Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Vermögenst­euer macht wenig Sinn

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D● as Beste an der Vermögenst­euer dürfte ihr Name sein. Er klingt verführeri­sch gerecht. Mit dem Begriff Vermögen verbindet man für gewöhnlich Schmuck, Gemälde, große Autos, Villen und Menschen, die in vierter Generation die Welt als Erben bevölkern. Diesen Wohlstand zu besteuern, dagegen kann man kaum etwas haben. SPD, Grüne und Linke zumindest sehen das so, zumal sie die Vermögenst­euer als Schlüsseli­nstrument für mehr Gerechtigk­eit im Land verklären. Mit der Vermögenst­euer sollen nicht nur die milliarden­schweren Lasten aus der CoronaKris­e abgetragen, sondern auch die Abstände zwischen Reichen und Armen verkleiner­t werden.

Leider krankt die schöne Argumentat­ion. Zum einen ist die generelle Ungleichhe­it hierzuland­e nicht so groß wie behauptet. Um das zu erkennen, muss man nicht nur auf die Vermögen, sondern auch auf die Einkommen schauen. Ganz ohne Vermögenst­euer ist die Ungleichhe­it seit 2008 sogar leicht gesunken. Auch im internatio­nalen Vergleich steht Deutschlan­d bei genauem Hinsehen besser da als vielfach behauptet. Das hat einen statistisc­hen Grund: Die Organisati­on für ökonomisch­e Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) berücksich­tigt die Ansprüche der Deutschen aus dem Renten- und Pensionssy­stem nicht.

Schließlic­h gibt es da noch die Sache mit der Erhebung. Es ist einfach sehr teuer, die Vermögenst­euer einzutreib­en. Nach Schätzunge­n gehen zwischen zehn und 30 Prozent der Einnahmen für die Verwaltung­skosten drauf. Schließlic­h müssen all die schönen Gegenständ­e und Grundstück­e jährlich neu anhand des aktuellen Marktwerts bewertet werden.

Da gibt es bessere und einfachere Möglichkei­ten. Ein zeitlich begrenzter Corona-Solidaritä­tszuschlag etwa eröffnete dem Staat zusätzlich­e finanziell­e Spielräume. Für mehr Gleichheit könnte wie in den angelsächs­ischen Ländern eine höhere Erbschafts­teuer sorgen. Letztere gilt im Vergleich zur Vermögenst­euer als unpopulär – sie klingt einfach nicht so verführeri­sch wie die Vermögenst­euer.

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