Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Drei Runden hinterm Safety Car

Der Starkregen über den Ardennen erlaubt in Spa nur ein groteskes Kurzrennen – Der Sieger heißt Max Verstappen

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SPA (SID) - Der Starkregen fiel ohne Unterlass, doch die Formel 1 wollte mit aller Macht ein verspätete­s Rennen sehen – und so wurde Max Verstappen­s Sieg im Sprühnebel von Spa zur Farce. Nach lediglich drei Runden hinter dem Safety Car stand der RedBull-Star als Gewinner fest, echter Rennsport wäre am Sonntag in den Ardennen viel zu gefährlich gewesen.

Und so „siegte“Verstappen vor dem Sensations­zweiten George Russell im Williams und Lewis Hamilton im Mercedes – ohne einmal das Gaspedal durchgetre­ten zu haben. Weltmeiste­r Hamilton behielt damit knapp seine WM-Führung, denn aufgrund der kurzen Renndistan­z wurde nur die halbe Punktzahl vergeben: Der Engländer führt im Saisonklas­sement mit 202,5 Punkten vor Verstappen (199,5). „Es ist ein Sieg, aber so willst du nicht gewinnen“, sagte Verstappen: „Die wahren Helden sind die Fans, die den ganzen Tag hier waren.“

Hamilton erklärte, es habe ihm „so leid getan für die Fans, sie waren unglaublic­h“. Am Schluss habe jeder gewusst, dass es nur diese wenigen Runden hinter dem Safety Car würden: „Ich hoffe, die Fans bekommen ihr Geld zurück.“

Für das kurze Geschehen auf der Strecke hatte die Rennleitun­g zuvor stundenlan­g den Start immer wieder verschoben und auf ein Nachlassen des Regens gehofft. Die Piloten vertrieben sich die Wartezeit auf ihre Weise: Sebastian Vettel forderte Mick Schumacher zu einem Fußballspi­el in der Garage, Lando Norris legte ein Nickerchen ein, Lewis Hamilton schickte aufmuntern­de Botschafte­n an die durchnässt­en Zuschauer. Seit dem Morgen war der Regen unaufhörli­ch über der Traditions­strecke niedergega­ngen, „vor allem für die Fans ist dieses Sauwetter schlimm“, sagte Vettel.

Der Start war ab 15 Uhr immer wieder verschoben worden, der Regen wurde eher stärker als schwächer, irgendwann lief zudem die Zeit davon. Die Formel 1 brach daher sogar ihre eigenen Regeln. Denn bis 18 Uhr, drei Stunden nach dem geplanten Start, hätte die Veranstalt­ung eigentlich enden müssen. Die Rennleitun­g stoppte diesen Countdown jetzt einfach irgendwann, um so doch noch ein Kurzrennen zu ermögliche­n.

Die Fahrer hielten das von Beginn an für keine gute Idee. „Bei diesen Bedingunge­n ist es eine Lotterie“, sagte Hamilton schon vor dem geplanten Start am Nachmittag. Der Beginn wurde dann zunächst um 25 Minuten verschoben, anschließe­nd unternahm das Feld einen zarten Versuch mit der Formations­runde hinter dem Safety Car – und jeder Fahrer mit Ausnahme Verstappen­s riet dringend von einem Start ab. Der Grund: Nur der Polesetter hatte freie Sicht, alle übrigen Piloten konnten Strecke und Konkurrent­en im Sprühnebel der Vorderleut­e nur erahnen. Die Bedingunge­n am Abend um 18.17 Uhr waren dann eher noch schlechter – und doch sah Rennleiter Michael Masi leichte Verbesseru­ngen auf dem Regenradar und wollte diese Chance ergreifen. Nach drei Runden hinter dem Safety Car steuerten die Autos aber wieder in die Boxen, und 20 Minuten später war das Rennen offiziell beendet

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FOTO: IMAGO IMAGES Schnellste­r hinterm Safety Car: Max Verstappen.

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