Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Spatzen bewahren kühlen Kopf

Nach 27 Jahren gelingt den Ulmer Fußballern mal wieder ein Sieg bei den Kickers Offenbach

- Von Stephan Schöttl

ULM - Sie hatten an diesem Nachmittag einen historisch­en Sieg eingefahre­n. 27 Jahre lang war es den Ulmer Fußballern zuvor nicht mehr gelungen, bei den Kickers Offenbach auf dem traditions­reichen Bieberer Berg zu gewinnen. Der letzte Erfolg war ein 1:0 am 20. September 1994, damals noch in der Regionalli­ga Süd. Jetzt baute der SSV Ulm 1846 seine Serie in der Regionalli­ga Südwest aus und setzte sich bei den Hessen mit 2:1 durch. Die Stimmung auf der Heimfahrt an die Donau war entspreche­nd riesig. Kraft, ausgelasse­n zu feiern, hatten aber nur noch die wenigsten Spieler. „Alle waren nach diesem sehr intensiven Spiel platt und einfach froh über die drei Punkte“, sagte Trainer Thomas Wörle.

Er hatte seine Anfangsfor­mation auf zwei Positionen verändert: Für Michael Heilig und Nicolas Jann standen Thomas Geyer und Jannik Rochelt beim Anpfiff auf dem Platz. Vor 5000 Zuschauern entwickelt­e sich ein umkämpftes, ein stellenwei­se sehr hitziges Spiel. „Die Stimmung war enorm. Alle waren gegen uns. Aber die Jungs haben kühlen Kopf bewahrt und wieder einen Rückstand wettgemach­t“, sagt Wörle. Er sei enorm stolz auf seine Mannschaft. Und dazu hat er auch allen Grund. Die Spatzen machten Druck und hatten etliche gute Möglichkei­ten. Allein Robin Heußer vergab bis zur Pause drei solcher Hochkaräte­r (11., 32., 35.). Auch Adrian Beck (43.) und Jannik Rochelt (45.) scheiterte­n nur knapp.

Effektiver war in der ersten Halbzeit wieder einmal der Gegner. Tunay Deniz brachte Offenbach in der

30. Minute in Führung. Mit der ersten richtig guten Chance der Gastgeber. Auf der linken Abwehrseit­e ließen die Ulmer Ronny Marocs zu viel Platz, der flankte nach innen und Deniz hielt den Kopf hin.

Fulminant kam der SSV nach der Pause zurück aus der Kabine, ließ

Ball und Gegner laufen. „Aber uns fehlte in der einen oder anderen Situation einfach die Abgeklärth­eit vor dem gegnerisch­en Tor“, sagt Wörle. So dauerte es bis zur 71. Minute, ehe Tobias Rühle nach Vorarbeit von Nicolas Jann den Ausgleich erzielte. Nur fünf Minuten später schloss Adrian Beck einen Konter zur 2:1Führung ab. Sein Schuss war noch abgefälsch­t. In der Schlusspha­se waren die Ulmer physisch und psychisch gefordert. Denn das Stadion war längst zum Hexenkesse­l geworden. Gästefans waren wegen der Corona-Auflagen der Stadt Offenbach nicht zugelassen. „Die Mentalität dieser Mannschaft ist einfach der Wahnsinn“, freute sich der Cheftraine­r. Selbst in der fast fünfminüti­gen Nachspielz­eit behielten die Spatzen Ruhe und Überblick. Vor allem bei Standardsi­tuationen wurde es nach der 90. Minute noch einmal brenzlig. „Ich war wirklich sehr froh, als das Spiel aus war“, meinte Wörle lächelnd.

Nach vier Spielen ist sein Team weiter ungeschlag­en. Wörle fasst die ersten Wochen zusammen: „Generell bin ich sehr zufrieden. Es waren durch die Bank schwere Spiele, wir mussten immer an unsere Grenzen gehen. Aber wir haben nicht das Maximale rausgeholt. Da wäre vor allem bei den beiden Unentschie­den mehr drin gewesen.“

Am Mittwoch geht’s im Achtelfina­le des Verbandspo­kals zum TV Darmsheim. Am kommenden Wochenende hat der SSV Ulm 1846 spielfrei. Wörle: „Einerseits schade, weil wir gerade gut drauf sind. Anderersei­ts waren die vergangene­n Wochen sehr anstrengen­d. Jetzt ist Zeit, zu regenerier­en und Kräfte zu sammeln.“

Ulm: Heimann – Geyer, Reichert, Stoll – Beck (86. Heilig), Guarino, Heußer, Maier, Rochelt (64. Jann) – Rühle (79. Fink), Wähling (79. Harres).

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