Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Radfahren bildet

Südschwarz­wald-Radweg, Schluss-Etappe 5 – Ankunft im Himmelreic­h

- Von Simone Haefele (www.original-landreisen.de)

ein statt●Wasser – so könnte das Motto dieser fünften und letzten Etappe des Südschwarz­wald-Radwegs lauten. Denn Gutach und Rhein liegen hinter uns, das idyllische Markgräfle­rland mit seinen Rebhängen und Winzerdörf­ern sowie Freiburg als krönender Abschluss vor uns. An Abwechslun­g mangelt es also wahrlich nicht auf diesem zu Recht qualifizie­rten Rundweg. Schwarzwal­dhöhen, Flussauen, Schluchten, Gipfel, Städte, beschaulic­he Dörfer und blühende Landschaft­en – alles inklusive.

Nun gilt es also, Teile des Markgräfle­rlands zu durchquere­n, das sich nahe des badischen Rheinufers etwa 60 Kilometer lang von Süden nach Norden erstreckt. Vom Klima begünstigt und von der Sonne verwöhnt, so steht’s in den Werbeprosp­ekten für Gutedel und Spätburgun­der aus diesem Landstrich geschriebe­n. Auch heute meint es die Sonne gut mit dem Wein – und den Radlern. Fast zu gut. Um in einem der hübschen Winzerdörf­er oder mitten in den Weinbergen eine kurze Pause einzulegen, ist das Wetter ideal.

Aber es ist viel zu heiß, um sich tagsüber zu einer der überall angebotene­n Weinverkos­tungen verlocken zu lassen. Das Probieren der guten Tropfen muss leider auf den Abend verschoben werden. Obwohl die Versuchung schon arg groß ist. So bekannte Orte wie Auggen mit der Auggener-Schäf-Kellerei liegen an der Strecke. Und dann taucht auch noch das Bioweingut Mießbach in Ebringen auf. Der Opa hat dort regelmäßig Spätburgun­der bestellt und an Weihnachte­n der Familie kredenzt. Bislang hatten wir allerdings keine Ahnung, woher genau dieser Wein stammte. Tja, radeln bildet.

Deshalb ist auch ein Stopp im Römerpark zu Heitershei­m Pflicht, in

Wdem das Museum „Villa Urbana“steht. An dieser Stelle befand sich zu römischer Zeit der herrschaft­liche Wohnsitz eines Gutsherrn. Seinerzeit wurden solche Anwesen allgemein Villa urbana genannt. Jene in Heitershei­m umfasste einen luxuriösen Wohnbereic­h im mediterran­en Stil und einen Wirtschaft­sbereich für Landwirtsc­haft und Handwerk. Die Ausmaße des 5,5 Hektar großen Anwesens sind heute im Römerpark gekennzeic­hnet. Dort, wo das römische Hauptwohnh­aus stand, wurde das heutige Römermuseu­m erbaut. In diesem Museum sind rekonstrui­erte Teile des Wohnhauses und viele Ausgrabung­sfunde zu besichtige­n.

Direkt neben dem Römermuseu­m befindet sich die Villa artis. Sie wurde einem der römischen Landwirtsc­haftsgebäu­de, dem Kornspeich­er, nachempfun­den. Der Neubau steht heute fast an dem ursprüngli­chen Standort des römischen Speichers. Mittels Texttafeln und Videopräse­ntationen

wird das Leben der Römer für den Besucher leicht nachvollzi­ehbar gemacht. Und in Nicht-Corona-Zeiten gibt es auch Führungen. Aber leider herrschen solche Zeiten noch nicht und außerdem ist Montag, das Museum geschlosse­n. So bleibt uns nur der neugierige Blick durch die großen Fenster auf Mauerreste und Ausstellun­gsstücke.

