Dreikampf zur besten Sendezeit
Aus dem Duell ums Kanzleramt wird am Sonntagabend bei RTL ein Triell zwischen Baerbock, Laschet und Scholz
BERLIN
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Bei den Grünen heißt es nur, man bereite die Kandidatin natürlich gut auf das Triell vor. Ausrutscher wie nach ihrer Parteitagsrede, als Annalena Baerbock nach ihrer Rede wegen eines Versprechers das „Sch…“–Wort entfuhr, soll es nicht geben. Und auch die Herablassung, die sie etwa im vergangenen Jahr in einem NDR-Doppelinterview gegenüber ihrem Co-Parteichef Robert Habeck zur Schau stellte („Hühner, Schweine, Kühe melken“), dürften ihre Berater ihr abtrainiert haben.
Aber was können die TV-Runden bewirken, die von den Fernsehsendern gern zu den Höhepunkten des Wahlkampfes erklärt werden? Forscher sehen vor allem zwei Ziele: sich selbst als kompetent darzustellen – und eigene Themen zu setzen, das sogenannte „Agenda Setting“. „Eine Reihe von Studien haben gezeigt, dass die Themen, über die in den Debatten gesprochen wird, für die Wähler danach wichtiger werden“, erklärte der amerikanische Medienwissenschaftler William Benoit schon vor einigen Jahren.
Während in Deutschland ab 1969 im Fernsehen zunächst alle Spitzenkandidaten – damals vier – vor die Kameras traten, ließ man diese Tradition nach der Wahl 1987 einschlafen. Das hatte vor allem damit zu tun, dass Amtsinhaber Helmut Kohl (CDU) sich der Runde verweigerte. Erst 2002 wurde das TV-Format wiederbelebt – als Duell zwischen Edmund Stoiber (CSU) und Gerhard Schröder (SPD). Das Vorbild: die USA.
Dort sind Fernsehdebatten zwischen den Präsidentschaftskandidaten aus den Kampagnen nicht wegzudenken und beeinflussen nicht selten den Ausgang einer Wahl. Bei der ersten TV-Debatte im Jahr 1960 ging der republikanische Kandidat Richard Nixon als Favorit gegen den demokratischen Senkrechtstarter John F. Kennedy ins Rennen. Experten meinten, Nixon, der zuvor Vizepräsident unter Dwight D. Eisenhower gewesen war, würde wegen seiner Erfahrung in Hörfunkdebatten den jüngeren Kennedy souverän besiegen. Der Republikaner wollte sich aber fürs Fernsehen nicht schminken lassen, trat unrasiert an und hatte wegen einer Erkrankung abgenommen. Zwar argumentierte er besser als Kennedy, unterlag Umfragen zufolge aber klar gegen den dynamischer wirkenden Senator aus Massachusetts. Obwohl Nixon die darauffolgenden Rededuelle gewann, galt sein schwacher Auftritt als einer der wahlentscheidenden Faktoren.