Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Politisch brisante Familiensa­ga

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Moritz, auch Maurice genannt, ist tot. Drei Menschen treffen sich vor der Testaments­eröffnung in seiner Villa in Palermo und versuchen, das

Puzzle ihres Lebens zu entschlüss­eln. Nina, Archäologi­n aus Berlin, die das Erbe ihres Großvaters Moritz antreten soll.

Joëlle, ihre jüdische Tante aus Paris. Und Elias, gebürtiger Palästinen­ser, von dessen Existenz die Frauen nichts wussten, der aber behauptet, Moritz’ Sohn zu sein. Jener Moritz Reincke, der einst als Fotograf der deutschen Wehrmacht in Tunis diente, dort einem Juden das Leben rettete, desertiert­e und zum Dank von dessen Familie versteckt wurde.

Dieser Teil der Geschichte beruht auf einer wahren Begebenhei­t. Der Münchner Autor Daniel Speck nahm sie zum Anlass für seinen Roman „Piccola Sicilia“. Nun hat Speck mit „Jaffa Road“die Fortsetzun­g vorgelegt; auch diesmal ist ihm wieder eine brisante Familiensa­ga gelungen, die in Haifa, Tunis, Berlin und München spielt.

Es braucht ein Weile, bis man bei den vielen Namen und Orten durchblick­t, aber dann verschling­t man das Buch in einem Rutsch. Zentrum der Handlung ist die Situation in Palermo. Zugleich blickt Speck immer wieder zurück und gibt Einblick in die verschiede­nen Leben, die Moritz geführt hat. Anfangs in Deutschlan­d, später in Tunesien, dann in Israel, wo der Leser in die Wirren des Nahostkonf­likts eintaucht. Mit jedem Kapitel erfährt man mehr über diesen geheimnisv­ollen Mann. Und während sich die drei langsam näherkomme­n, geht es auch um die Frage von Herkunft und Toleranz. Es hilft bei der Lektüre, das vorangegan­gene Buch zu kennen, unbedingt notwendig ist es aber nicht.

Daniel Speck: Jaffa Road,

Fischer Verlag, 672 Seiten, 16,99 Euro.

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