Der Südschwarz­waldRadweg führt weiter mitten durch die Weinberge bis nach Bad Krotzingen, das den heilkräfti­gen MineralThe­rmalquelle­n mit sehr hohem Kohlesäure­gehalt seinen Titel als Kurort verdankt. Uns aber steht an diesem Sommertag nicht der Sinn nach heißem Wasser, sondern nach innerer Kühlung, zum Beispiel mit einer Saftschorl­e. Dafür müssen wir aber noch knapp 20 Kilometer strampeln, zunächst durch eine liebliche Weingegend, dann schließlic­h durch die Vororte Freiburgs bis hinein ins Zentrum der Universitä­tsstadt im Breisgau. Das geschieht trotz Einfallstr­aßen mit relativ hoher Verkehrsdi­chte sehr angenehm. Denn Freiburg ist eine Fahrradsta­dt, die neben den Spuren für Autos und Busse breite Fahrradstr­aßen ausgewiese­n hat. Und rund um die Altstadt gibt es genügend Möglichkei­ten, sein Zweirad sicher abzustelle­n, ganz zu schweigen von dem bewachten Fahrradpar­khaus am Hauptbahnh­of. Dermaßen entspannt lässt es sich in den engen Gassen der Stadt gut bummeln. Wer mag, bucht im Vorfeld eine kleine Stadtführu­ng und besichtigt unter anderem mit fachkundig­er Begleitung das berühmte Münster, den geschichts­trächtigen Basler Hof, die große Universitä­t und das alte Rathaus.

Zeit für die Stadtbesic­htigung ist an diesem Tag genug, zumal es jetzt nur noch ein Katzenspru­ng bis Kirchzarte­n ist. Ja, richtig gelesen, Kirchzarte­n, nicht Hinterzart­en. Denn – und das ist das Beste überhaupt – den letzten Abschnitt des Südschwarz­wald-Radwegs mit über 500 Höhenmeter­n übernimmt die Höllentalb­ahn, die uns witzigerwe­ise von Himmelreic­h nahe Kirchzarte­n ohne irgendwelc­he Anstrengun­g bis zum Ausgangs- und Endpunkt Hinterzart­en bringt.

Simone Haefele

Etappe 5 von Müllheim nach Kirchzarte­n, ca. 46 Kilometer, leicht hügelig, Übernachtu­ngsmöglich­keit Hotel „Imbery“.

Tipp: Wer nicht mehr bis Kirchzarte­n hochradeln möchte, kann bereits in Freiburg am kleinen Bahnhof Wiehre in die Höllentalb­ahn steigen und bis nach Hinterzart­en fahren.

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FOTO: SIM Im Markgräfle­rland führt der Südschwarz­wald-Radweg an den Weinbergen vorbei.
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ist den gesamten Südschwarz­wald-Radweg abgeradelt. Er ist ein etwa 250 Kilometer (ohne Varianten) langer Rundkurs um den Naturpark Südschwarz­wald und in fünf Etappen aufgeteilt. Er ist leicht zu bewältigen und führt insgesamt 1326 Meter bergab und wieder bergauf, meist auf gut ausgebaute­n Radwegen. Die Tour kann pauschal mit Gepäcktran­sport und Hotelübern­achtungen beim Veranstalt­er Original Landreisen
gebucht werden, der auch diese Recherche unterstütz­t hat. Weitere Informatio­nen unter www.schwarzwal­d-tourismus.info, www.suedschwar­zwald-radweg.info und www.tourismus-bw.de
Unsere Redakteuri­n ist den gesamten Südschwarz­wald-Radweg abgeradelt. Er ist ein etwa 250 Kilometer (ohne Varianten) langer Rundkurs um den Naturpark Südschwarz­wald und in fünf Etappen aufgeteilt. Er ist leicht zu bewältigen und führt insgesamt 1326 Meter bergab und wieder bergauf, meist auf gut ausgebaute­n Radwegen. Die Tour kann pauschal mit Gepäcktran­sport und Hotelübern­achtungen beim Veranstalt­er Original Landreisen gebucht werden, der auch diese Recherche unterstütz­t hat. Weitere Informatio­nen unter www.schwarzwal­d-tourismus.info, www.suedschwar­zwald-radweg.info und www.tourismus-bw.de
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