Brückenabriss soll vor neuem Hochwasser schützen
Im Gemeinderat Oberstadion entbrennt eine lebhafte Diskussion um ein Moosbeurer Bauwerk mit Denkmalcharakter
● OBERSTADION - Der Starkregen und das Hochwasser in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni sind am Mittwochabend der zentrale Tagesordnungspunkt der Gemeinderatssitzung in Oberstadion gewesen. Wegen des großen Interesses der Bevölkerung, rund 30 Bürgerinnen und Bürger kamen, wurde die Sitzung vom Rathaus in die Mehrzweckhalle verlegt.
„Dieses Thema ist emotional aufgeladen“, sagte Bürgermeister Kevin Wiest über die Idee, eine Brücke in Moosbeuren abzubrechen, um künftige Überschwemmungen zu verhindern. „Der Abriss der Brücke würde uns vor Ort sehr helfen“, sagte ein Anwohner und erklärte, dass sich sein Haus durch Überschwemmungen absenke und bereits Risse bekommen habe. Bei einer Begehung mit dem Landratsamt, so Bürgermeister Wiest, sei festgestellt worden, dass es an der Brücke zu Rückstauungen gekommen ist. Weil die Brücke „umfahren und umgangen“werden kann, würde das Landratsamt „den Abbruch als Sofortmaßnahme befürworten“, um die Situation vor Ort zu entschärfen. „Ein Rückhaltebecken wird frühestens 2025 oder 2026 gebaut werden können“, sagte Wiest am Mittwoch.
„Die Brücke ist fast wie ein Denkmal und war schon immer hier“, betonte Gemeinderätin Karin Traub. Man wisse nicht, wann der nächste
Starkregen komme, zudem sei nicht klar, wo die „Leitungen, die unter der Brücke sind“verlegt werden können. Gemeinderat Markus Riegger, der die Brücke als Landwirt häufig nutzt, sagte: „Wir müssen zuerst alle anderen denkbaren Lösungen überprüfen. Wenn es aber keine Alternative gibt, muss die Brücke weg“. Riegger nannte die Vergrößerung des Durchlasses der Brücke oder den „Bau einer Art Bypass“als mögliche Alternativen.
Für Gemeinderat Markus Weiß birgt die Umfahrung der Brücke Gefahren bei der Einmündung in die Moosbeurer Durchgangsstraße, Gemeinderat Simon Haid, der in der Überschwemmungsnacht vor Ort war, betonte, dass der Bach gesäubert und von Schwemmholz freigehalten werden müsse, um Hochwasser zu verhindern. Und Gemeinderat Rolf Kehrle stellte die Frage, ob die Brücke wichtig sei oder nur eine „Gewohnheitsbrücke“ist. „Ich kenne sonst keinen Ort, in dem zwei Brücken in knapper Distanz nebeneinander sind“, sagte Kehrle. „Zum Schutz der Anlieger muss die Brücke weg“.
Bis zur nächsten Sitzung des Gemeinderats, so Bürgermeister Wiest, sollen sich die Räte „Gedanken und ein Bild vor Ort machen“und bis dahin werden die Kosten des Brückenabbruchs ermittelt sein. „Dann werden wir entscheiden, was mit der Brücke geschehen soll“, sagt Wiest.
Bereits am Mittwoch zeigte der Schultes einige Alternativen auf. Neben Abbruch oder Erhalt der Brücke könnte eine neue Brücke gebaut werden. „Das würde aber sehr hohe Kosten verursachen“, sagte Wiest. Möglich wären auch der Bau einer Fußgängerbrücke oder eine Brücke für Radler und Fußgänger. „Da stehen uns alle Wege offen, das ist aber im Moment eine rein finanzielle Angelegenheit“, so der Bürgermeister.
Im Vorfeld der Diskussion um die Moosbeurer Brücke haben Petra Wieser und Winfried Eberhard aus den Biberacher Ingenieurbüro Wasser-Müller dem Gremium am Mittwoch die Vorgehensweise zur Erstellung einer Hochwasserkonzeption und eines Konzepts zum Starkregenmanagement vorgestellt. Sowohl die Erstellung des Konzepts und die Erarbeitung geeigneter Schutzmaßnahmen sowie die spätere bauliche Umsetzung des Konzepts werden vom Land mit bis zu 70 Prozent der Kosten bezuschusst. Wenn der Antrag zur Förderung der Konzepterstellung noch in diesem Jahr gestellt wird, könnte die Gefährdungs- und Risikoanalyse bis 2023 fertig und ein Handlungskonzept erstellt sein. Die Baumaßnahmen könnten dann, nachdem die Zuschüsse bewilligt sind, im Jahr 2025 anlaufen.
„Die großen Maßnahmen dauern lange, auch wenn wir jetzt auf die Tube drücken. Aber ohne die Förderung können wir und diese Maßnahmen nicht leisten. Und ohne konkrete Berechnungen wissen wir ja gar nicht, was sinnvoll ist“, sagte Bürgermeister Kevin Wiest. Einstimmig hat der Gemeinderat am Mittwoch beschlossen, das Ingenieurbüro Wassermüller mit den Vorarbeiten zur Zuschussbeantragung zu beauftragen. Dafür fallen Bruttokosten in Höhe von 3500 Euro an, die vom Land mit 70 Prozent bezuschusst werden.
Auf die Frage, was die gesamten Berechnungen zur Hochwasserkonzeption und zum Konzept für das Starkregenmanagement kosten, nannten die Biberacher Ingenieure 150 000 bis 200 000 Euro, die vom Land ebenfalls bezuschusst werden. Am Schluss nannte Bürgermeister Wiest einige Schutzmaßnahmen, die mit dem Landratsamt besprochen wurden und schnell umsetzbar sind. So sollen am Haus der Vereine in Oberstadion, das von Hochwasser stark betroffen war, Lichtschächte angebracht und ein Kellerzugang zugemauert werden, Querschnitte von Dolen sollen vergrößert und Gräben ausgebaggert werden.