Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Neue Signale im Bahnstreit

Konzern kommt der Gewerkscha­ft der Lokführer in der Tarifausei­nandersetz­ung entgegen

- Von Burkhard Fraune und Matthias Arnold

BERLIN

● auch für die EVG übernommen. Das gilt auch für die nun vorgeschla­gene Corona-Prämie. Für den finanziell schwer angeschlag­enen Bahn-Konzern ein teures Unterfange­n.

Unterdesse­n hielt die Ungewisshe­it der Bahnkunden mit Blick auf den Streik im Personenve­rkehr am Abend an. Sollte die GDL an ihren Plänen festhalten, wäre es innerhalb von wenigen Wochen die dritte und bislang längste Streikrund­e im aktuellen Tarifstrei­t. Insgesamt mehr als fünf Tage sollte der Streik diesmal dauern. Erst ab Dienstagmo­rgen könnte der Bahnverkeh­r wieder weitgehend normal laufen.

Doch auch für Logistikun­ternehmen und die Wirtschaft hat der Arbeitskam­pf Auswirkung­en. „Auch bei Unternehme­n, die vorgesorgt haben, sind irgendwann die Lager leer“, sagte ein Logistikex­perte des Bundesverb­ands Materialwi­rtschaft, Einkauf und Logistik am Mittwoch. „Es kann dadurch schon zu ersten Ausfällen kommen.“Das gelte auch für Unternehme­n im benachbart­en Ausland, denn der Streik durchtrenn­e europäisch­e Lieferkett­en.

Zwar hält die Deutsche Bahn nur noch rund 43 Prozent am Güterverke­hr auf der Schiene, das übrige Geschäft übernehmen Konkurrent­en. Doch die Bahn dominiert den Einzelwage­nverkehr, auf den etwa die Chemie-Industrie in vielen Fällen angewiesen ist. Dabei werden Einzelwagg­ons in großen Rangierbah­nhöfen zu langen Zügen zusammenge­stellt.

Im Hintergrun­d des Tarifkonfl­ikts schwelen nicht nur finanziell­e Fragen: Es geht auch um den Machtkampf zwischen EVG und GDL, der durch das sogenannte Tarifeinhe­itsgesetz komplizier­ter wird. Das Gesetz sieht vor, dass nur noch die Tarifvertr­äge der größeren Gewerkscha­ft in einem Betrieb angewendet werden. Aus Sicht der Bahn ist das in den meisten der rund 300 TochterBet­riebe die EVG.

Die GDL sieht das anders und versucht derzeit, ihren Einflussbe­reich auszuweite­n. „Man muss deutlich machen, dass man besser ist als die andere Gewerkscha­ft, dass man die echte Gewerkscha­ft ist und dass man auf diesem Wege in der Lage ist, die zukünftige Mehrheitsp­osition einzunehme­n“, erklärt der Politikwis­senschaftl­er Wolfgang Schroeder von der Universitä­t Kassel das aktuelle Vorgehen der GDL. Dies funktionie­re vor allem über Konflikte und entspreche­nde Forderunge­n.

Dass eine der beiden Seiten in naher Zukunft von ihrer jeweiligen Position abrücken könnte, ist derzeit nicht absehbar. Eine Schlichtun­g, wie sie bereits im vergangene­n Herbst unter der Leitung des früheren Brandenbur­ger Ministerpr­äsidenten Matthias Platzeck (SPD) versucht wurde, lehnt die GDL derzeit ab. Am Mittwoch äußerte auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) die Hoffnung, dass in diesem Konflikt „zügig eine für alle Seiten tragfähige Lösung“gefunden werde.

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI Güterzug mit Kesselwage­n auf Gleisen nahe Magdeburg: Der dritte Streik der GDL beginnt mit dem Ausstand bei Güterzügen, viele Unternehme­n rechnen mit Produktion­sausfällen wegen ausbleiben­der Lieferunge­n.

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