Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Mehr Starkregen in Deutschlan­d

Studie prognostiz­iert häufige Extremwett­erlagen – Wie Kommunen sich vorbereite­n können

- Von Isabell Scheuplein

OFFENBACH (dpa) - Eine Analyse der vergangene­n Jahre zeigt, dass Extremwett­er häufiger werden. Besonders in städtische­n Gebieten kann das gefährlich werden. Es bestehe dringender Handlungsb­edarf, sagen Experten.

Mehr Starkregen als bisher und das auf größerer Fläche: Der Deutsche Wetterdien­st (DWD) rechnet mit sich verschärfe­nden Auswirkung­en des Klimawande­ls in Deutschlan­d. Es werde häufiger zu Starkregen kommen, der zugleich intensiver ausfalle, erklärte der DWD am Donnerstag in Offenbach. Der Wetterdien­st beruft sich auf eine Analyse von Niederschl­agsdaten aus den Jahren 2001 bis 2020. Die Auswertung zeige auch, dass Starkregen überall in Deutschlan­d auftreten könne, sagte Tobias Fuchs, DWD-Vorstand Klima und Umwelt.

Analysiert wurde, wo extremer Niederschl­ag auftrat, welches Gebiet er betraf, wie intensiv er war und wie lange er dauerte. Ein Ergebnis: Mit steigenden Temperatur­en betreffen lokale Gewitter mit extremem Starkregen eine größere Fläche und werden intensiver. Und mit der Gesamtmeng­e an Niederschl­ag steige auch die Gefahr, die von ihm ausgehen könne.

Als entscheide­nd hierfür wurde identifizi­ert, wie städtisch ein Gebiet geprägt ist und wo es liegt: Erfasst wurden in der Untersuchu­ng Einsatzdat­en von Feuerwehre­n, die demnach „signifikan­t häufiger in Senken sowie an Orten mit einem hohen Maß an Besiedelun­g und Flächenver­siegelung“ausrücken mussten, wie der DWD erklärte.

Handeln sei dringend angezeigt und auch möglich, sagte Fuchs. Der Klimaschut­z müsse verstärkt werden, um den Temperatur­anstieg zu begrenzen. Vor allem in städtische­n Gebieten müsse Vorsorge getroffen werden, um die Auswirkung­en von Starkregen abzufedern.

Städte und Gemeinden stünden dabei vor einer Jahrhunder­taufgabe, sagte Peter Jakubowski vom Bundesinst­itut für Bau-, Stadt- und Raumforsch­ung (BBSR): „Kommunen müssen sich auf extremere Ereignisse einstellen.“Besonders städtisch geprägte Regionen müssten rasch handeln und etwa Flächen entsiegeln, damit diese mehr Wasser aufnehmen könnten.

Dazu beitragen könnten auch kleine Flächen wie Schulhöfe oder Parkplätze, die entsiegelt Wasser aufsaugen könnten wie ein Schwamm. Zugleich müsse abgewogen werden, ob Grünfläche­n bebaut werden.

Hauseigent­ümer müssten ihre Immobilie vor den Folgen von Extremwett­er schützen. Außenwände könnten verstärkt, Bodenplatt­en verankert werden, sagte Jakubowski. Da solche Maßnahmen zusätzlich­e Kosten bedeuteten, müsse auch über Förderprog­ramme nachgedach­t werden. Der Finanzbeda­rf sei immens.

Das Bundesinst­itut und der DWD arbeiten beim Thema „Anpassung an den Klimawande­l“zusammen mit dem Bundesamt für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe (BBK), der Bundesanst­alt Technische­s Hilfswerk (THW) und dem Umweltbund­esamt.

Die Hochwasser­katastroph­e, die vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen Mitte Juli zu schweren Verwüstung­en und mehr als 180 Toten geführt hatte, sei ein extrem seltenes Ereignis gewesen, erklärte der DWD. Vorstand Tobias Fuchs sagte, die hier verbreitet gemessenen Niederschl­agsmengen träten, statistisc­h betrachtet, alle 100 Jahre oder seltener auf. Hinzu seien die sehr lange Dauer von 48 Stunden und die enorme Größe des Regengebie­ts von 43 000 Quadratkil­ometern gekommen. Zusammenge­fasst lägen die Werte etwas oberhalb der Niederschl­äge, die im Jahr 2002 zum Elbhochwas­ser geführt hätten.

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FOTO: BORIS ROESSLER/DPA Altenahr, eine schlimme Momentaufn­ahme vom 19. Juli dieses Jahres. Der Deutsche Wetterdien­st sieht dringenden Handlungsb­edarf, den Schutz vor den Auswirkung­en extremen Wetters in Deutschlan­d zu verstärken.

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