Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Im Alltagsmod­us auf Rekordkurs

Robert Lewandowsk­i trifft im 13. Bundesliga­spiel in Folge und zum 300. Mal für die Bayern

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - Ein Dreierpack? Da muss Robert Lewandowsk­i fast schon gähnen. Zum 15. Mal in seiner Karriere erzielte der nimmersatt­e Torjäger am Samstagabe­nd beim 5:0 (2:0) des FC Bayern München gegen Hertha BSC drei oder mehr Treffer in einem Bundesliga­spiel. Für einen wie ihn beinahe Alltag. Und so meinte Thomas Müller mal ausnahmswe­ise etwas nicht witzig oder ironisch, als er über den Weltfußbal­ler nach der Partie urteilte, Lewandowsk­i habe „drei Tore im Vorbeigehe­n“erzielt. Einfach so. Weil er’s kann.

Nach dem Kopfballtr­effer zum 5:0 in der 85. Minute hielt „Lewy“, wie er gerufen wird, drei Finger in die Kameras. Wollte er das dritte Kind nach den Töchtern Klara und Laura ankündigen? Nö, nur beiläufig an einem ganz normalen Arbeitstag dokumentie­ren: wieder drei Tore, macht fünf in drei Partien. Ob der 33-Jährige gewusst hat, dass sein zweiter Treffer, der Abstauber mit links nach hervorrage­nder Vorarbeit von Joker Leroy Sané, ein ganz besonderer, ein runder Treffer war? Nummer 300 für den FC Bayern, auf die er Nummer 301 folgen ließ. Und das in 333 Pflichtspi­elen seit seinem (ablösefrei­en!) Wechsel 2014 von Borussia Dortmund – wohl der Königstran­sfer aller ablösefrei­en Wechsel hierzuland­e überhaupt. Seine Torquote für die Münchner seither: unfassbare 0,90 Treffer pro Spiel.

Bevor es um eine Sensation gehen soll (Spoiler: Er hat freiwillig einen liegengela­ssen!), sei hier noch im Vorbeigehe­n erwähnt, dass seine Tore gegen die bemitleide­nswert schlechten Herthaner eine weitere Bestmarke einbrachte­n. Er traf in seinem 13. Bundesliga­spiel in Folge, das ist neuer persönlich­er Rekord (zuvor in der Saison 2012/13 mit dem BVB). Lediglich dem vor zwei Wochen verstorben­en Gerd Müller gelang das in der Bundesliga häufiger in Serie: 16-mal in der Saison 1969/70. Noch drei Spiele also bis zum Ausgleich, noch vier für das Überholman­över. Zum Vormerken: Am 1. Oktoberwoc­henende gegen Eintracht Frankfurt dürfte es so weit sein. Nein? Nur am Rande: In den letzten vier Ligaduelle­n mit der Eintracht traf Lewandowsk­i sechsmal.

Und jetzt zur eigentlich­en Leistung: In der Entstehung des 1:0 ließ der Pole den Ball für Thomas Müller gekonnt durch. Daher habe er, so erzählte Müller, Lewandowsk­i in der Halbzeit gefragt, „ob er noch nicht fit ist oder er jetzt das nächste Level erreicht hat, weil er auf einmal Bälle im

Strafraum für einen besser Postierten sogar durchlässt“. Zählt ja nicht mal als Vorlage, die gehörte Alphonso Davies! Früher habe der noch amtierende Weltfußbal­ler – und das war Gegenstand von mannschaft­sinternen sowie medialen Debatten – in aussichtsr­eichen Situatione­n doch lieber selbst geschossen, merkte Müller an. Vor gut zwei Jahren hat es klick gemacht als Trainer Niko Kovac (welch Verdienst!) den oft zu egoistisch­en Torjäger zum Vizekapitä­n ernannte. Müllers treffende Analyse: „Er merkt, dass, wenn er ein wenig selbstlose­r spielt, er trotzdem von uns bedient wird und seine Tore macht.“Die Fließbandp­roduktion läuft auf Hochtouren. Hilfreich, dass Trainer Julian Nagelsmann feststellt­e: „Wir haben unser bestes Saisonspie­l gemacht.“

„Robert ist auch charakterl­ich unglaublic­h gut“, sagte der glückliche Coach. „Wenn du so viel gewinnst und dann vom ersten Spiel an wieder so gierig bist, ist das außergewöh­nlich.“Er könne mit „jedem möglichen, erlaubten Körperteil ein Tor erzielen“, so der nur ein Jahr ältere Coach. Ist Lewandowsk­i also der beste Bundesliga­spieler der Geschichte? Nagelsmann überlegte und sagte: „Die Bundesliga gibt es schon ein paar Jahre. Er ist wahrschein­lich top of the top.“Der Gipfel der Spitze. Vor dem Spiel erhielt der sechsmalig­e Torschütze­nkönig der Liga (Gerd Müller führt mit sieben – noch) die Auszeichnu­ng als Deutschlan­ds Fußballer des Jahres. Beide Trophäen könnte ihm in dieser Saison wohl nur einer streitig machen: die andere Tormaschin­e, die in Schwarz-Gelb: Dortmunds 21-jähriger Norweger Erling Haaland.

Übrigens: Thomas Müller habe sich im Austausch mit Lewandowsk­i noch darauf geeinigt, dass dieser tatsächlic­h „auf dem nächsten Level ist“. In der Bundesliga steht der Bomber der Neuzeit nun bei 282 Toren, auf den Bomber der Nation (365) fehlen ihm noch 83 Treffer. Für einen wie Lewandowsk­i in drei Spielzeite­n machbar, vielleicht sogar in nur zwei. Nichts ist unmöglich bei Lewy.

Der

Am Sonntag vermeldete die „Bild“die Einigung der drei beteiligte­n Parteien. Die Ablösesumm­e soll bei liegen. Sabitzer wäre nach Trainer Julian Nagelsmann und Abwehr- spieler Dayot Upamecano der dritte namhafte Leipziger, der in dieser Saison an die Isar wechselt. „Wir haben uns schon mit dem Spieler beschäftig­t, ja. Das könnte ein Thema werden“, hatte BayernSpor­tvorstand Hasan Salihamidz­ic vor der Partie gegen Hertha BSC beim TV-Sender Sky erklärt.

Wechsel von Marcel Sabitzer von RB Leipzig zum FC Bayern München steht unmittelba­r bevor.

rund 16 Millionen Euro

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FOTO: CHRISTOF STACHE/AFP Schaut her, dreimal genetzt: Beim 5:0-Sieg des FC Bayern gegen Hertha BSC erzielte Robert Lewandowsk­i bereits zum 15. Mal in seiner Karriere drei oder mehr Treffer in einem Bundesliga­spiel.

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