Biden rechtfertigt Abzug
Taliban zögern mit Regierungsbildung in Afghanistan
WASHINGTON (dpa) – Nach dem Ende des internationalen Militäreinsatzes in Afghanistan hat US-Präsident Joe Biden seine umstrittene Abzugsentscheidung vehement verteidigt. „Es war an der Zeit, diesen Krieg zu beenden“, sagte Biden am Dienstag (Ortszeit) im Weißen Haus. Die Alternative wäre gewesen, Zehntausende weitere Soldaten in das Land zu schicken und den Konflikt zu eskalieren, argumentierte er. Mit dem Abzug der letzten US-Soldaten vom Flughafen Kabul war in der Nacht zu Dienstag der internationale Afghanistan-Einsatz nach fast 20 Jahren zu Ende gegangen.
Unterdessen lassen die Taliban mit einer Regierungsbildung weiter auf sich warten. Es gebe noch keine exakten Informationen über den Zeitpunkt, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid am Mittwoch. Auch ob Taliban-Führer Haibatullah Achundsada erstmals nach der Machtübernahme der Islamisten öffentlich auftreten werde, ließ er offen. „Wir warten“, so Mudschahid.
Einer möglichen Beteiligung früherer Regierungsmitglieder erteilte ein hochrangiges Mitglied der Islamisten bereits eine Absage. Mit Spannung wird erwartet, ob die Taliban auch Vertreter anderer Volksgruppen sowie Frauen in die Regierung aufnehmen und ob diese dann auch wichtige Ämter übernehmen oder nur eine Alibifunktion haben.
Das Terrornetzwerk Al-Kaida gratulierte den Taliban zur Machtübernahme in Afghanistan und sprach mit Blick auf den US-Abzug von einem „historischen Sieg“. USTruppen hatten die Taliban 2001 aus Kabul vertrieben, die Mitgliedern des Terrornetzwerks Unterschlupf gewährt hatten. Heute ist Al-Kaida laut einem UN-Bericht etwa in einem Drittel der afghanischen Provinzen aktiv. Die Beziehungen mit den militant-islamistischen Taliban sind demnach weiter eng. Die Taliban hatten sich im Februar 2020 in einem Abkommen mit den USA eigentlich verpflichtet, ihre Zusammenarbeit mit Al-Kaida zu kappen.