Eigentor-Doppelpack und Gikiewicz-Aussetzer
Bayer Leverkusen zeigt in Augsburg sein großes Potenzial – Der 4:1-Sieg wird der Werkself leicht gemacht
AUGSBURG (SID) - Es hatte was von „Tor des Monats“, als der Augsburger Iago den Ball sehenswert über Torwart Rafal Gikiewicz ins Netz lupfte. Das große Problem nur: Es war in der 3. Minute das eigene Gehäuse. „Slapstick“nannte FCA-Kollege Florian Niederlechner die kuriose Einlage. Doch damit nicht genug aus der FCA-Rubrik „Pleiten, Pech und Pannen“: Nur elf Minuten später fälschte Niederlechner selbst einen Schuss von Kerem Demirbay unhaltbar ab. Zwei Eigentore, dazu noch haarsträubende Fehler – und schon war nach dem 1:4 (1:2) gegen Spitzenteam Bayer Leverkusen die Augsburger Krise nach drei Spieltagen der Fußball-Bundesliga perfekt.
Während die spielerisch starke Werkself ihre Ambitionen unterstrich, herrschte beim FCA Fassungslosigkeit über so viel Unvermögen. „Wir schießen drei Tore und liegen zur Pause 1:2 zurück. Das ist Scheiße und tut weh“, sagte Gikiewicz und schüttelte ungläubig den Kopf. Dabei hatte sich auch der Schlussmann einen folgenschweren Aussetzer geleistet, als er kurz vor Schluss beim Herauslaufen den Ball verfehlte – diesen schob Florian Wirtz zum Endstand ins leere Tor (81.).
Das zwischenzeitliche 1:3 (75.) von Bayer durch Patrik Schick war nach einem Eckball der Augsburger entstanden. Kein Wunder, dass FCATrainer Markus Weinzierl das Verhalten seiner Profis als „naiv“bezeichnete. „Das sind Dinge, aus denen wir schnell dazulernen müssen. Es kann nicht sein, dass wir zum Schluss solche Kontertore bekommen“, sagte Weinzierl konsterniert.
Nach nur einem Punkt aus drei Spielen müsse man in der Länderspielpause
„grundlegende Dinge ansprechen“, forderte Felix Uduokhai, der nach dem verletzungsbedingten Fehlen von Jeffrey Gouweleeuw als Kapitän auflief. Zumal die BayerischSchwaben in den Heimspielen gegen Hoffenheim (0:4) und jetzt Leverkusen schon acht Gegentreffer kassiert haben. „Wir werden die Gesamtsituation analysieren, mit der wir nicht zufrieden sind. Wir brauchen mehr Qualität im Abschluss und defensiv mehr Stabilität“, sagte Weinzierl.
Dagegen sah sein Kollege Gerardo Seoane bei seiner hoch veranlagten Mannschaft „Entwicklungsschritte, weil wir solidarisch verteidigen“. Da konnte er auch über den Blackout von Mitchel Bakker vor Niederlechners 1:2 (30.) hinwegsehen. Auch Demirbay sprach bei Sky zufrieden von einem „Sieg der Mentalität. Wir sind auf einem sehr guten Weg. Wir sind eine Einheit, da bildet sich was zusammen.“
Wie viel Potenzial Bayer hat, zeigte auch die Einwechslung des französischen Offensivjuwels Amine Adli. Der unter der Woche verpflichtete Offensivspieler deutete seine Klasse an und hatte bei seinem kurzen Einstand mit einem Pfostenschuss Pech. „Diese jungen Spieler bekommen bei uns Spielzeit. Sie sehen, dass sie sich entwickeln können und wir eine gute Mannschaft haben“, sagte Sportdirektor Simon Rolfes.
Dass Bayer am Samstag sogar von der Tabellenspitze grüßte, wollte niemand zu hoch hängen – zumal die großen Bewährungsproben erst noch kommen. Nach der Länderspielpause geht es zu Hause gegen Borussia Dortmund. Zwei Eigentore wird der BVB kaum erzielen.
„Ich werde nicht in Aktionismus verfallen und aus der Emotion heraus urteilen.“FCA-Trainer Markus Weinzierl
Im Endspurt auf dem Transfermarkt könnte der FC Augsburg noch mal zuschlagen. „Die letzten Tage passieren immer wieder auch verrückte Dinge“, sagte Manager Stefan Reuter. „Wir werden sehr wach sein.“Und: „Manchmal gibt es am letzten Tag eine Option, die aufgeht.“Wegen der Corona-Krise sind die Finanzmittel begrenzt. Ein „bisschen Spielraum“sei aber da, erklärte Reuter.