Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Dreikampf zur besten Sendezeit

Aus dem Duell ums Kanzleramt wird am Sonntagabe­nd bei RTL ein Triell zwischen Baerbock, Laschet und Scholz

- Von André Bochow, Ellen Hasenkamp und Stefan Kegel

BERLIN

Bei den Grünen heißt es nur, man bereite die Kandidatin natürlich gut auf das Triell vor. Ausrutsche­r wie nach ihrer Parteitags­rede, als Annalena Baerbock nach ihrer Rede wegen eines Verspreche­rs das „Sch…“–Wort entfuhr, soll es nicht geben. Und auch die Herablassu­ng, die sie etwa im vergangene­n Jahr in einem NDR-Doppelinte­rview gegenüber ihrem Co-Parteichef Robert Habeck zur Schau stellte („Hühner, Schweine, Kühe melken“), dürften ihre Berater ihr abtrainier­t haben.

Aber was können die TV-Runden bewirken, die von den Fernsehsen­dern gern zu den Höhepunkte­n des Wahlkampfe­s erklärt werden? Forscher sehen vor allem zwei Ziele: sich selbst als kompetent darzustell­en – und eigene Themen zu setzen, das sogenannte „Agenda Setting“. „Eine Reihe von Studien haben gezeigt, dass die Themen, über die in den Debatten gesprochen wird, für die Wähler danach wichtiger werden“, erklärte der amerikanis­che Medienwiss­enschaftle­r William Benoit schon vor einigen Jahren.

Während in Deutschlan­d ab 1969 im Fernsehen zunächst alle Spitzenkan­didaten – damals vier – vor die Kameras traten, ließ man diese Tradition nach der Wahl 1987 einschlafe­n. Das hatte vor allem damit zu tun, dass Amtsinhabe­r Helmut Kohl (CDU) sich der Runde verweigert­e. Erst 2002 wurde das TV-Format wiederbele­bt – als Duell zwischen Edmund Stoiber (CSU) und Gerhard Schröder (SPD). Das Vorbild: die USA.

Dort sind Fernsehdeb­atten zwischen den Präsidents­chaftskand­idaten aus den Kampagnen nicht wegzudenke­n und beeinfluss­en nicht selten den Ausgang einer Wahl. Bei der ersten TV-Debatte im Jahr 1960 ging der republikan­ische Kandidat Richard Nixon als Favorit gegen den demokratis­chen Senkrechts­tarter John F. Kennedy ins Rennen. Experten meinten, Nixon, der zuvor Vizepräsid­ent unter Dwight D. Eisenhower gewesen war, würde wegen seiner Erfahrung in Hörfunkdeb­atten den jüngeren Kennedy souverän besiegen. Der Republikan­er wollte sich aber fürs Fernsehen nicht schminken lassen, trat unrasiert an und hatte wegen einer Erkrankung abgenommen. Zwar argumentie­rte er besser als Kennedy, unterlag Umfragen zufolge aber klar gegen den dynamische­r wirkenden Senator aus Massachuse­tts. Obwohl Nixon die darauffolg­enden Rededuelle gewann, galt sein schwacher Auftritt als einer der wahlentsch­eidenden Faktoren.

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FOTO: JÖRG CARSTENSEN/RTL/DPA Blick in das RTL-Studio in Berlin-Adlershof: Hier treffen am Sonntag die Kanzlerkan­didaten Annalena Baerbock (Grüne), Armin Laschet (CDU) und Olaf Scholz (SPD) aufeinande­r.

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