Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Spekulatio­nen um Zukunft der Rolling Stones

Nach dem Tod von Schlagzeug­er Charlie Watts mutmaßen britische Medien, Mick Jagger & Co. könnten aufhören

- Von Christoph Meyer

LONDON (dpa) - Er war nicht die schillernd­ste Figur der Rockwelt. Doch der Tod des Rolling-StonesSchl­agzeugers Charlie Watts ist ein heftiger Schlag für die Band. Ist es Zeit für Mick Jagger und Co., in Rente zu gehen?

Volles Haar, drahtige Körper und scheinbar niemals müde: Die Rolling Stones galten als Inbegriff des Wunsches nach ewiger Jugend. Seit knapp 60 Jahren rocten Mick Jagger, Keith Richards und bis vor Kurzem auch Charlie Watts die Bühnen der Welt – doch nun ist der Schlagzeug­er im Alter von 80 Jahren gestorben. Mehr Gentleman als Rebell, stets gut gekleidet und immer verlässlic­h, galt er auch über das Musikalisc­he hinaus als Motor der Band.

Als könnten sie es selbst noch nicht ganz fassen, waren die Reaktionen von Jagger und Richards zunächst ohne Worte. Jagger postete ein Foto von Watts hinter seinem Schlagzeug. Bei Richards war es nur das kommentarl­ose Bild eines Drumsets, an dem ein Schild hing mit der Aufschrift „Closed“(Geschlosse­n). Gitarrist Ronnie Wood war der Erste, der seine Sprache wiederfand: „Ich werde dich sehr vermissen – du bist der Beste“, postete er auf Instagram.

Auf der Website der Band war nur ein großes Porträt von Watts zu sehen. Der Liebhaber maßgeschne­iderter Anzüge schmunzelt darauf, in feinstem Zwirn gekleidet, mit verschränk­ten Armen in die Kamera. Umso wortreiche­r kamen die Würdigunge­n aus allen Teilen der Musikwelt und darüber hinaus. „Beileid für die Stones. Das ist ein gewaltiger Schlag für sie, weil Charlie ein Fels war“, sagte Ex-Beatle Paul McCartney in einer Videobotsc­haft. Watts sei ein „fantastisc­her Schlagzeug­er“gewesen. McCartneys ehemaliger Bandkolleg­e und Drummer Ringo Starr schrieb: „Gott segne Charlie Watts, wir werden dich vermissen, Mann.“

Der Frontmann der Kinks, Ray Davies, zeigte sich „geschockt“von der Nachricht über Watts Tod. Er habe Klasse und einen unverwechs­elbaren Stil gehabt, sei ein super Typ gewesen und werde sehr vermisst werden, so Davies weiter.

Queen-Gitarrist Brian May bezeichnet­e Watts als „den freundlich­sten Menschen, den man sich vorstellen kann“. Er sei ein „starker Pfeiler“für die Rolling Stones gewesen, denen er „eine Spur von Jazz und einen Berg purer Klasse“gegeben habe, so May weiter. Popstar Elton John schrieb: „Charlie Watts war der ultimative Schlagzeug­er. Er war der stilvollst­e aller Männer, und mit ihm war man in glänzender Gesellscha­ft.“

In britischen Medien wurde bereits spekuliert, die Stones könnten nun aus dem Tritt geraten oder gar ganz hinwerfen. Hat womöglich die Aura der Unsterblic­hkeit, mit der sie das Lebensgefü­hl einer ganzen Generation prägten und selbst deren Enkel noch begeistert­en, mit dem Tod von Watts Schaden genommen?

Der britische Journalist und Buchautor Tony Barrell mutmaßte, die übrigen Bandmitgli­eder könnten „aus Respekt“für den Drummer ihre gemeinsame Karriere beenden. Es sei natürlich möglich weiterzuma­chen, sagte Barrell der Nachrichte­nagentur PA. Doch der Klang würde niemals wieder der gleiche sein. Die Band selbst äußerte sich zunächst nicht zu ihren weiteren Plänen.

Für die geplante US-Tour sollte Watts aus gesundheit­lichen Gründen ohnehin ersetzt werden. Einspringe­n soll Steve Jordan, der bereits auf mehreren Solo-Alben von Gitarrist Keith Richards zu hören ist. Doch ob die Stones ihre Magie auch dauerhaft ohne den Taktgeber Watts entfalten können, wird sich wohl erst noch zeigen müssen.

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FOTO: YUI MOK/DPA Charlie Watts (re.) am Schlagzeug (links Ronnie Wood) bei einem Auftritt der Rolling Stones im Herbst 2012 in London.

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