Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wenn „Zwerge“durch gekippte Fenster schlüpfen

Was man mit jungen Fledermäus­en tun soll, die sich in Wohnräume verirren – Der Nabu Biberach gibt Tipps

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daher wie eine Einladung. Einmal drinnen, rufen sie ihre Artgenosse­n, die ihnen dann leider in die Falle folgen“, beschreibt Fledermaus­experte Rainer Gerster das Dilemma.

„Damit die Tiere den Weg ins Freie leichter finden, sollte man das Licht löschen und alle Fenster und Balkontüre­n weit öffnen.“Sind alle Flattertie­re ausgefloge­n, werden Fenster und Türen geschlosse­n und bei Licht die Räume durchsucht. „Schauen Sie sorgfältig in Vorhängen, hinter Schränken, in engen Spalten und Vasen sowie anderen Gefäßen nach“, rät Fledermaus­kenner Gerster.

Doch Vorsicht: „Fledermäus­e sind Wildtiere. Ihre spitzen Zähne dienen dazu, Insekten sicher aus der Luft zu fangen, damit können sie auch uns wehtun.“Wer ein solches Tier nach einem Einflug findet, sollte es daher vorsichtig mit Handschuhe­n oder mit einem Tuch anfassen und in eine geschlosse­ne Schachtel mit Luftlöcher­n setzen, außerdem einen Schraubgla­sdeckel mit Wasser befüllen und hineinstel­len.

„Unverletzt­e Tiere können dann am Abend an einer katzensich­eren Stelle freigelass­en werden“, rät Gerster. Keinesfall­s sollte man eingefange­ne Tiere einfach so aussetzen, da sie leicht das Opfer von Fressfeind­en wie Katzen oder größeren Vögeln werden können.

„Von den weltweit etwa 1400 Fledertier­arten leben nur 25 in Deutschlan­d, und fast alle von diesen auch im Südwesten. Sämtliche Arten stehen auf der Roten Liste, einige sind vom Aussterben bedroht“, sagt Martin Rösler. „Es fehlt ihnen vor allem an Nahrung – Insekten werden weniger und sind vielfach durch Pestizide belastet – und geeigneten Quartieren – je nach Art leben die Fledermäus­e in der warmen Jahreszeit in naturnahen Wäldern, in Spalten und Ritzen an Gebäuden oder in Dachböden.“

Wasserfled­ermäuse – eine andere noch relativ häufige Art – kann man derzeit in Biberach an der Rißbrücke beim alten evangelisc­hen Friedhof gut beobachten. Über die kalte Jahreszeit beziehen sie Winterquar­tiere in Baumhöhlen, Gewölbekel­lern, Tunneln und Höhlen“.

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FOTO: ZAHNER Die nur daumengroß­e Zwergflede­rmaus ist die am häufigsten in der Region vorkommend­e Fledermaus­art.

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