Stipendium ermöglicht Studium im Ausland
Absolventen aus Ulm und Neu-Ulm können auf zwei Auslandssemester hoffen
● ULM/NEU-ULM - Vor einem Jahr finanzierte die noch sehr junge Alexander-Spohn-Stiftung erstmals für zwei Studenten aus Ulm zwei Auslandssemester. Markus Köhler konnte durch die Unterstützung der Stiftung zwei Semester Architektur in Mailand studieren, Simon Schwesig ermöglichte die Stiftung zwei Semester Europarecht, Internationales Recht und Völkerrecht im niederländischen Leiden. An seinem ersten Arbeitstag nach dem Urlaub stellte Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch gemeinsam mit Stiftungs-Geschäftsführer Simon Fosseler und mit Gerhard Semler, dem Vorstandsbevollmächtigten, die beiden Stipendiatinnen dieses Herbstes vor.
Emely Grüter, die ihr Abitur an der Ulmer Friedrich-List-Schule gemacht hat, und Leonie Eberhardt, die an St. Hildegard die Reifeprüfung abgelegt hat, saßen dabei schon auf gepackten Koffern, denn am 1. September begann das von der Stiftung ermöglichte Auslandsjahr – für Emely Grüter in Paris, wo sie zwei Semester Architektur studieren wird, für Leonie Eberhardt im irischen Cork, wo sie Geographie studieren und sich mit der gälischen Sprache beschäftigen möchte. Die beiden Studentinnen sind 21 Jahre alt, haben bislang beide in München studiert, und die Alexander Spohn-Stiftung wählte beide aufgrund ihrer Motivation für ein Auslandsjahr aus. Der Umfang des Stipendiums schließt eine monatliche Rate für Unterkunft, Verpflegung und Unterrichtsmaterialien, Taschengeld, die Studiengebühren, die Reisekosten für Anund Abreise und Versicherungen mit ein.
Online zugeschaltet, berichteten die beiden Stipendiaten des vergangenen Jahres von ihren Erfahrungen und von ihrer Dankbarkeit für das Stipendium. Beider Auslandsaufenthalte waren von der Corona-Pandemie geprägt, aber möglich gewesen.
Markus Köhler erzählte, wie er im Herbst noch von Mailand aus nach Rom, Bologna und Neapel habe reisen können, wie nach Semesterbeginn in Mailand noch Präsenzveranstaltungen am Politecnico di Milano stattfinden konnten, wie schwierig es dann ab November wurde, als Mailand Rote Zone wurde und das Leben von Ausgangssperren und Online-Vorlesungen geprägt war, und wie sich die Stadt im Frühjahr von den Auswirkungen der Pandemie erholte. Das Jahr sei ein Geschenk für ihn gewesen, sagte Markus Köhler – einzig der Wunsch, Italienisch zu lernen, habe sich nicht wirklich erfüllt, weil die Vorlesungen in englischer Sprache stattfanden und Corona Begegnungen mit anderen stark reduzierte.
Simon Schwesig erlebte im Herbst 2020 die Niederlande so, als sei die Pandemie beendet, mit Präsenz an der Universität, mit vollen Cafés und Studentenleben. „Um Weihnachten herum wurde es dann richtig schlimm, es gab nur noch Online-Vorlesungen.“Da er aber schon im Herbst Freunde gefunden hatte, konnte man trotzdem viel zusammen machen, draußen – und zum Beispiel auch den eigenen Professor auf Schlittschuhen im eisigen Winter, den die Niederlande erlebten, mit Schlittschuhen auf den Grachten beobachten. Auch Simon Schwesig ist dankbar für die Unterstützung der Stiftung. Die dritte 2020 akzeptierte Bewerberin Annika Lea Hanrieder ging nicht ins Ausland, sondern begann in Ulm ihre Dissertation im Bereich der Neurologie am RKU. Die Zusage an sie gilt weiter, sollte sie für ein Jahr ins Ausland gehen wollen, berichtete Simon Fosseler.
Die soeben begonnene dritte Bewerbungsrunde für das Förderungsjahr 2022/23 läuft bis zum 30.
September. Bewerben können sich junge Menschen, die ihr Abitur an einem Ulmer Gymnasium gemacht haben oder am Neu-Ulmer Lessinggymnasium, die an einer deutschen Universität immatrikuliert sind, und die die Sprachkenntnisse nachweisen können, die für das Studium an einer Universität im Ausland erforderlich sind. Gerhard Semler hofft, dass im kommenden Jahr auch wieder Studienaufenthalte in den USA oder in Asien möglich sein könnten, was wegen der Pandemie aktuell nicht geht. Von der Stiftung nicht gefördert werden Auslandsaufenthalte in Österreich und der Schweiz.
Die Stiftung, benannt nach dem im Alter von 16 Jahren 1998 ums Leben gekommenen Alexander Spohn, wurde nach dem Testament seiner 2016 und 2017 verstorbenen Eltern Walter und Marianne Spohn errichtet. Walter Spohn war Notar in Ulm gewesen, seine Frau Marianne arbeitete als Lehrerin für Französisch und Geschichte am Lessing-Gymnasium. Die Familie hatte in Gerlenhofen gelebt und hatte der Stadt Ulm ein Millionenvermögen vererbt. Dass in NeuUlm nur Absolventen des LessingGymnasiums berücksichtigt werden, beruht auf dem Testament des Ehepaares, so Gerhard Semler.