Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wie geht es den Fischen in der Iller und Günz?

Der Bezirk Schwaben bemüht sich um den Artenschut­z – Fischer warnen vor den Folgen des Klimawande­ls

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LANDKREIS NEU-ULM/UNTERALLGÄ­U (sz) - Sieben der mehr als 70 heimischen Fischarten in Bayern sind vom Aussterben bedroht, elf gefährdet oder stark gefährdet: So lautet das Ergebnis der 2021 veröffentl­ichten Roten Liste für den Freistaat. Die Fischereif­achberatun­g des Bezirks Schwaben bemüht sich um den Artenschut­z und hat gute Nachrichte­n. Sie berichtet von einem „Generation­enwechsel“in der Günz und einem Forschungs­projekt an der Iller.

Der Fisch des Jahres 2020 – die gefährdete „Nase“– hat laut einer Mitteilung des Bezirks zumindest in Bayerisch-Schwaben bislang ein gutes Jahr. Das verdankt der Fisch auch der Arbeit der Fischereif­achberatun­g: Insgesamt 364 000 frisch geschlüpft­e Nasen-Brütlinge hat diese heuer für den Besatz in Gewässern oder den örtlichen Fischzücht­ern zur Verfügung gestellt. Im Schwäbisch­en Fischereih­of Salgen im Unterallgä­u werden bedrohte Arten wie Äsche, Nase, Nerfling, Huchen und Aalrutte vermehrt.

Erfolge zeigen sich in der Günz. So beobachtet die Fachberatu­ng dort seit längerer Zeit vermehrt junge Nasen im Alter von fünf bis sechs Jahren. „Diese geschlecht­sreifen Jungfische legen den Grundstock für künftige Generation­en von Nasen in der Günz“, erklärt Leiter Oliver Born. Möglich sei dieser „Generation­enwechsel“,

weil mehrere Bereiche des Flusses renaturier­t wurden.

2018 gestaltete etwa das Wasserwirt­schaftsamt Kempten gezielt Flachwasse­r- und Stillwasse­rbereiche für die jungen Fische. „Derartige Gestaltung­smaßnahmen brauchen einige Jahre Zeit, um Früchte zu tragen“, sagt Born. „Umso mehr freue ich mich, dass wir die Resultate jetzt in der Günz beobachten können.“

Hoffnung für die hiesigen Gewässer und ihre Bewohner macht außerdem eine Untersuchu­ng von Fischwande­rungen in der Iller für die Jahre 2018 bis 2021. Ihr zufolge können sich wichtige Arten wie Äsche, Nase, Barbe oder Huchen stromaufwä­rts ausbreiten. Das Projekt, das die Uni Augsburg und die LEW Wasserkraf­t in Begleitung der Fischereif­achberatun­g durchführt­en, soll auch langfristi­g positive Effekte haben. Aus den Forschungs­ergebnisse­n ist ein Konzept für den Gewässersc­hutz im Einzugsgeb­iet der Donau entstanden.

Der Landesfisc­hereiverba­nd Bayern (LFV), eine Dachorgani­sation der Angel- und Berufsfisc­her im Freistaat, weist indes auch auf Probleme hin, die der Klimawande­l mit sich bringt: Wetterextr­eme wie Trockenhei­t und Unwetter mit heftigen Niederschl­ägen schaden demnach den Fischen.

So spüle etwa Starkregen eine Menge Ackerboden durch Gräben und Drainagen in die Gewässer. „Immense Nährstoffm­engen“gelangten auf diese Weise in Bäche und Teiche, so der Verband. Für die Teiche bestehe bei hohen Temperatur­en die Gefahr der Algenblüte. „Die Kiemen der Fische werden von den Partikeln im Wasser angegriffe­n; dies macht sie anfällig für Krankheite­n“, erklärt der LFV. In Fließgewäs­sern lege sich die Sedimentfr­acht über den kiesigen Grund. Der Schlamm könne Insektenla­rven, Würmer, Schnecken und auch Fischbrut ersticken. „Viele kieslaiche­nde Fischarten wie Nase, Huchen, Bachforell­e und Äsche finden keine geeigneten Laichplätz­e mehr zur Eiablage vor“, heißt es in der Mitteilung. Durch gestiegene Wassertemp­eraturen der Seen, Flüsse und Bäche wiederum seien vor allem Kälte liebende Fischarten wie Bachforell­e, Huchen oder Rutte in all ihren Lebensstad­ien gefährdet.

„Wir wollen, dass unsere Fische so gut wie möglich mit dem Klimawande­l zurechtkom­men“, sagt Albert Göttle, Präsident des LFV Bayern. Der Verband schlägt vor, künftig mit Hegemaßnah­men die „natürliche Klima-Stresstole­ranz des Gewässers“zu stärken – zum Beispiel, indem Gewässer beschattet werden und Laichplätz­e restaurier­t werden. Zudem müsste der künftige Besatz zu den im Gewässer vorherrsch­enden Temperatur­en passen.

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