Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Tiger füttern und Dinos streicheln

„Tricture 3D – Komm ins Bild!“im Kloster Bad Schussenri­ed lädt zum Knipsen täuschend echter Fotos ein

- Von Christina Mikalo

● ungrig fährt sich der Löwe mit der Zunge über sein Maul. Um ihm nicht zum Opfer zu fallen, füttert Joachim Moll ihn schnell mit einem Steak, das er glückliche­rweise gerade zur Hand hat. Moment. Löwe? Steak? Was normalerwe­ise eher seltene Anblicke im Kloster Bad Schussenri­ed sind, zeigt eine Ausstellun­g seit Anfang Juni dort im Museum. Natürlich nicht in echt. Doch wirken sollen die Exponate der Schau „Tricture 3D – Komm ins Bild!“schon so, als wären sie real.

Genau das sei der Trick, verrät der Leiter der Klosterver­waltung Moll. „Ein oder mehrere Besucherin­nen und Besucher platzieren sich vor dem Bild, während die Fotografin oder der Fotograf dirigiert“, sagt er.

Ziel sei es, dass der Eindruck entstehe, die Person sei Teil des Bildes.

Wie die Besucherin­nen und Besucher das tun, bleibt ihnen überlassen. Die Exponate liefern allerdings in der Regel mehr oder weniger deutliche Anregungen. Da ist zum Beispiel der Höhlenbär, der mit einem brennenden Stock abgewehrt werden will. Oder der Pirat, der seinen Rum verschütte­t – genau auf den Kopf von Moll, der spontan vor dem Bild auf allen Vieren geht.

Dass die Menschen sich das trauen, sei dabei keine Selbstvers­tändlichke­it, berichtet er. „Eigentlich müsste man vorher einen Sekt trinken, um die Scheu zu überwinden.“Bloß Kinder kennen meist keine Hemmungen und kommen sofort auf viele Ideen, was sie mit dem Bild anstellen können. Vor allem ältere

HMädchen und Jungs finden dabei auf den oberen zwei Etagen des Konventbau­s ihren Spaß, sagt Moll. Für Jüngere sei eher die sich im Erdgeschos­s befindlich­e Lego-Ausstellun­g geeignet.

Noch bis zum 6. März kommenden Jahres sind beide Ausstellun­gen geöffnet. Bislang sei der Andrang vor allem in kälteren und verregnete­n Wochen – in diesem Sommer ja keine Seltenheit – da, berichtet Moll, während er durch die weiten Gänge und großen Räume des Klosterbau­s spaziert. Die bieten in der aktuellen Situation auch gleichzeit­ig einen unverkennb­aren Vorteil: Die Menschen können leicht Abstand zueinander halten.

„Bislang funktionie­rt das sehr gut“, sagt der Leiter der Klosterver­waltung. Wie überall in Baden-Württember­g auch herrscht im Kloster zurzeit die 3G-Regelung. Wer die Ausstellun­gen besichtige­n will, braucht einen Impf-, Geneseneno­der Testnachwe­is. Ausgenomme­n davon sind Kinder bis einschließ­lich fünf Jahre, Kinder mit sechs und sieben Jahren, die noch nicht eingeschul­t wurden, sowie Schülerinn­en und Schüler, die als Nachweis den Schüleraus­weis vorzeigen können. Zudem werden am Eingang des Museums die Kontaktdat­en über die Luca-App oder ein Formular erhoben. Dieses können Gäste allerdings auch schon vorher auf der Webseite des Klosters downloaden, ausfüllen und mitbringen.

Im Gebäude dann müssen die Besucherin­nen und Besucher mit einer medizinisc­hen oder FFP2-Maske unterwegs sein und den Abstand von 1,5 Metern zueinander wahren. Moll ist dabei überzeugt davon, dass sich die Gäste schnell an die neuen Regeln gewöhnen werden. „Bei den Masken hat das ja auch geklappt.“Allerdings wirken die Masken schon ein wenig wie Fremdkörpe­r auf den geschossen­en Fotos.

Die Ausstellun­gsmacher planen Erweiterun­gen: Für die „Tricture 3D“-Schau wollen sie in Zukunft vielleicht eine Fotowand mit den schönsten Schnappsch­üssen der Besucherin­nen und Besucher aufstellen. So bekämen alle Anregungen, was sie während des rund eineinhalb­bis zweistündi­gen Rundgangs durch die Ausstellun­gen mit den Exponaten anstellen können. Ob Dinosaurie­r, Dschungel, Monster oder Märchen – die Verantwort­lichen wollen mit der 3D-Ausstellun­g, die bereits die dritte ihrer Art im Kloster Schussenri­ed ist, ein breites Publikum ansprechen.

Und tatsächlic­h kommt Moll bei seinem Rundgang durch die Ausstellun­g an einer Gruppe älterer Damen vorbei, die überlegt, wie sie sich vor einem Bild mit Tigern positionie­ren soll. Und an einem kleinen Mädchen, das seinen Eltern vor einem Dinosaurie­r-Exponat Anweisunge­n für das Foto gibt.

Viele, die ihre Scheu erst einmal überwunden haben, scheinen ihren Spaß in der 3D-Ausstellun­g zu finden. Und wer hinterher noch mehr sehen möchte, der könne den barocken Bibliothek­ssaal des Klosters besichtige­n, sagt Moll.

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FOTOS: CHRISTINA MIKALO Vorsicht! Seeungeheu­er! Joachim Moll meistert die Situation perfekt.
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Dieses Feuer wärmt nicht wirklich.
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