Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein Schumacher in Spa

Mick Schumacher fährt dort, wo sein Vater debütierte

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SPA (SID) - Mitten in den Wäldern der Ardennen wirkt es, als sei die Zeit stehen geblieben. Die dunklen Wolken hängen tief über der Rennstreck­e, die Baumwipfel reichen fast hinein in dieses diesige Grau. Und überhaupt sieht vieles in Spa genau so aus, wie es in den vergangene­n 30 Jahren aussah. Auch das macht diese Geschichte wohl so besonders.

Genau drei Jahrzehnte nach dem Debüt Michael Schumacher­s in Belgien fährt nun nämlich auch sein Sohn erstmals ein Formel-1-Rennen auf dieser berühmten Strecke. „Sie hat für die Karriere meines Vaters viel bedeutet, allein deshalb bedeutet sie mir auch viel“, sagt Mick Schumacher vor dem Rennen am Sonntag (15 Uhr/Sky).

Der 22-Jährige muss viele Fragen zu diesem Thema beantworte­n, die Königsklas­se erfreut sich an der Geschichte vom Sohn des Rekordwelt­meisters. Nach einem halben Jahr im schnellste­n Rennsport der Welt ist diese Story allerdings nur noch das Grundrausc­hen, Mick Schumacher ist mittendrin in seiner eigenen Karriere – mit allem, was dazugehört.

Und so wurde es auch schon kontrovers, wenn es um die Leistungen beim Hinterbänk­lerteam Haas ging. Das Auto ist langsam, niemand wirft Schumacher die fehlenden Resultate vor. Öffentlich­e Kritik kam allerdings von hoher Stelle. Teamchef Günther Steiner wies kurz vor der Sommerpaus­e darauf hin, dass Schumacher zu viele Unfälle baue: Ein immer wieder zerstörtes Auto sei zu teuer für ein derart kleines Team.

Diese Aussagen fanden einigen Widerhall, besonders der Onkel des Kritisiert­en meldete sich zu Wort. Er sei „sehr, sehr enttäuscht“, sagte Ralf Schumacher, dass Steiner seine Kritik in einem Fernsehint­erview äußerte. Zumal der Haas-Bolide eben auch eine Herausford­erung sei: Um ihn schnell zu bewegen, müsse man Risiken eingehen. Ganz ähnlich äußert sich nun auch Mick Schumacher in Spa. Man müsse in diesem Fall „beide Situatione­n bedenken, die des Teamchefs und meine eigene, wir müssen einen Kompromiss finden“, sagt er und zeigt damit durchaus Kante: „Ich setze das Auto ja nicht absichtlic­h in die Wand. Aber ich bin Rennfahrer und versuche, das Beste aus dem Auto herauszuho­len.“

Das Selbstbewu­sstsein hängt wohl auch damit zusammen, dass Mick Schumacher­s Position für die Zukunft eine ziemlich gute ist. Schumacher ist Teil der Ferrari-Akademie, die Scuderia hat ihm auch das Cockpit bei Haas verschafft. „Alle sind zufrieden, ich bin auch zufrieden, die Dinge sehen gut aus“, sagt er. Ob er auch kommendes Jahr für Haas fährt oder zum stärkeren FerrariKun­den Alfa Romeo wechselt, ist noch offen. Als Erstes steht ohnehin das große Rennen in Spa an. 1991 war es für Michael Schumacher schon nach 550 Metern zu Ende, eine defekte Kupplung war schuld. Sein Sohn will am Sonntag Unwahrsche­inliches schaffen. „Mein Ziel sind noch immer die Punkte“, sagt er. Ohne Risiko wird auch in Spa nichts gehen.

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FOTO: JDPA 30 Jahre später: wieder ein Schumacher in Spa.

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