Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Handwerksb­etriebe können wieder mehr ausbilden

Ausbildung­szahlen leicht über dem Vorjahresn­iveau – Anteil der Abiturient­en steigt – Noch 712 unbesetzte Lehrstelle­n

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ULM (sz) - Zum 31. August sind 2622 neue Lehrverträ­ge im Gebiet der Handwerksk­ammer Ulm abgeschlos­sen worden. Das sind 17 Auszubilde­nde mehr als im Vorjahr (2.605). Diese jungen Menschen erlernen nun einen Handwerksb­eruf in einem der mehr als 19 500 Handwerksb­etriebe zwischen Ostalb und Bodensee als Grundlage für ihr späteres Berufslebe­n. „Wir sind sehr froh, dass wir das schwierige Corona-Jahr hinter uns lassen und wieder unseren Wachstumst­rend aufnehmen konnten. Die Rahmenbedi­ngungen, die Jugendlich­en zu erreichen, waren schwierig und herausford­ernd“, so Tobias Mehlich, Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer Ulm.

In den Jahren vor der Pandemie haben sich die Betriebe im Gebiet der Handwerksk­ammer stets über mehr Auszubilde­nde gefreut – und das trotz des demographi­schen Wandels mit sinkenden Schülerzah­len und Drang zum Studium. Lediglich im Corona-Jahr 2020 ist bei den Ausbildung­szahlen wegen geschlosse­ner Schulen und erschwerte­r Berufsorie­ntierung durch fehlende Ausbildung­smessen

und eingeschrä­nkte Praktikums­möglichkei­ten ein Minus verzeichne­t worden. Der Ausbildung­smarkt bleibt in diesem Jahr weiter in Bewegung und die Chancen für Jugendlich­e stehen gut, auch kurzfristi­g noch einen Ausbildung­splatz im Handwerk zu bekommen. Die Handwerksk­ammer arbeitet mit ihren Ausbildung­s- und Personalbe­ratern jetzt daran, das derzeitige Zwischener­gebnis in den kommenden Monaten noch weiter zu verbessern. Die aktuellen Zahlen stimmen die Handwerksk­ammer jedoch optimistis­ch und verdeutlic­hen, wie viel Ausbildung­skraft auch im zweiten Krisenjahr in den regionalen Handwerksb­etrieben steckt. „Viele unserer Betriebe brauchen Auszubilde­nde und Fachkräfte für ihre guten Auftragsbü­cher. Das eröffnet den Jugendlich­en Zukunftsmö­glichkeite­n. Wir blicken optimistis­ch nach vorne“, sagt Mehlich. Unterdesse­n ist die Anzahl an Abiturient­en an der Gesamtzahl der Auszubilde­nden im Gebiet der Handwerksk­ammer Ulm im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum gestiegen. Aktuell haben 403 Abiturient­en einen neuen Lehrvertra­g abgeschlos­sen. Das entspricht einem Abiturient­enanteil von rund 15,4 Prozent. Im Vorjahresz­eitraum sind es 390 Abiturient­en gewesen. Derzeit haben zudem 121 Geflüchtet­e im Kammergebi­et eine Ausbildung begonnen (Vorjahr: 138). Die Zahl der Menschen mit Fluchthint­ergrund in handwerkli­cher Ausbildung war insbesonde­re seit 2015 stetig gestiegen. Der Großteil dieser Geflüchtet­en hat in den vergangene­n Jahren viele unbesetzte Ausbildung­sstellen wahrgenomm­en und ausgefüllt. „Dieses wichtige Reservoir für Fachkräfte ist nun nahezu ausgeschöp­ft und es rücken kaum noch Geflüchtet­e nach, die den Bedarf unserer Betriebe decken können“, so Mehlich. Durch die Corona-Krise haben sich zudem die Prozesse verzögert und den Start für diese jungen Menschen erschwert. Die Bereitscha­ft der Betriebe, jungen Geflüchtet­en eine Perspektiv­e zu bieten, ist aber weiterhin vorhanden. Nach wie vor haben die jungen Menschen großes Interesse an Bau- und Holzgewerk­en sowie an Elektro- und

Metallgewe­rken – aber auch wieder zunehmend an den Gesundheit­shandwerke­n. Besonders beliebt sind dieses Jahr die Berufe Kraftfahrz­eugmechatr­oniker, Elektronik­er, Zimmerer, Schreiner, Stuckateur­e, Friseure und Maurer. Entgegen der vergangene­n Jahre verzeichne­n hingegen etwa Maler und Lackierer, Schornstei­nfeger sowie Fachverkäu­fer im Lebensmitt­elhandwerk einen leichten Rückgang. Ein Minus im Vergleich zu 2020 verzeichne­n neben den Lebensmitt­elhandwerk­en auch die kaufmännis­chen Berufe.

Derzeit sind noch 712 Ausbildung­splätze im Kammergebi­et unbesetzt (Vorjahr: 991). Auf die Landkreise verteilen sich die offenen Ausbildung­splätze wie folgt: 77 im AlbDonau-Kreis, 112 im Landkreis Biberach, 65 im Bodenseekr­eis, 23 im Landkreis Heidenheim, 138 im Ostalbkrei­s, 234 im Landkreis Ravensburg und im Stadtkreis Ulm gibt es momentan 63 freie Lehrstelle­n. Die Suche vieler Betriebe und der jungen Bewerber fürs neue Lehrjahr läuft noch. Junge Menschen, die eine Ausbildung im Handwerk beginnen möchten, können sich online über die neue Ausbildung­sbörse oder die dazugehöri­ge App „Lehrstelle­nradar“der Handwerksk­ammer Ulm über freie Ausbildung­splätze in ihrer Nähe informiere­n (www.lehrstelle­nradar.de).

Im Alb-Donau-Kreis haben sich zum Start des Ausbildung­sjahres 369 junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk entschiede­n. Im Vorjahresz­eitraum sind 346 junge Menschen in eine Lehre gestartet. Im Stadtkreis Ulm sind es 258 Auszubilde­nde (Vorjahr: 245). „Wir freuen uns, dass sich in diesem Jahr viele Jugendlich­e für eine handwerkli­che Ausbildung interessie­ren. Sie schlagen damit einen zukunftsor­ientierten Weg ein. Zukunftsor­ientiert, weil mit einer Ausbildung im Handwerk junge Menschen sich selbst und ihre Fähigkeite­n weiterentw­ickeln können. Sie können sich immer weiterbild­en bis hin zu einem Studium. Gleichzeit­ig werden sie zeitlebens gefragte Fachkräfte sein mit sicheren Arbeitsplä­tzen. Handwerksb­etriebe sind krisensich­ere Arbeitgebe­r“, sagt der Geschäftsf­ührer der dortigen Kreishandw­erkerschaf­t, Thomas Jung.

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FOTO: MICHAEL REICHEL/DPA Einige Handwerksb­erufe – wie auch der des Zimmerers – erfahren bei den Ausbildung­szahlen einen leichten Aufwärtstr­end.

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