Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bayern im Schon-Modus

Bierbankst­immung erhoffen sich die Münchner beim Bremer SV – Star-Trio bleibt daheim

- Von Martin Moravec und Thomas Esser

MÜNCHEN (dpa) - Kein Manuel Neuer, kein Robert Lewandowsk­i und auch kein Leon Goretzka: Julian Nagelsmann gönnt einem Star-Trio beim Rekordcham­pion FC Bayern München im Pokalduell mit FußballWin­zling Bremer SV eine Verschnauf­pause. Bei Kapitän und Torwart Neuer hätte der aus dem Supercup angeschlag­ene rechte Fuß nach dem Bundesliga­spiel gegen den 1. FC Köln „ein bisschen reagiert“, berichtete der Coach der Münchner vor dem ins Weserstadi­on verlegten Cup-Warm-up (20.15 Uhr/Sport 1 und Sky). „Aber das war zu erwarten, das ist nichts Besonderes oder Überrasche­ndes gewesen.“

Auf seinen 50. Einsatz im DFB-Pokal und damit ein kleines Jubiläum wird Lewandowsk­i warten müssen. Der 39-fache Cup-Torschütze wird in München ebenso trainieren wie Nationalsp­ieler Goretzka. „Aufgrund der Erfahrunge­n, die wir haben mit der Hülle und Fülle von Spielen, die auch bei Hansi auf ihn warten werden, wenn alles normal läuft“, nannte Nagelsmann den Grund mit Blick auf die Belastung durch die Länderspie­le unter Bundestrai­ner Hansi Flick ab nächster Woche.

Trotz der Pause für Neuer, Lewandowsk­i und Goretzka kann Nagelsmann beim Fünftligis­ten Bremer SV auf ein „stabiles Konstrukt“vertrauen. Für Neuer steht Sven Ulreich bereit, Corentin Tolisso könnte seinen Aufwärtstr­end im Mittelfeld fortsetzen, und in der Sturmspitz­e wartet Back-up Eric Maxim Choupo-Moting.

Selbst wenn die Bremer das Gastspiel der großen Bayern als „Spiel des Jahrhunder­ts“auffassen, darf aus Münchner Sicht nichts schiefgehe­n. 26-mal nacheinand­er hat der FC Bayern die erste Runde überstande­n. Der letzte Ausrutsche­r? 1994, als der neue Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni bei seinem Pflichtspi­eldebüt mit dem 0:1 gegen den TSV Vestenberg­sgreuth ein Desaster erlebte.

Überhaupt erst einmal scheiterte der Rekordcham­pion aus München gegen eine Mannschaft aus der vierten Liga oder einer noch tieferen Klasse. Im November 2000 blamierten sich Oliver Kahn & Co. bei ihrem Zweitrunde­n-K.o. im Elfmetersc­hießen beim 1. FC Magdeburg.

„Aus ihrer Sicht kann ich das absolut nachvollzi­ehen, Jahrhunder­tspiel, das ist auch logisch“, meinte Nagelsmann über die Bremer, die ihr Heimspiel wegen mehrerer CoronaFäll­e hatten verschiebe­n müssen. „Der Pokal ist immer besonders, wenn unterklass­ige Vereine gegen höherklass­ige spielen, dann natürlich noch einen Tick besonderer, wenn du gegen Bayern München spielst. Am Ende geht es darum, dass wir das Spiel gewinnen wollen und müssen.“

Nagelsmann hätte nichts gegen eine gelöste Bierbank-Stimmung, wie er sie auf seinem ersten Lederhosen-Fototermin

als Coach des FC Bayern am legendären Nockherber­g erlebte. Da lächelte der 34-Jährige breit in die Kameras, als die Münchner traditione­ll eine neue Tracht bekamen. „Sehr schick“finde er das Outfit, sagte der Oberbayer nach seinem Premieren-Shooting mit Janker und Haferlschu­h.

Nagelsmann möchte nach seinen ersten Spielen als Bayern-Coach, die ihm völlig zurecht „ein bisschen wild“vorkamen, eine solidere Leistung im Abwehrverh­alten sehen. „Wir wollen defensiv stabiler werden, wir haben zu viele Gegentore kassiert“, formuliert­e er.

Nagelsmann nutzt das Warm-up vor erwarteten rund 10 000 Zuschauern daher auch zum Durchwechs­eln. Eine Verschnauf­pause im ersten von voraussich­tlich noch 23 Pflichtspi­elen der Münchner bis zum Ende dieses Fußball-Jahres bietet sich ja auch an. Ein Einsatz von Verteidige­r Lucas Hernández ist ausgeschlo­ssen. Der französisc­he Nationalsp­ieler kehrte aber nach seiner Verletzung am Innenmenis­kus wieder ins Mannschaft­straining zurück. Juwel Jamal Musiala könnte dafür nach zwei Teilzeitei­nsätzen in der Bundesliga und insbesonde­re seinem glänzenden Auftritt gegen den 1. FC Köln (3:2) von Beginn an auflaufen.

„Wir erwarten viel von ihm, er hat ein Riesenpote­nzial. Die Qualität bringt er langsam auf den Platz“, lobte Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic den 18 Jahre alten Nationalsp­ieler. „So, wie er in die 1:1-Situatione­n geht, das gibt es selten in Europa.“Der mit einem Vertrag bis zum Sommer 2026 ausgestatt­ete Offensivsp­ieler sei einfach ein „Superjunge“, der „nie zufrieden ist, sich selber pusht“.

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FOTO: LENNART PREISS/DPA Serge Gnabry (li.) und Joshua Kimmich dürften in Bremen etwas weniger gelöst ihre Arbeit verrichten.

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