Deutlich mehr Infektionen im Kreis
Die Inzidenz steigt rapide, doch ist das ein Grund zur Sorge? Das Gesundheitsamt klärt auf
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EHINGEN - Manchen sind sie schon seit Wochen egal, andere blicken weiterhin täglich darauf. Gemeint sind die Infektionszahlen im Landkreis, die täglich auf einem Dashboard des Landratsamtes eingesehen werden können. Dort ist seit ein paar Tagen ein deutlicher Anstieg der Inzidenz zu erkennen, derart viele Neuinfektionen wie in den vergangenen Tagen hat es schon lange nicht mehr gegeben. Doch laut jüngstem Beschluss der Bund-Länder-Konferenz ist die Inzidenz sowieso nicht mehr allein ausschlaggebend für eventuelle Einschränkungen oder Maßnahmen. Gibt es also überhaupt einen Grund zur Sorge?
Am Mittwochabend verzeichnet das Landratsamt eine 7-Tage-Inzidenz von 67 für den Alb-Donau-Kreis, der Stadtkreis Ulm liegt bei 69. 31 neue Infektionen wurden an diesem Tag für den Landkreis gemeldet, allein sieben davon in Ehingen. Noch höher lagen die Infektionszahlen am Dienstag, an diesem Tag wurden 48 Neuinfektionen für den Kreis gemeldet, allein elf für Ehingen, wo es insgesamt aktuell 33 Infizierte gibt.
Damit liegt die Kreis-Inzidenz derzeit so hoch wie seit Anfang Juni nicht mehr. Die niedrigste Inzidenz wurde Ende Juni verzeichnet, damals lag sie knapp über Null. Doch seitdem geht es wieder bergauf mit der Inzidenzkurve. Seit Mitte August hat sich das Thema des Anstiegs deutlich erhöht, am 19. August erreichte der
Kreis die 35-er Marke, am 23. August die 50-er Marke. Wo die Kurve nun hinsteuert, ist alles andere als klar vorherzusagen. Trotz steigender Anzahl der geimpften Personen befindet sich die 7-Tage-Inzidenz derzeit auf ähnlichem Niveau wie zuletzt Ende Mai 2021. In den letzten Wochen sind die Neuinfektionen zu nahezu 100 Prozent Indexfälle der Delta-Variante.
Mit dieser Entwicklung liegt die Region „im Trend“des Landes. Mehr als die Hälfte der Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg liegt inzwischen über der 50-er-Marke. Laut Landesgesundheitsamt geht der deutliche Anstieg auf Reiserückkehrer zurück. Ein Drittel der Neuinfektionen im Land entfalle auf Urlauber.
Doch an sich löst eine Inzidenz über 50 inzwischen nichts mehr aus – außer vielleicht etwas Verunsicherung hier und da. Doch Einschränkungen abhängig von der Inzidenz gibt es inzwischen nicht mehr. Der Blick soll sich nun vielmehr auf die sogenannte Hospitalisierungsrate richten. Wie viele Menschen wurden wegen Covid-19 ins Krankenhaus aufgenommen, wie viele Intensivbetten sind mit Covid-Patienten belegt? Die Antworten auf diese Fragen sollen ab sofort die Entscheidungen der Politik beeinflussen.
„Das Infektionsgeschehen im AlbDonau-Kreis und in Ulm ist derzeit weiterhin diffus. Anhaltende Schwerpunkte in Kommunen oder Einrichtungsarten sind derzeit nicht feststellbar“, erklärt Bernd Weltin vom Landratsamt. Vereinzelte Ausbrüche mit wenigen Indexfällen wie etwa in Pflegeheimen, Wohngruppen und Betrieben seien nicht prägend für das derzeitige Infektionsgeschehen. „Zu den Faktoren, die sich merklich auswirken, gehört die momentane Reisebewegung, also Reiserückkehrer“, bestätigt Weltin den landesweiten
Trend. Dadurch könne es parallel zur landes- und bundesweiten Entwicklung auch im Alb-Donau-Kreis und der Stadt Ulm mittel- und längerfristig zu einem weiteren Anstieg der Fallzahlen kommen. Der Sprecher betont: Die Inzidenz ist trotz der neuen Regelung des Landes ein wichtiger Faktor, der auch künftig im Infektionsschutzgesetz des Bundes festgelegt ist. „Sie entscheidet beispielsweise, wer für die Festlegung der Maßnahmen in den einzelnen Gemeinden zuständig ist und ob eine erneute Notbremse ausgerufen werden muss. Die Corona-Verordnung des Landes zählt die Inzidenz als eine von vier Komponenten auf, die bei der Betrachtung des Infektionsgeschehens und möglicher Maßnahmen als Beurteilungsmaßstab herangezogen wird.“
Die Impfquote liegt momentan bei ca. 60 Prozent (ADK 57 Prozent vollimmunisiert, Ulm 61,8 Prozent vollimmunisiert. Zum Vergleich: Landesdurchschnitt 56,5 Prozent). Die so genannte Herdenimmunität ist damit noch nicht erreicht. Weiterhin unterstützt das Gesundheitsamt deshalb nachdrücklich die Impfkampagne www.dranbleiben-bw.de – ausdrücklich auch mit Blick auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) für die Impfung gegen COVID-19 für alle Personen ab 12 Jahren.
Das Impfzentrum Ulm bietet weiterhin Erstimpfungen ohne Termin, unter www.ulm-impfzentrum.de.
Das Land will überdies ab 1.9. mit Auffrischungsimpfungen, zunächst bei vulnerablen Gruppen, beginnen.