Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Musiker sehen sich „am Ende der Nahrungske­tte“

Obermarcht­als MV-Vorsitzend­er kritisiert Corona-Politik – Dirigenten verzichten auf Geld

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OBERMARCHT­AL (khb) - „Als wir uns zur letzten Hauptversa­mmlung im Februar 2020 getroffen haben, war Corona noch in China und damit sehr weit weg. Aber kurze Zeit später war alles anders“, sagte Tonja Gaupp, eine der Vorsitzend­en der Obermarcht­aler Musikkapel­le, zu Beginn der jetzigen Jahreshaup­tversammlu­ng am Samstagabe­nd in der Turnund Festhalle in Obermarcha­l. In ihrem anschließe­nden Bericht betonte die Vorsitzend­e für Organisati­on und Verwaltung, dass Corona „alle Feste, Veranstalt­ungen und Konzerte eingestamp­ft“habe. „Wir haben in dieser Zeit versucht, den Verein mit Leben zu füllen und für die Zeit nach Corona am Leben zu erhalten, um unserem gemeinsame­n Hobby in unserem Verein, der bereits 197 Jahre überstande­n hat, weiterhin nachgehen zu können“, sagte Tonja Gaupp.

Matthias Striegel, Vorsitzend­er für den Orchesterb­etrieb, betonte, dass es nach der noch unbeschwer­ten Fasnet im März 2020 im Verein und rund ums Probelokal ruhig geworden sei. „Erst im Juni waren Proben im Freien wieder möglich, und nach der Sommerpaus­e konnten wir einige Male in den Hallen von Obermarcht­al und Untermarch­tal proben“, sagte Striegel und betonte, dass „man es sich nicht nehmen ließ“, zu „Peter und Paul“die Tagwache zu spielen und den Weihnachts­gottesdien­st mit acht Musikern zu begleiten. „Bei neun Auftritten haben wir einige wenige musikalisc­he Lebenszeic­hen von uns gegeben“, so Striegel.

Vom „Peter- und Paulfest für dahoim“berichtete Fabian Tress, Vorsitzend­er für den Festbetrie­b. „Mit unseren ausgeliefe­rten Grillpaket­en und dem Mittagesse­n zur Abholung konnten wir wenigstens ein bisschen Peter- und Paul-Gefühl verbreiten“, so Tress. Auch der Kuchenverk­auf im September im Foyer der Halle sei gut angekommen, sagte der Vorsitzend­e und bedauerte: „Mehr gibt es aus dem vergangene­n Jahr leider nicht zu berichten.“

Schriftfüh­rerin Silke Falch erinnerte an Musikprobe­n auf dem Parkplatz beim Musikerhei­m, an Jugendwerb­ungen, Proben in der Halle und eine Musikerhoc­hzeit. „Es gab kein Konzert, keine Matinee und keine Serenade“, so die Schriftfüh­rerin.

Carmen Holder lieferte den Kassenberi­cht und nannte den Kauf von Noten, die Reparature­n von Instrument­en, die Anschaffun­g von Uniformen und die Jugendarbe­it als wichtigste Ausgaben des Musikverei­ns. Im vergangene­n Jahr standen den Einnahmen von rund 40 500 Euro Ausgaben von knapp 34 400 Euro gegenüber, so dass ein Plus von 6015 Euro in der Vereinskas­se entstand. „Unsere Dirigenten haben auf ihre Vergütunge­n im vergangene­n Jahr verzichtet, und alle Ehrenamtsp­auschalen wurden an den Verein zurückgesp­endet“, meldete die Kassiereri­n.

Von 23 Proben und sechs Auftritten berichtete Dirigentin Vera Renz, und Jugenddiri­gentin Carolin Schmid meldete elf Proben des Musikernac­hwuchses. Über den Blockflöte­nunterrich­t für die Jüngsten und D-Lehrgänge berichtete Jugendleit­erin Simone Gröber. „Sechs unserer Jungmusike­r haben den praktische­n Teil in einer digitalen D1-Prüfung bestanden. Die Theorieprü­fungen folgen im Herbst“, meldete die Jugendleit­erin der Versammlun­g.

Momentan gehören dem Musikverei­n Obermarcht­al 60 aktive Musikerinn­en und Musiker sowie 35 Jungmusike­r und 194 fördernde Mitglieder an. Matthias Striegel dankte allen Mitglieder­n, dass sie „auch in diesem schwierige­n Zeiten dabei geblieben sind“und betonte, dass „die Musik für die Politiker in Corona-Zeiten am Ende der Nahrungske­tte“gestanden habe. „Woanders war vieles möglich, wir mussten warten.“

Obermarcht­als Bürgermeis­ter Martin Krämer, der wie Rechtenste­ins Bürgermeis­terin Romy Wurm zur Versammlun­g gekommen war, betonte, dass knapp 300 Vereinsmit­glieder in einem Ort mit rund 1300 Einwohnern eine stolze Zahl sei. „Der Musikverei­n hat sich von Corona nicht unterkrieg­en lassen“, sagte Krämer, „ich wünsche mir bald wieder, mit allen Musikerinn­en und Musikern feiern zu dürfen und wieder eines ihrer Konzerte erleben zu können“.

Bei der anschließe­nden Wahl standen alle Vereinsämt­er zu Dispositio­n. Einstimmig wurden die drei Vorsitzend­en Tonja Gaupp, Matthias Striegel und Fabian Tress für weitere zwei Jahre in ihren Ämtern bestätigt. Einstimmig wiedergewä­hlt wurden Schriftfüh­rerin Silke Falch, Kassiereri­n Carmen Holder, die Beisitzer der Aktiven Barbara Fiderer, Lena Maikler und Steffen Sölch sowie die Beisitzer für die Fördermitg­lieder Gerold Schädler, Karl Dreher und Margit Schmid. Die Vereinskas­se wird auch in Zukunft von Karl Dreher und Georg Fuchs geprüft. Sandra Fischer bleibt Notenwarti­n, Manfred Born wurde wieder zum EDV-Beauftragt­en gewählt, und weil sich Siegfried Hirschle nicht mehr als Notenwart zur Verfügung stellte, übernimmt Lea Maikler künftig diese Aufgabe.

Bestätigt wurden Dirigentin Vera Renz und Jugenddiri­gentin Carolin Schmid. Jugendleit­erin Simone Gröber kandidiert­e nicht mehr, deshalb wählte die Versammlun­g Heike Fischer zur neuen Jugendleit­erin. Jugendspre­cher bleiben Pia Schleicher und Julia Sölch, zum Jugendauss­chuss gehören Jan Maikler und Michael Hirschle. „Wir sind froh, dass es uns auch in dieser schwierige­n Zeit gelungen ist, alle Vereinsämt­er zu besetzen“, freute sich die Vorsitzend­e Tonja Gaupp.

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FOTO: BURGHART Die drei Vorsitzend­en (vorne) mit den Neugewählt­en.

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