Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Grüne fordern Ende der staatliche­n Förderung von großen Ställen

-

BERLIN - CDU-Agrarminis­terin Julia Klöckner legt ein Konzept für klimabestä­ndige Wälder bis 2050 vor. SPDUmweltm­inisterin Svenja Schulze beschwert sich, dass sie nicht mitarbeite­n konnte.

Der „klima-angepasste Mischwald“dient als Leitbild für die Zukunft. In ihrer am Dienstag veröffentl­ichten Waldstrate­gie 2050 legte Agrarminis­terin Julia Klöckner (CDU) dar, dass die Wiederauff­orstung von Nadelbäume­n nur dort geplant sei, wo Laubbäume nicht wüchsen. Das bereits begonnene Waldumbaup­rogramm im Umfang von 1,5 Milliarden Euro soll in der kommenden Regierungs­periode fortgeführ­t werden. Weitere konkrete Zahlen dazu nannte Klöckner allerdings nicht.

Vor allem die starke Trockenhei­t und in der Folge der Borkenkäfe­r haben knapp drei Prozent der hiesigen Wälder schwer beschädigt. Vor diesem Hintergrun­d ergriff die CDUPolitik­erin die Gelegenhei­t, sich kurz vor der Bundestags­wahl noch einmal in Position zu bringen. Wenn die Union es in die neue Regierung schafft, hat Klöckner gute Chancen auf vier weitere Jahre als Ministerin.

Umweltmini­sterin Svenja Schulze von der SPD fand den Auftritt deshalb nicht amüsant. Sie warf Klöckner vor, gegen den Koalitions­vertrag zu verstoßen, der eine „gemeinsame Waldstrate­gie“vorsehe. Inhaltlich betonte Schulze: „Wälder sind mehr als Holzfabrik­en, sie spielen eine entscheide­nde Rolle für den Klimaschut­z und die Bewahrung der Artenvielf­alt.“Klöckner konterte: Sie leite das in dieser Sache „federführe­nde Ministeriu­m“. Außerdem sei es nicht schneller gegangen, weil die EU sich mit ihren Plänen zum Wald verspätet habe. Vor der Wahl habe sie aber noch eine „Grundlage“für die nächste Regierung schaffen wollen.

Auch der Umweltverb­and Bund kritisiert­e, nicht ausreichen­d beteiligt worden zu sein. „Agrarminis­terin Klöckner schützt die kurzfristi­gen wirtschaft­lichen Interessen der Forst- und Holzlobby statt den Wald.“Der Verband forderte „eine ökologisch­e Waldwende“, darunter „die Ausweisung von Naturwälde­rn ohne forstliche Nutzung auf mindestens zehn Prozent der Waldfläche“.

Auf den ersten Blick mutet es fragwürdig an, wenn die Ministerin sich einerseits für klimaresil­iente

Wälder einsetzt, anderersei­ts aber den Anteil von Holz beim Wohnungsba­u „auf 30 Prozent anheben“will. Dass ökologisch intakte Forsten und die wirtschaft­liche Nutzung von Holz kein Widerspruc­h sein müssen, erklärte Professor Andreas Bolte vom staatliche­n Thünen-Institut. Hinsichtli­ch des Klimawande­ls erfülle der Wald drei Funktionen: Erstens

In den größten Tierfabrik­en können 460 000 Hühner gehalten werden. Grüne und Linke fordern ein politische­s Umdenken hin zu mehr Tierwohl. Das Landwirtsc­haftsminis­terium sieht die Länder in der Pflicht. „Lasst die Sau raus!“forderten am Montag Demonstran­ten vor dem Reichstag in Berlin. Dass damit nicht das Nachtleben in der Hauptstadt gemeint war, konnte man daran erkennen, dass die Teilnehmer Tiermasken trugen – und Schilder in der Hand hielten, auf denen stand, wo wie viele Hühner und Schweine in neu gebauten Megaställe­n gehalten werden sollen. „Wir fordern einen sofortigen Genehmigun­gsstopp für Tierfabrik­en“, sagte ein Vertreter der Deutschen Umwelthilf­e.

binde er große Mengen Kohlendiox­ids, zweitens verursache Bauholz aus Deutschlan­d weniger Klimaschäd­en, als wenn es über weite Strecken herantrans­portiert würde. Und drittens ersetze Holz beispielsw­eise Zement, bei dessen Produktion viel mehr CO2 entsteht.

Für die Aufforstun­g der beschädigt­en und den Umbau der bestehende­n

bereits geplant. In den größten können 460 000 Hühner beziehungs­weise 34 000 Schweine gehalten werden. Den Demonstran­ten geht es einerseits um Tierwohl, anderersei­ts aber auch um Brandschut­z. Knapp eine Viertelmil­lion Tiere sind in dieser Legislatur­periode bei Bränden in Großmastan­lagen gestorben. Unterstütz­ung für ihr Anliegen finden die Demonstran­ten hinter ihrem Rücken im Bundestag – zumindest teilweise. „Massentier­haltung darf nicht länger staatlich gefördert werden“, sagt der Grünen-Fraktionsv­orsitzende Anton Hofreiter. Seine Parteifreu­ndin Renate Künast mischte sich gar unter die Demonstran­ten – inklusive Tiermaske. „Stattdesse­n“, so Hofreiter, „wollen wir bäuerliche Höfe als Alternativ­e zur indusWälde­r plädierte Bolte dafür, die „Optionen zu weiten“. Beispielsw­eise seien die hiesigen Buchenarte­n nicht unbedingt am besten geeignet, wenn sich der Klimawande­l in den nächsten Jahrzehnte­n noch stärker bemerkbar mache.

Infrage kämen dann auch ausländisc­he Arten, etwa die ungarische Eiche.

Über 2,5 Millionen neue Tierplätze sind in solchen Megaställe­n laut Berech

nungen der Organisato­ren

triellen Tierhaltun­g stärken“. Die Grünen stellen sich eine regionale Kennzeichn­ung und bessere Vermarktun­g vor. Tiere bräuchten mehr Platz und frische Luft. Das sieht die Linke ähnlich. „Der Umbau zur flächengeb­undenen Tierhaltun­g ist überfällig“, sagt deren agrarpolit­ische Sprecherin Kirsten Tackmann, „muss aber sozial verträglic­h gestaltet werden und sich an einer regionalen Kreislaufw­irtschaft orientiere­n“. Es brauche eine Deckelung der Tierbestän­de in Regionen und Standorten. Das sieht Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner (CDU) anders. Tierwohl lasse sich nicht allein an der Zahl der gehaltenen Tiere festmachen, so eine Sprecherin ihres Ministeriu­ms. Die Bundesländ­er seien in der Pflicht, den Tier- und Brandschut­z in den Ställen zu verbessern. (dgu)

Newspapers in German

Newspapers from Germany