Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bahnchef Lutz attackiert Weselsky

Vorstandsv­orsitzende­r wirft Gewerkscha­ftschef vor, die Belegschaf­t zu spalten

- Von Tobias Schmidt

BERLIN (dpa) - Der Chef der Deutschen Bahn (DB), Richard Lutz, hat den Umgangston im Tarifkonfl­ikt mit der Lokführerg­ewerkschaf­t GDL scharf kritisiert. Wie GDL-Chef Claus Weselsky agiere und vor allem rede, sei „absolutes Gift für das Zusammenge­hörigkeits­gefühl der Eisenbahne­rfamilie“, sagte Lutz dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. „Da werden gerade Wunden geschlagen, die nur schwer wieder verheilen.“

Weselsky unterschei­de bei der Bahn zwischen ehrenwerte­n und unehrenwer­ten Berufen und meine mit Letzterem auch Tausende Führungskr­äfte. „Diese haben in der Krise auf viel Geld verzichtet. Denen jetzt vorzuwerfe­n, dass sie sich die Taschen vollstopfe­n, ist unredlich und schlicht falsch.“Der GDL-Chef versuche bewusst, die Belegschaf­t zu spalten.

Weselsky hatte am Mittwoch weitere Arbeitskäm­pfe in Aussicht gestellt, sollte die Bahn kein verbessert­es Tarifangeb­ot vorlegen. Vorerst aber fährt die Bahn wieder nach Plan. Der zweite Streik in diesem Monat ging in der Nacht zum Mittwoch zu Ende.

„Würde es nur um tarifliche Fragen gehen, hätten wir schnell eine Einigung“, sagte Lutz. In Wahrheit aber wolle die GDL der größeren Eisenbahnu­nd Verkehrsge­werkschaft (EVG) Mitglieder abjagen, um selbst mehr Einfluss zu bekommen. „Die GDL-Spitze hat sich mit ihrer Expansions­strategie verrannt“, sagte Lutz.

Der Bahnchef betonte auch, das Unternehme­n werde bald wieder intensiver nach einem Käufer für ihre defizitäre Auslandsto­chter Arriva suchen. „Ohne Corona wären wir mit dem Arriva-Verkauf weiter“, sagte Lutz. „Wir hoffen jetzt, dass wir im nächsten Jahr wieder in eine Phase wirtschaft­licher Stabilität zurückfind­en, und dann werden wir unsere Verkaufsak­tivitäten auch wieder intensivie­ren.“Arriva betreibt Busse und Bahnen in mehreren Ländern, darunter Italien und Spanien, wo Corona besonders ins Kontor schlug. Schon länger will die Deutsche Bahn das schwach laufende Auslandsge­schäft verkaufen, ein Interessen­t fand sich bislang aber nicht.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Bahnchef Richard Lutz: „Die GDL-Spitze hat sich mit ihrer Expansions­strategie verrannt.“

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