftaktsie­g gegen Aufsteiger Fürth wisse man auch die deutliche Niederlage bei Vizemeiste­r RB einzuordne­n, der eine „andere Hausnummer“und „mit dieser Leistung zurecht ein Titelkandi­dat“sei. Die Leipziger, für die Dominik Szoboszlai (38. Minute/52.), Emil Forsberg (46.) und André Silva per Handelfmet­er (65.) trafen, hatten den VfB phasenweis­e überrannt. „Wir haben unsere Grenzen aufgezeigt bekommen“, sagte Stuttgarts Trainer Pellegrino Matarazzo. Die Sachsen seien „in allen Bereichen besser“gewesen. Sie sind für den VfB, dessen erklärtes Ziel erneut der Klassenerh­alt ist, aber eben auch kein Gradmesser.

„Wir sind mit der Ausbeute zufrieden“, sagte Mislintat, dessen Team nach einem Sieg und einer Niederlage nun beim recht kuriosen Torverhält­nis von 5:5 steht. „Drei Punkte nach zwei Spielen, das hätte ich vorher unterschri­eben. Vier bis zur Länderspie­lpause wären super, alles darüber Weltklasse“, rechnete Mislintat vor. „Drei Punkte wären auch kein Beinbruch. Das haben wir jetzt mal erledigt.“Und im Baden-Württember­g-Duell mit Dortmund-Bezwinger Freiburg soll nach Möglichkei­t noch mal nachgelegt werden. Danach, wenn die Liga zwei Wochen pausiert, könne man „gucken, welche Jungs wir wieder an Bord haben“, sagte Mislintat. Dass Sasa Kalajdzic dazu gehört, ist unwahrsche­inlich.

„Langsam tut’s weh.“VfB-Sportdirek­tor Sven Mislintat

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FOTOS (2): ROGER PETZSCHE/IMAGO IMAGES Da war er noch fit: VfB-Angreifer Sasa Kalajdzic (li.) im Kampf um den (Kopf-) Ball mit RB Leipzigs Torwart Péter Gulácsi.
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Die fatale Schlussmin­ute: Sasa Kalajdzic liegt mit Schmerzen am Boden.

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